Bei der Breitbandversorgung im ländlichen Raum wird der kommunale Zusammenschluss empfohlen. Foto: dpa Foto: Schwarzwälder-Bote

Bad Herrenalber Gemeinderat wird über die Breitbandinitiative des Landkreises Calw informiert

Von Markus Kugel

Bad Herrenalb. Stirnrunzeln bei den Bad Herrenalber Stadträten in der Sitzung am Mittwochabend: Die Gesamtstadt mit schnellem Internet zu versorgen gestaltet sich wohl langwierig.

Backbone erklärt der Duden so: System von Leitungen, die den Großteil der Daten innerhalb eines Computernetzwerks oder zwischen Computernetzwerken transportieren. Als es in der Gemeinderatssitzung um das Thema Internet in der Stadt und die Breitbandinitiative des Landkreises Calw ging, wurde auch über Backboneplanung informiert. Beabsichtigt doch der Kreis eine "modellhafte erweiterte Grobplanung". Sie soll zum einen ein glasfaserbasiertes NGA-Netz (Next Generation Access) beinhalten und zum anderen die mobile Breitbandversorgung der vierten Generation überplanen. Außerdem will man die schwierigen topografischen Gegebenheiten gesondert berücksichtigen, welche die flächendeckende Verbreitung moderner Standards in der Informationstechnik deutlich erschweren. Für die innerörtliche Erschließung sind mindestens zwei Übergabepunkte pro Gemeinde eingeplant.

Im Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss des Kreistags ging es diesen Monat ebenfalls um den Breitbandausbau (wir berichteten). Und Wirtschaftsförderer Alexander Schmied war auch in Bad Herrenalb anwesend, um über das Vorhaben des Landkreises zu berichten. Wobei die Stadträte alles andere als glücklich dreinschauten. Ihnen dauert das Ganze zu lang. Möchte doch das Gremium schnelles Internet in kurzer Zeit. Der Grund: Einen Anbindung mit hohen Datenraten ist nicht nur für viele Unternehmen ein wesentlicher Standortfaktor, sondern auch für immer mehr Menschen ein Muss.

Bei der Initiative des Landkreises Calw geht es um die Verbesserung der Breitbandversorgung durch den Aufbau einer kommunalen Infrastruktur und Mobilfunkplanung sowie das Ausnutzen der Vorteile interkommunaler Zusammenarbeit. Zunächst ist die Erstellung einer Backboneplanung geplant. Die Grobplanung bedeutet: ein Konzept für Zubringertrassen. Wobei die innerörtlichen Erschließungen in Verantwortung der Einzelkommunen liegen. Die bestehenden Strukturen werden mit eingebunden.

Schmied ging auch auf die Möglichkeiten der Förderung ein. So gibt es bei Modellprojekten 50 Prozent der Kosten.

Die Ergebnisse der modellhaften Grobplanung wurden so definiert: Ermittlung der notwendigen Trassen auf Zuführungsebene und der notwendigen innerörtlichen Verteilernetze, Vorbereitungen für zukünftige Planungen (Marktanalyse), Ermittlung aller für die Umsetzung notwendigen Kosten (Gemeinschaftsaufgabe und kommunale Ebene), Erarbeitung einer Umsetzungskonzeption auf Basis der Clusterungen sowie einer Handlungsempfehlung.

Das Projektende in Sachen Erstellung der Grobplanung ist im Dezember vorgesehen.

Der Wirtschaftsförderer sagte, dass es etwa 20 bis 25 Jahre dauere, bis im Kreis jedes Gebäude eine Anbindung ans Glasfasernetz habe.

Der noch zu gründende kommunale Zweckverband lege fest, so Schmied, wo man anfängt. Dieser werde einen Plan entwickeln. Wobei in Bad Herrenalb schon einiges vorhanden sei.

Markus Merkle (FW) sagte, man stehe belämmert da. Bei einer Feinplanung von drei Jahren werde er nervös. Ausführungen im Konjunktiv bezeichnete Klaus Lienen (CDU) als Geschwafel. Auch Michael Theis (GL) nannte die Zeitschiene als viel zu lang.

Bei zwei Gegenstimmen votierte das Gremium dafür, der Backboneplanung (Grobplanung, Konzept für Zubringertrassen) zuzustimmen. Wie Bürgermeister Norbert Mai ausführte, soll zudem mit den Nachbarkreisen gesprochen werden – eventuell seien die ja mit Blick auf die Breitbandversorgung weiter. Internetanbieter werden zudem eingeladen, ihre Angebote im Gemeinderat zu erläutern.

Laut Sitzungsvorlage trägt der Landkreis Calw die Kosten für die Backboneplanung (bis zu 100 000 Euro). Nach der Vorstellung dieser im Gemeinderat entscheide man voraussichtlich im Herbst über den Beitritt zum Zweckverband des Landkreises sowie über die Feinplanung (ein Euro pro Einwohner). Danach könne mit dem Ausbau begonnen werden. Die dann erforderlichen Investitionskosten – nach der Feinplanung ermittelt – trage die Stadt. Der Fördersatz betrage derzeit 50 Prozent.