Marion Peter mit Ihrem Bruder Hans-Jörg Rappold vor dem Paradies. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimat: Marion Peter besucht ihren Bruder Hansjörg Rappold / Geistige Nahrung für die Schwester / Leidenschaftlicher Sammler

In Bad Herrenalb flattert eine Flagge aus Neuseeland: Marion Peter besucht derzeit ihren Bruder Hansjörg Rappold.

Bad Herrenalb. "Einmal im Jahr möchte man ja die Familie sehen", schmunzelt die gebürtige Freiburgerin, die seit rund 25 Jahren in Neuseeland lebt.

"Ich brauche zwei Mal zwölf Stunden, um von meinem Wohnort in Auckland, auf der Nordinsel Neuseelands, nach Bad Herrenalb zu kommen." Sie ergänzt: "Immerhin liegt der Schwarzwald rein Luftlinie gemessen rund 18 500 Kilometer vom Südlichen Pazifik entfernt."

Begeisterter Historiker

Peter liebt Neuseeland und kann dennoch nicht vom Schwarzwald lassen. Kein Wunder also, dass sie vor vielen Jahren von ihrem Bruder die Herrenalber Ortschronik als Weihnachtspräsent erhielt.

Der öffentlich bestellte Vermessungsingenieur ist dem Schwarzwald treu geblieben und betreut mit seinem Vermessungsbüro den kompletten Nationalpark. "Dort wickeln wir sämtliche topografischen Aufnahmen, die Bauanträge und Vermessungsleistungen ab", so Rappold. Der Ingenieur ist selbst begeisterter Historiker, zumal er sich durch seine Arbeit viel mit Grenzen, Grenzbestellungen und Vermessungen von Flurstücksteilungen beschäftigt. "Im Kloster, genauer gesagt im alten Schulhaus, hatte mein Vater sein erstes Büro", berichtet Rappold, der nach Stationen in Radolfzell am Bodensee, Baden-Baden und Karlsruhe in die Fußstapfen von Vater Friedrich Rappold trat und 1986 das väterliche Vermessungsbüro übernahm.

Die Herrenalber Ortschronik, 1990 im Verlag Bernhard Gengenbach erschienen, war daher ein passendes Geschenk für die Schwester als Gruß aus der neuen Heimat. "Weil ich nach Neuseeland keine Lebensmittel versenden kann, habe ich gedacht, gebe ich meiner Schwester geistige Nahrung", lacht Rappold, der das 300 Seiten umfassende Werk erst jüngst bei einem Gegenbesuch im Regal von Marion Peter in Neuseeland gefunden hat.

"Als es dort einige Regentage gegeben hat, habe ich bei ihr mein Präsent entdeckt. Da war ich der Meinung, jetzt wird es einmal Zeit, alles durchzusehen – und so habe ich dort mit dem Lesen der Herrenalber Chronik begonnen." Für den leidenschaftlichen Sammler von Vermessungstechnik-Instrumenten war insbesondere die Geschichte des Gaistals interessant. "Spannend war für mich, woher die Leute gekommen sind, dass es dort auch einmal eine Glasbläserei gab und dort ein großes Holzwerk stand", berichtet Rappold mit leuchtenden Augen. "Es ist interessant zu wissen, dass die Menschen dort auch schon damals Anträge gestellt haben auf Auswanderung."

Eimer sowie Schoppen

Er nennt zudem den Namen von Familie Benckiser, der einst die Herberge vor den Toren des Klosters gehörte und die nach dem Verkauf ihrer Ländereien in Herrenalb eines der größten Chemieunternehmen in Ludwigshafen gründete.

Gerne nimmt Rappold heute die Ortschronik zur Hand. Insbesondere das metrische System hat es ihm angetan. Denn Längen- und Maßeinheiten zu Zeiten des Königreichs Württemberg richteten sich einst nach Ellen, Ruthen und Meilen sowie Fuder, Eimer und Schoppen. Doch das ist Historie.