So sieht er aus: Sigrid Fiebig mit dem Teufelsbock-Ziegel im Museum. Foto: : Zoller Foto: Schwarzwälder-Bote

Ziegelmuseum: "Teufelsbock" als Markenzeichen / "Kuh des armen Mannes"

Bad Herrenalb. Der "Teufelsbock" ist eine eingravierte Tierzeichnung auf einem der ältesten Ziegel im Feierabendziegel-Museum in Bad Herrenalb. Er gehört zu der Herrenalber Serie der 20 ältesten Bildziegel im Sammlungsgebiet und stammt aus dem ehemaligen Zisterzienserkloster Herrenalb. Datiert ins 15. Jahrhundert trägt der Ziegel die eingeritzte Jahreszahl 1475 beziehungsweise 1479 – genau lässt sich das nicht mehr feststellen.

Auch der Fundort des Ziegels ist heute nicht mehr bekannt. Sigrid Fiebig, Leiterin des Museums, hat den Namen aus der Liste der 1967 eingeweihten Heimatstube übernommen. Sie ist sich sicher, dass die damaligen Stadtbaumeister mit Bedacht darauf geachtet hatten, welche Ziegel auf den Dächern von alten Häusern liegen.

Als vor zehn Jahren das Ziegelmuseum gegründet wurde, entschied sich der Vorstand für den Teufelsbock als Markenzeichen für die Einrichtung und dessen Umsetzung als Logo. "Der Teufelsbock wurde bewusst ausgesucht, weil es ein Tiermotiv ist", so Fiebig, die zudem erläutert: "Alle anderen Ziegel zeigen grafische Motive oder Ritzzeichnungen die nicht so ansprechend aussehen und daher nicht als Logo verwendet werden konnten".

Wenn man "Teufelsbock" hört, denkt man zunächst an einen krabbelnden Käfer. Diese Vermutung ist falsch und wird durch Fiebig widerlegt: "Das kann es mit Sicherheit nicht sein!" Ihre Begründung ist einfach, denn ein Käfer hat einen anderen Körperbau.

Rotes Maskottchen

Auf dem Ziegel ist ein Tier eingeritzt, das Hufe an den Beinen zeigt. Zwar sind die dünnen Beine nur als Linie in den noch nassen Ton geritzt worden, doch man kann genau sehen, dass das Tier Hufe hat. Bei genauerem Betrachten der Zieglerskizze sind bei der Tierfigur ein Gesicht, Fell und Hörner, die öfters auch als "Ohren" angesehen werden, zu erkennen. Für Fiebig daher eindeutig der Beweis, dass es sich hierbei um eine Ziege handelt. "Was der Teufelsbock nicht hat, das ist ein typischer Ziegenbart", so Fiebig, "aber was sich der Ziegler damals dabei gedacht hat, das wissen wir nun nach 550 Jahren nicht mehr".

Bei der Logo-Gestaltung haben die Grafiker die Umrisse der alten Ziegler-Skizze verwendet, um daraus das Erkennungszeichen für das Ziegelmuseum zu entwickeln. Ganz bewusst wurde dann auch bei dieser Umsetzung darauf geachtet, dass der Ziegenbock mit Hufen dargestellt wird. Das rote Maskottchen, das auf dem großen Hinweisschild direkt am Museum negativ in weiß dargestellt ist, steht auf seinen Hinterbeinen und streckt die Vorderbeine nach oben. Ein typisches Merkmal für Ziegen, die sich gerne einmal nach besonders leckeren Blättern recken.

"Geisenbauer"

Dass Ziegen als Haustiere in der Region genutzt wurden ist auch noch Jahrhunderte später bezeugt. Noch im 19. Jahrhundert bringt die Bezeichnung "Geisenbauer" gegenüber den Wohlhabenden die mit "Kuhbauer" tituliert wurden die Geringschätzung der Ziegen zum Ausdruck. Das Tier half als "Kuh des armen Mannes" jedoch oft entscheidend, die ganze Familie zu ernähren, wie ein altes Sprichwort aufzeigt: "Frau gestorben – nichts verdorben, Geis verrecken – schöner Schrecken".

Ausführlich schildert Pfarrer Bührlen aus Schömberg die Lebensverhältnisse der Schwarzwaldbewohner auch noch zu Ende des 19. Jahrhunderts: "Früher war es noch mehr als jetzt (1884) die Sitte, dass bei keiner Mahlzeit, morgens, mittags und abends, Milch fehlen durfte, süß oder sauer, aus der Schüssel gegessen, selbst hinter dem Sauerkraut." Als "Heimat der Ziegen" nennt der damalige Herrenalber Bürgermeister Erhard Beutter das Gaistal. Bereits im Jahr 1819 wird in der Beschreibung des Oberamtes Neuenbürg vermutet, "dass das Gaistal seinen Namen davon hat". Sowohl das Gebiet als auch der durchfließende Bach tragen in ihrem Namen das Wort "Gais".

Warum nun der Klosterziegel "Teufelsbock" heißt, ist nicht zu erklären. Für Fiebig ist er jedenfalls wesentlich interessanter, als irgend eine andere Bezeichnung.