Treffen: Evangelische psychologische Beratungsstellen kommen in Bad Wildbad zusammen

Bad Herrenalb. Die psychologischen Beratungsstellen der evangelischen Kirche stehen zunehmend vor der Aufgabe, Ratsuchende mit Fremdheitserfahrungen angemessen zu begleiten. Die Ankunft der Flüchtlinge, die Globalisierung und deutliche gesellschaftliche Veränderungen wirken sich auf das Lebensgefühl aller Menschen aus.

Bis Mittwoch trafen sich 70 Mitarbeitende der Fachstellen aus ganz Deutschland bei der bundesweiten Jahrestagung des Evangelischen Fachverbandes für Psychologische Beratung (EKFuL) in Bad Herrenalb und beschäftigen sich mit diesem Wandel.

Beim Pressegespräch im Vorfeld der Tagung hob der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh die Bedeutung der Beratungsstellen hervor. "Ihr Angebot ist eine wichtige, lebenspraktisch orientierte Ergänzung zur Seelsorge", erklärte Cornelius-Bundschuh. Die evangelischen Berater sollten sich darauf fokussieren, für die Beratungssuchenden "anwaltlich" tätig zu sein, dabei spiele die eigene Haltung eine entscheidende Rolle.

Der Landesbischof wies darauf hin, dass Fremdheit in der Kirche ein grundlegendes Thema sei. Der Glaube sei hierbei eine Kraft, um Menschen zu stärken, ihren eigenen Weg in der Fremde zu finden.

Unter dem Motto "Fremdsein und Fremdheitserfahrungen in der psychologischen Beratung" informierten sich die Berater bei Fachvorträgen, erhielten Impulse bei einem Theaterstück und diskutierten in Arbeitsgruppen über eigene Fremdheitsgefühle. So vielfältig, wie die Ratsuchenden bei den Fachstellen sind, waren auch die Themen der Tagung und die Art ihrer Präsentation. Sie reichten vom spirituellen Aspekt des Fremdseins über die psychoanalytische Perspektive, Heilungserfahrungen und die Aufnahme von Flüchtlingen bis zur Dynamik des Fremden in der beraterischen Beziehung. Ein systemisches Familienentwicklungsspiel stand zum Selbstversuch zur Verfügung.

Völlig fremde Welt

Martin Merbach, Dozent des Evangelischen Zentralinstitutes für Familienberatung (Berlin) erklärte bei der Jahrestagung, dass das Fremdsein stets "gesellschaftlich gegeben sei". Bereits jeder Säugling werde in eine völlig fremde Welt hineingeboren.

Maria Loheide vom Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland (Berlin), lobte die Arbeit der Beratungsstellen.

Die meisten Menschen kämen in einer akuten Krise in die Beratungsstelle, erklärte die landeskirchliche Beauftragte für psychologische Beratungsarbeit, Ursula Bank (Karlsruhe). Es gelte zu verstehen, was den Menschen Schwierigkeiten mache.