Viel zu entdecken: Unser Redakteur Ralf Klormann auf der Gartenschau. Foto: Kugel

Redakteur Ralf Klormann findet heraus, was Großveranstaltung alles zu bieten hat.

Bad Herrenalb - Darauf haben etliche Menschen gewartet: Die Gartenschau in Bad Herrenalb ist am Samstag eröffnet worden. Doch was bietet die Veranstaltung? Wir waren dort und haben uns bei strahlendem Sonnenschein einen Eindruck davon gemacht.

Motorsägen und Musik. Zwei Geräusche, die eigentlich so gar nicht zueinander passen wollen. Und doch ist es das Erste, was ich höre, als ich am Samstag, dem Tag der Eröffnung der Bad Herrenalber Gartenschau, zum ersten Mal vor dem Gelände stehe. Gefühlt haben wir unzählig oft über das Großereignis berichtet – nun bin ich tatsächlich vor Ort. Und neugierig.

Die Größe der Veranstaltung lässt die Frage aufkommen: Wohin zuerst?

Auf den ersten Blick droht mich die schiere Größe der Veranstaltung zu erschlagen. Wohin soll ich zuerst? Was kann ich hier unternehmen? Kurzerhand lasse ich meine Ohren entscheiden und folge dem Kreischen der Säge auf die Schweizer Wiese. Dort komme ich an einer Fläche vorbei, an der fleißige Arbeiter gerade dabei sind, genau abgemessene Gartenanlagen zu schaffen – und alle sehen ziemlich ähnlich aus. Es wird gehämmert, gepflanzt, mit der Wasserwaage abgemessen, Stein in Form gebracht und eingebaut. Ich stutze – sollte heute nicht eigentlich alles fertig sein? Ein Schild hilft mir weiter: Hier wird gerade der Landschaftsgärtner-Cup Baden-Württemberg ausgetragen. Die besten Gärtner dürfen sich dann im September auf bundesweiter Ebene in Berlin messen.

Spannend! Doch ich halte mich nicht lange auf und spaziere am Ziegengehege vorbei, das der Kreis Calw symbolisch für alle Tiere aufgebaut hat, die Weiden bewirtschaften und Wiesentäler im Schwarzwald offenhalten.

Wenige Meter weiter entdecke ich endlich den Säger: Ein Forstarbeiter, der aus einem riesigen Baumstamm eine Couch herausschnitzt. Die Polster sollen dabei angedeutet werden, erklärt mir einer seiner Kollegen, aus einem Ast im Holz soll eine Armlehne werden.

Ich lasse den Mann weiterarbeiten und begebe mich direkt daneben im Forstpavillon auf Entdeckungsreise. "Dunkelwald" steht auf einem Schild neben einem der kleinen Holzgebäude. Ohne weiterzulesen gehe ich hinein – und stehe in finsterster Nacht. Ich meine, eine Eule zu hören – ein Waldkauz, wie ich später herausfinden werde – und zucke kurz zurück, als ich an der Wand Fell berühre (das eines Rehs). Erst jetzt wird mir klar, dass hier die Tiere des Waldes erhört und ertastet werden können. Welche genau – nun, das behalte ich an dieser Stelle für mich. Schließlich will ich keinem künftigen Besucher den Spaß verderben.

Wunderschöne Blumenbeete, Büsche und Bäume säumen die Wege, als ich weitergehe. Weniger, als ich bei einer "Garten"-Schau erwartet hätte – aber dafür gibt es deutlich mehr Mitmach-Angebote.

Beim Pumptrack, einem hügeligen Rundkurs für Mountainbike- und BMX-Fahrer, bei dem sich das Gefährt allein durch Körperbewegungen und den Schwung der Abfahrten bewegen soll, sehe ich zwei Jugendlichen zu, die genau das machen. Sieht wirklich lustig aus – zu dumm, dass ich kein Fahrrad dabei habe.

Meine nächste Station ist eine Art Wasserspielplatz, wo etliche Kinder herumtollen. Eigentlich bin ich mit meinen 30 Jahren zu alt für so was – und kann trotzdem nicht widerstehen, eine Art Schaufelrad auszuprobieren.

Doch die Schweizer Wiese ist nicht alles. Auch im Kurpark und dem Klosterviertel gibt es vieles zu erleben. Eine Art Floß sticht mir als Erstes so richtig ins Auge, als ich durch den Kurpark wandere. Auf flexible Halterungen gebaut, soll dieses Gerät einen Eindruck davon vermitteln, wie wackelig die Flößer früher unterwegs waren. Und tatsächlich: Als ich darauf steige, stelle ich fest, dass ein enormer Gleichgewichtssinn gefragt ist. Gar nicht so einfach.

Alb wird erlebbar

Auf meinem Weg entlang der Alb sehe ich kurz darauf einen mächtigen abgestorbenen Baum, der mit Stahlseilen fixiert im renaturierten Bett des kleinen Flüsschens liegt – damit der Stamm für den Fall eines Hochwassers nicht mitgerissen werden kann. Die Alb erlebbar machen – so lautete eines der Ziele der Gartenschau. Ich lasse es mir nicht zwei Mal sagen und springe hinüber zum Baum. Bunt bemalte Steine schmücken das Ufer. Da kommt meinem Kollegen ein Einfall für ein Fotomotiv: Ich könnte mich ja an den Stamm hängen. Skeptisch fällt mein Blick auf das kühle Nass darunter – doch als weitere Besucher der Gartenschau mich mit Applaus anfeuern, bleibt mir fast nichts anderes übrig: Ich wage es. Und schaffe es trocken wieder zurück.

Abschließend bliebe nun noch das Klosterviertel zu erkunden – doch ich entscheide mich, dieses an einem anderen Tag zu besuchen. Sicher werde ich nicht das letzte Mal hier gewesen sein. Stattdessen treibt es mich nochmals auf die Alb – über die vielen Steine, die hier gelegt wurden, um hin- und herzuspringen.

Und wie lautet nun die Antwort darauf, was die Gartenschau zu bieten hat? Ziemlich viel. Mein Fazit: Ein Besuch lohnt sich, vor allem für Familien. Auch unabhängig von den rund 2000 Veranstaltungen, die bis September noch geboten sein werden.