Mathias Schreck (links) von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg beantwortet nach der Talkrunde einem Gast seine spezifischen Fragen zur "Abzocke im Alltag" Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Gartenschau: Verbrauchertag klärt die Besucher über lästige Telefonwerbung und Haustürgeschäfte auf

Bad Herrenalb. "Ja, genau das ist mir schon passiert!", sagt die ältere Dame ins Mikro von Andreas Vollmert, der vor der Konzertmuschelbühne am Kurhaus zum Thema "Telefonwerbung und Haustürgeschäfte" moderiert. Ein vorbeifahrender Händler habe ihr am Gartenzaun teure Töpfe verkaufen wollen. Nur das Misstrauen ihres Mannes habe sie letztlich vor dem Kaufabschluss bewahrt, erzählt sie. "Wahrscheinlich minderwertige Ware", konstatiert Mathias Schreck von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kurz und knapp.

Erstmals "an einem ungewöhnlichen Ort", nämlich auf der frisch eröffneten Gartenschau am Treffpunkt BW, veranstalteten der Bundesverband der Verbraucherinitiative, der Landesseniorenrat Baden-Württemberg, das Verbraucherschutzministerium und die Polizei einen Verbrauchertag – schwerpunktmäßig für ältere Menschen. Und das hat seinen Grund: "Gerade die Generation 60 plus ist aufgrund ihrer Erziehung zur Höflichkeit schneller Opfer unseriöser Methoden", wissen Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der Verbraucherinitiative, Birgit Faigle vom Landesseniorenrat und Katharina Rapp vom Ministerium.

Eine Möglichkeit ist die Sperrung bestimmter Nummern

Auf der Konzertmuschelbühne erläutert Verbraucherschützer Schreck derweil, dass Haustürgeschäfte, korrekt als Außer-Geschäftsraum-Verträge bezeichnet, beispielsweise von unlauteren Subunternehmern von Telekommunikationsanbietern genutzt werden: Ohne vorherige Kündigung des alten habe man dann zwei Verträge laufen. Aber es gebe das 14-tägige Widerrufsrecht, selbst wenn man unterschrieben habe. Ohne erfolgte Widerrufsbelehrung verlängere sich die Frist sogar um ein Jahr.

Perfide seien Fälle im Internet, bei denen beispielsweise für die Nutzung von Software wie Routenplanern ein für den Verbraucher kaum ersichtlicher, angeblicher Vertragsabschluss zustande komme. Erst Rechnungen oder gar Inkassoforderungen machten auf den unauffälligen seitlichen Fließtext auf der Internetseite aufmerksam, der gerade nicht für einen Vertragsschluss ausreiche. Selbst wenn man als Verbraucher im Recht sei: man zahle immer mit Nerven, Zeit – und oft auch Geld.

"Wurden Sie auch schon mal zuhause am Telefon belästigt?" hakt Vollmert beim Publikum nach und erhält Zustimmung. Eine Dame behilft sich damit, dass sie bei Nummern, die sie nicht kennt, gar nicht abnimmt. "Sicher der schnellste Weg", stimmt Verbraucherschützer Schreck zu. "Eine weitere Möglichkeit ist die Sperrung bestimmter Nummern am Rooter. Aber wenn die Anrufe häufig störend auftauchen, sollte man anders handeln. Ohne Einwilligung sind die Werbeanrufe von Firmen nämlich gar nicht zulässig und können bei der Bundesnetzagentur angezeigt werden. Das gibt Strafen in sechsstelliger Höhe. Dafür muss man Firmen- und Mitarbeitername sowie den Anrufzeitpunkt weitergeben."

"… wenn man sich von den Anrufern ins Gespräch ziehen lässt, lauern subtile Gefahren", mahnt Moderator Vollmert. Verbraucherschützer Schreck ergänzt: "Da wird ein ›Ja‹ an irgendeiner Stelle des Gesprächs herausgeschnitten und für eine Vertragsannahme missbraucht." Er rät: "Vorsichtig sein bei angeblichen Gewinnmitteilungen, die Nebenforderungen haben, oder bei der Abfrage persönlicher Daten. Wurde doch etwas untergeschoben: Grundsätzlich der Forderung aus dem zweifelhaften Vertrag widersprechen." Und noch einen Tipp gibt er dazu: kein Einschreiben mit Rückschein, sondern ein Einwurf-Einschreiben versenden, damit die Zustellung gewährleistet ist, auch wenn der Empfänger nicht angetroffen wird.

Immer neue Maschen hätten die Betrüger, nicht immer gehe es gut für die Betrogenen aus. Daher sind Prävention und Aufklärung die beste Methode. Darin sind sich die Veranstalter einig.

Und die Zuhörer ebenfalls, die vielfach nach dem Bühnenvortrag noch das Gespräch unter vier Augen suchen und Infomaterial mit nach Hause nehmen.