Geschäftsleute fragen sich: Wo sind die Menschen, die früher die Kurpromenade belebten? Foto: Glaser

Nach 30 Monaten Bauarbeiten bricht Laufkundschaft in Kurstadt weg. "Die Stadt ist tot!"

Bad Herrenalb - Die Kurpromenade ist fertig. Die Straße ist asphaltiert, die Gehwege sind verbreitert. Parkplätze sind entstanden. Auch die Zufahrtsstraßen zur Kurstadt sind alle wieder befahrbar. Jetzt fehlen nur noch die Menschen, die vor dem Umbau die Stadt belebten.

"Die Stadt ist tot! So was von tot!", sagt Hans-Peter Weiß vom Multimedia-Geschäft "Schwarzwald-Foto". 95 Prozent seiner Laufkundschaft seien in der Zeit des Umbaus der Kurpromenade weggebrochen. Sie sind bis heute nicht wiedergekommen. "Viele von außerhalb wissen nicht, dass die Bauarbeiten abgeschlossen sind", erklärt sich der Geschäftsmann ihr Ausbleiben.

Rund 30 Monate hatte das Thema Baustellen die Kurstadt an der Alb fest im Griff. Sieben Monate wurde der Rathausplatz umgestaltet.

Sechs Monate war die Straße nach Dobel gesperrt. Elf Monate war die Kurpromenade eine klaffende Wunde. Drei Monate konnte man nur auf großen Umwegen nach Loffenau gelangen. Zwei Monate war die Straße nach Rotensol dicht.

Jetzt ist alles fertig. Aber wo sind die Menschen? "Manche haben sich auch umorientiert und bleiben deshalb weg", meint Hans-Peter Weiß und legt nach: "Es gibt nur noch Berichte über die Gartenschau, die Gartenschau und die Gartenschau. Aber wir müssen bis dahin überleben." Einige Meter die Kurpromenade hinunter hängt im Schaufenster eines Modegeschäfts das Schild: "Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe". Gerüchte über das Schließen eines Restaurants in der Nähe reißen nicht ab.

Kritik an Parkplatzsituation

Jens Haas vom Naturkostfachgeschäft Göhringer & Kropp weiß, warum von seinen Kunden manche nicht wiederkommen: "Sie sind sauer, richtig stinkig! Die Parkplatzsituation ist kreuzgefährlich." Gegenüber von seinem Fachgeschäft entstanden Senkrechtparkplätze. Wer aus dem Parkplatz fährt, hat ein Problem, den fließenden Verkehr von beiden Seiten einzusehen. "Wenn ein höheres Auto danebensteht, sieht man nichts", erklärt Haas. Dann müsse man relativ weit rausfahren, um den Verkehr zu überblicken. Da hat es auch schon mal gekracht.

Und ein weiterer Grund für verärgerte Kunden sei, dass man vor der Apotheke, der Bäckerei oder vor seinem Geschäft nicht kurz halten darf, um schnell etwas zu holen. "Rund um die Uhr wird kontrolliert und abgezockt!", sagt der Geschäftsmann. Wer erwischt wird, kriegt das oft gar nicht mit. Der Ordnungsdienst hält im Auto kurz an, macht ein Foto durch die Scheibe und fährt weiter. Tage später kommt dann der Bußgeldbescheid nach Hause.