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Bäderprojekt in Bad Herrenalb: Gemeinderat tagt nicht öffentlich. Mit T.A.S. Group noch keine Einigung erziel. Mit Kommentar.

Bad Herrenalb - Nachdem am Mittwochabend der Technische Ausschuss zusammengetreten war, tagte der Bad Herrenalber Gemeinderat nicht öffentlich. Gestern wurde eine Pressemitteilung verschickt: Der Kreis der möglichen Betreiber und Investoren für ein Bäderprojekt wird jetzt erweitert. In der Mitteilung von Bürgermeister Norbert Mai ist zu lesen: Nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid am 1. Dezember vorigen Jahres und der Aufstellung des Bebauungsplanes für ein neues Thermal- und Freizeitbad auf der Schweizer Wiese am 18. Dezember habe die Stadt die Verhandlungen über die Verträge mit den Investoren zu dem Vorhaben aufgenommen. "Bislang konnten jedoch in den Vertragsverhandlungen keine erkennbaren Ergebnisse erzielt werden", heißt es. Der Bürgermeister weiter: Bisher sei in den Gesprächen über die konkrete Umsetzung noch keine Einigung erzielt worden. Bad Herrenalb werde daher den Kreis der möglichen Betreiber und Investoren für die Umsetzung eines Projektes erweitern. "Die Stadt steht nach dem klaren Votum der Bürger in der Pflicht, ein Projekt auch tatsächlich umzusetzen", so der Rathauschef abschließend.

Am Donnerstag war der Bürgermeister für weitere Ausführungen nicht erreichbar.

Dem Vernehmen nach gab es am 31. Januar ein gemeinsames Gespräch mit den Investoren. Genauer: mit Axel Feucht und Thomas Kienle. Beide gehören zur T.A.S. Group, Schweiz. Diese ist bekanntlich mit der Ausführung und dem Betrieb des Objekts betraut sowie Miteigentümer. Die Schneider Group stellt als Investor das Kapital für das Vorhaben im dreistelligen Millionenbereich zur Verfügung. Beim Treffen war auch Architekt und Generalplaner Josef Kuon dabei. Termine wurden vereinbart, wer was bis wann zu liefern hat. Das Ganze mit Blick auf einen städtebaulichen Vorvertrag. Hier werden grundsätzliche Dinge festgelegt. So beispielsweise, was wann gebaut wird und wer was bezahlt.

Bei der nächsten Zusammenkunft am 1. April stellte sich heraus, dass der Vertrag nicht unterschriftsreif ist. Wie man hört, fehlen etliche Unterlagen zum Bauleitverfahren. Zudem will die Stadt verständlicherweise ausschließen, dass Kosten auf sie zukommen.

Zur Erinnerung: Bislang gibt es nur eine Absichtserklärung. Unterschrieben wurde bislang nichts.

Bei der nicht öffentlichen Sitzung am Mittwochabend wurde das Gremium umfassend informiert. Weil die Gespräche ins Stocken geraten sind, will man wohl nicht länger abwarten und einen Wettbewerb in Gang setzen beziehungsweise Druck ausüben. Wobei die T.A.S. Group nicht abgesprungen ist. Doch zeigen die zähen Verhandlungen Wirkung. Im Blick sind potenzielle Investoren, die sich in Sachen Thermen- und Bäderbau auskennen. Unternehmen, die auf der Schweizer Wiese etwas machen wollen.

Wie Bürgermeister Norbert Mai vor der nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung auf Anfrage sagte, habe die Zusammenkunft gar nichts mit Gerhard Geschwill, dem Sprecher der ehemaligen Bürgerinitiative Schweizer Wiese zu tun. Über dessen Vorgehensweise äußerste er sich sehr befremdet. Mai sagte, die Art und Weise sei für die Stadt schädlich. Geschwill unterstelle dem Stadtoberhaupt, es bastle "gerade an einer Erklärung, warum aus dem Bad-Projekt nichts werde: Die Bürgerinitiative sei schuld". "Sollten Sie das tun, so werden wir Sie aus Ihrem Bürgermeister-Sessel heben, denn dann geht die Sache vor Gericht", schrieb Geschwill. Er habe Mai persönlich und begründet davor gewarnt, sich ohne hinreichende Sicherheiten auf den Investor RJS einzulassen. Der Schultes habe es grob fahrlässig unterlassen, die Versprechungen der T.A.S. nachzuprüfen.

Mai reagierte übrigens auf das Schreiben so: "Das Einzige, was mich an Ihnen stört, ist, dass Sie immer gleich mit aller Stärke auf die Pauke hauen müssen. Gleichzeitig bekenne ich aber, dass Ihre Recherchen bei mir immer Gehör gefunden haben und ich deshalb stets mit aller Vorsicht Gespräche mit den potenziellen Investoren geführt habe. Das zeigt sich schon daran, dass bis heute kein Vertrag oder ähnliches von mir unterzeichnet worden ist." Deshalb sei es völliger Quatsch, "was Ihnen zugetragen worden ist". "Ich bitte Sie, dies dem Überbringer der wirklich dummen und falschen Nachricht auch so mitzuteilen."

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Am Donnerstag war Axel Feucht von der T.A.S. Group telefonisch nicht erreichbar. Selbstverständlich würden – wie angekündigt – die Bürger informiert und integriert, sagte er auf Anfrage unserer Zeitung Ende Februar.

Einen Tag nach dem Bürgerentscheid am 1. Dezember vorigen Jahres stellte Feucht fest: Wegen des Bürgerentscheids sei man zeitlich ziemlich eingebremst gewesen. Als Traumvorstellung bezeichnete er es, wenn die Arbeiten im Herbst 2014 beginnen könnten. Sei doch Zielvorgabe, bis zur kleinen Landesgartenschau 2017 mit den Baumaßnahmen fertig zu sein. Geschwindigkeit lege man vor, indem die Arbeiten an verschiedene Firmen vergeben würden. Von Vorteil sei im Übrigen, dass das Projekt von hinten erschlossen werden könne.

Das Anforderungsprofil der einzelnen Bereiche werde erarbeitet. Es stehe schon mal fest: Bei Sauna und Dampfbad soll es zwei und im Erlebnisbad drei Weltneuheiten geben. 2014 müsse definitiv das Betreiber-Team feststehen, das dann das Projekt stetig mit begleite. Für die Thermen- und Spaßbadbereiche gebe es jeweils schon jemanden. Spezialisten einzubinden sei wichtig. Beim Ärztehaus versuche man weiter, Synergien herbeizuführen. Platz gebe es auch noch für Ärzte und Therapeuten, wenn sie ins Gesamtkonzept passten.

Die Vorbereitungen seien im vollen Gange, informierte Feucht im Februar weiter. Als wichtig bezeichnete er, dass der städtebauliche Vertrag zustande komme und man den Bebauungsplan vorantreibe. Dass das Ganze eine gewisse Zeit in Anspruch nehme, sei normal. Dabei erinnerte Feucht auch an die erforderlichen Gutachten. Verschiedene Überlegungen würden ineinandergreifen. Es gelte, Situationen zu klären. Wenn alles optimal verlaufe, könne Ende 2014/Anfang 2015 mit den Arbeiten auf der Schweizer Wiese begonnen werden.

Kommentar: Druckmittel

Markus Kugel

Riesengroß war die Freude, als das Ergebnis des Bürgerentscheids am 1. Dezember 2013 bekannt gegeben wurde. Es gab ein klares Votum für eine großflächige Erlebnis- und Thermalbadlandschaft mit weiteren gewerblichen Bauten auf der Schweizer Wiese. Weil sich allerdings die Verhandlungen mit der T.A.S. Group als sehr zäh erweisen, will jetzt der Bad Herrenalber Gemeinderat den Kreis möglicher Betreiber und Investoren für ein Bäderprojekt erweitern.

Ob sich jemand meldet? Die Reaktion der Stadt kann jedenfalls als Druckmittel verstanden werden. Haben sich doch die Vertreter von T.A.S. bislang generell nicht wirklich professionell verhalten. Wenn angeblich für Planung, Gutachten und eine Machbarkeitsstudie bereits ein siebenstelliger Betrag ausgegeben worden ist, dann müssten die Investoren eigentlich langsam mal in die Pötte kommen. Man darf gespannt sein.