Mitarbeiter der Sanima-Klinik vor der Einrichtung am Mayenberg in Bad Herrenalb. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

Klinik bietet privat Versicherten seit 1998 Begleitung in Krisen an / Schwarzwald ist Teil des Konzepts

Von Marija Mikulcic Bad Herrenalb. Den Begriff "Psychopharmakon", in der Mehrzahl Psychopharmaka, umgibt landläufig vielfach noch eine unheilige Aura. Zu Unrecht. Im Laufe seines Lebens kann ein Mensch in Situationen geraten, in denen er vorübergehend auf eine solche arzneiliche "Krücke" angewiesen ist, um seine volle Gehfähigkeit wieder zu erlangen. Mit und ohne Medikamente behandelt ihre Patienten die Herrenalber Sanima-Klinik am Mayenberg. Spezialisiert hat man sich in der seit 1998 bestehenden Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie unter der ärztlichen Leitung von Fritz Reimer auf Patienten mit depressiven Störungen und Burn-Out-Symptomen. Im Zentrum des Behandlungskonzepts steht in der mit 20 Betten sehr überschaubaren Privatklinik der so genannte Bezugstherapeut.

Im Zuge seiner Einweisung wird jedem Patienten ein Bezugstherapeut zugewiesen, der ihn, wie einst Vergil den Dante, durch die Höhen und Tiefen seiner Behandlung führt. Dieses Konzept, äußert sich die Klinik gegenüber unserer Zeitung, stoße bei den Patienten auf positive Resonanz. Dieser Erfolg, so die Überzeugung der Verantwortlichen, sei vor allem auf die Möglichkeiten der Sanima-Klinik zurückzuführen, ihren Patienten eine passgenau, also auf deren Symptomatik und Ziele zugeschnittene Therapie anbieten zu können. "Die ersten sind schon nach sechs Wochen wieder fit", beschreibt Reimer die unterschiedlichen Therapieverläufe der vielen privat Versicherten, die das Haus aufsuchen. Ganz so schnell geht es in den meisten Fällen aber nicht. Eine psychische "Schieflage", die sich in vielen Fällen über Jahre entwickelt, zu beheben, ist oft ein langwieriger Prozess.

Dieser Tatsache trägt die Sanima-Klinik mit dem Konzept der "Intervalltherapie" Rechnung. Diese sieht vor, dass Patienten nicht nur eine, sondern mehrere stationäre Behandlungsphasen absolvieren können, zwischen denen jeweils ein gewisser zeitlicher Abstand liegt. In dieser Zeit haben sie die Gelegenheit, die Errungenschaften der Therapie in ihren Alltag einzubringen. Eine solche "schonende" Ablösung versuche man auch mit dem teilstationären Behandlungsangebot zu unterstützen. Hierbei kehren Patienten für mehrere Tage in ihr häusliches Umfeld zurück, nehmen aber parallel noch für drei bis vier Tage das stationäre Behandlungsangebot in Anspruch.

Neben drei Einzelgesprächen, die Patient und Bezugstherapeut pro Woche führen, ergänzen Sport-, Musik-, und Kunsttherapie dieses therapeutische Kernangebot. Ob die Therapien in Einzel- oder in Gruppensitzungen stattfinden, entscheidet in der Regel der Patient, jeweils in Abhängigkeit von seiner Bedürfnislage. Der umliegende Schwarzwald trägt vor allem als Kulisse für die Sporttherapie im Freien seinen Teil zum Genesungsprozess in der Sanima-Klinik bei.

Auch an die Theorie ist gedacht. Erst Ende März war Gerhard Laux, eine Koryphäe der medikamentösen Seelenbehandlung, in der Herrenalber Klinik zu Gast. Für Ärzte und Psychotherapeuten aus der Umgebung bieten die Vorträge am Mayenberg eine interessante fachliche Ergänzung zu der täglichen Praxis.

Für Patienten der Sanima-Klinik bleibt das Haus auch nach Abschluss einer Behandlung offen. Auf großen Zuspruch bei Ehemaligen stößt insbesondere ein alljährlich ausgerichtetes "Ehemaligentreffen" .