Pfarrerin Anneliese Oesch erklärt die Bilder der ersten Lutherbibel für Württemberg. Das himmlische Jerusalem ist eines der Trostbilder aus dieser Bibel des Jahres 1564. Foto: Glaser Foto: Schwarzwälder-Bote

Hotel am Kurpark: Ausstellung der Herzog-Christoph-Bibel dauert bis 29. März / Weniger Einzelbesucher

Von Dietmar Glaser

Bad Herrenalb. Bilder der ersten Lutherbibel für Württemberg aus dem Jahr 1564 sind noch bis 29. März im Bad Herrenalber Hotel am Kurpark zu sehen.

Pfarrerin Anneliese Oesch zieht eine Zwischenbilanz: "Viele Gruppen besuchen die Ausstellung. Aber wir haben weniger Einzelbesucher als die Jahre zuvor." Die Organisatorin der Ausstellung führt das darauf zurück, dass die gezeigte Kunst der Renaissance vielen Menschen nicht so vertraut ist wie das Werk von Chagall, das man 2012 zeigte, oder die Arbeiten von Sieger Köder, die im vergangenen Jahr zu sehen waren.

Um interessierten Besuchern die gezeigten Bilder der Bibel zu erschließen, bietet die Seelsorgerin und Bildungsreferentin des Hotels Führungen und Fachvorträge an. Die gezeigten großformatigen Reproduktionen stammen aus dem landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche in Stuttgart. Zu sehen sind Abbildungen der Herzog-Christoph-Bibel aus dem Jahr 1564. Es sind kolorierte Holzschnitte mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament. Die Kunstwerke sind erstaunlich detailliert und farbenprächtig. Ihr Ausdruck ist geprägt von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515-1586) und Martin Luther, die eine Zeit lang am selben Fürstenhof lebten und arbeiteten.

Interessante Hintergründe

Die Ausstellung in Bad Herrenalb vermittelt den Besuchern interessante Hintergründe. So gibt es neben Erklärungen zu den gezeigten Bibeldarstellungen auch Erläuterungen zu Restaurierungsarbeiten an den beiden letzten noch erhaltenen Buchexemplaren. Außerdem erhält man Informationen über die Reformation in Württemberg.

Pfarrerin Oesch bietet darüber hinaus von Dienstag bis Samstag jeweils ab 16.15 Uhr wechselnde Vorträge zum Thema an. Jeden Sonntag macht sie um dieselbe Zeit eine öffentliche Führung. Diese Angebote sind kostenlos.

Ein Thema, das sie am gezeigten Bildmaterial erläutert, lautet "Apocalypse now – Luther und die Apokalypse". Jeden Samstag lauschen Teilnehmer ihren Ausführungen. Nach der Lehre der katholischen Kirche in der Zeit Luthers drohte jedem Christen die Hölle – im besten Falle das Fegefeuer als Übergang ins Reich Gottes. Durch Ablassbriefe, Wallfahrten, Gebete und gute Taten ließ sich dieses Martyrium verkürzen, aber nicht gänzlich vermeiden.

"Luther war sehr sensibel und wusste, dass er kein völlig gerechter Mensch sein konnte. Das machte ihn fix und fertig", erklärt Oesch. Luther bekam den Rat seiner Lehrer, die Bibel zu studieren, um eine Antwort zu finden. Dabei kam er zu dem Schluss, dass die Vergebung der Sünden ein Gottesgeschenk sei, das allein durch eigene Leistungen nicht zu erreichen sei. Den Schreckensbildern aus der Offenbarung des Johannes mit apokalyptischen Reitern, die die Welt in Schrecken versetzen und Menschen in der Hölle brennen lassen, stellte Luther das Bild vom himmlischen Jerusalem zur Seite.

Es ist eines der Trostbilder, die ein gutes Ende verheißen. "Man soll die Verbindung mit Gott halten, auch wenn es schwierig wird. Am Schluss hat Gott das letzte Wort", erklärt Oesch die Lutherische Botschaft, die in den Bildern der gezeigten Bibel zum Ausdruck kommt. Die Ausstellung ist täglich außer Montag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.