Die Zuschauer bekamen von den Teilnehmern allerhand Einlagen geboten. Foto: Bechtle

Perfekte Bedingungen: Fast 80 Teilnehmer gehen auf dem Hosenboden durchs Ziel.

Bad Wildbad - Ein tolles Wintersportfest erlebten mehr als 800 Besucher des traditionellen Wildbader Fassdaubenrennens, das wie bisher von der Skizunft Wildbad durchgeführt wurde.

Es herrschten ausgezeichnete Schneeverhältnisse, relativ milde Temperaturen um den Gefrierpunkt, herrlicher Sonnenschein – fast 80 begeisterte "Fassdaubenritter" wurden gezählt.

Mit etwas Verspätung startete Nele Hammann mit der Startnummer eins – sie war auch die Erste im Ziel und wurde Siegerin in ihrer Klasse (Kinder). Dann ging es Schlag auf Schlag.

Die Rennläufer mussten allerdings zuerst einmal den Anstieg Richtung Skihütte meistern, bevor sie in die etwas wellig angelegte Laufspur gingen.

Bereits hier hatte mancher Teilnehmer seine Probleme, denn mit den Fassdauben zu laufen erfordert eine andere Technik wie mit richtigen Skiern. Bisweilen blieben die Läufer mit der Spitze der Fassdauben im Schnee stecken und landeten auf dem Bauch. War die Laufstrecke – für die Jüngeren circa 600 Meter – überwunden, forderte die Zielabfahrt besonderes Stehvermögen. Zwei Schänzchen und recht pulvriger Schnee ließen viele auf dem Hosenboden landen, auf dem man – wie es einige probierten – vollends durch das Ziel rutschte.

Helfer springen zur Seite

Natürlich gab es auch Könner, welche die Sprünge über die etwa 40 Zentimeter hohen Schanzen perfekt meisterten und im Schuss den Hang hinunter rasten – die Helfer mussten im Zieleinlauf zur Seite springen, um nicht mitgerissen zu werden.

Waren anfangs die Zuschauer vor allem am Startbereich, um die Läufer beim Anstieg anzufeuern, so fand man sie etwas später an den beiden Schanzen wieder. Hier wurden die Teilnehmer gelobt, beklatscht und bejubelt – je nachdem, wie sie die Schanzensprünge meisterten.

Vorschriften dafür gab’s keine, und so konnte man je nach Können, Lust und Laune die niedrigen Schanzen auf dem Hosenboden, mit vorsichtigem oder mutigem Sprung oder sogar einfach absteigend bewältigen – Hauptsache man kam drüber.

Die Teilnehmer freuten sich über den erfolgreichen Zieleinlauf – unabhängig davon, wie elegant dieser aussah. Dass es zum Lohn "Wurscht und Weck" gab, war selbstverständlich.

Bei der Siegerehrung war dann sowieso alles vergessen, denn jeder Teilnehmer wurde vom Skizunftvorsitzenden Markus Eisele und der Rennleiterin Barbara Bott mit einer Urkunde und einem Sachpreis bedacht dank zahlreicher Sponsoren, die diese Veranstaltung unterstützten.

Zwölfjähriger wird Zweiter

Die schnellsten Teilnehmer auf der kleinen Strecke waren Lea Jocubeit (4.48 Minuten) und Tom Ingelmann (5.53 Minuten), während sich auf der längeren Strecke fast eine Sensation anbahnte: Der zwölfjährige Sebastian Lindecke meisterte den rund 800 Meter langen "Seniorenparcours" in 4.11 Minuten. Er wurde nur vom 20-jährigen Philipp Hettich aus Ottenbronn (4.10 Minuten) unterboten. Bei den Frauen war Anna Jocubeit mit 5.23 Minuten am schnellsten.

Besonderer Reiz

Seit 94 Jahren gibt es das Wildbader Fassdaubenrennen. Manchmal fiel es wegen Schneemangels aus, auch die Teilnehmerzahl – früher knapp 300! – ging zurück. Aber trotzdem hat diese nostalgische Wintersportveranstaltung, übrigens die einzige ihrer Art in Deutschland, bei Teilnehmern und Zuschauern ihren Reiz behalten. Wobei die Helfer der Skizunft großen Anteil hatten, denn außer der schlechten Lautsprecherqualität war die Veranstaltung perfekt organisiert.