In wenigen Minuten sägt der Vollernter den Baum um und entastet und zerkleinert ihn in passende Stücke für den weiteren Gebrauch als Papier- oder Sägeholz. Derzeit ist Unternehmer Reinhold Fritz mit seinem Vollernter auf der Blatthalde bei Unterbaldingen im Einsatz. Foto: Schwarzwälder-Bote

Förster Holger Binkert hofft auf längere knackige Frostperiode / Hiebzahl unter Planansatz

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Die milden Winter in den vergangenen Jahren erschweren der Forstwirtschaft die Holzernte enorm. In Bad Dürrheim, wo die Böden allgemein sehr tonhaltig und weich sind, machen sich diese Wetterkapriolen besonders bemerkbar, informiert Förster Holger Binkert.

Normalerweise ist der Winter Haupterntezeit im Wald. Ein Drittel des Hiebsatzes werde üblicherweise im Januar und Februar eingefahren, so Binkert, also rund 1500 bis 2000 Festmeter. Doch bislang konnten im Januar nur 200 Festmeter geerntet werden. Die Böden seien einfach zu nass und die Gefahr damit zu groß, dass beim Einsatz der rund zehn Tonnen schweren Erntefahrzeuge größere Schäden entstünden. Eine längere und stärkere Frostperiode, so um die zehn Grad minus, damit die Böden tiefgründig gefrierten, das würde sich Binkert jetzt für die Forstwirtschaft wünschen. Doch diese Hoffnungen wurden bislang nicht erwünscht.

Die milden Winter der vergangenen Jahre zeigen allgemeine Auswirkungen auf die Waldwirtschaft. Derzeit frage sich das Forstamt, wie am besten zu reagieren sei. Laut Binkert wird unter Kollegen gerätselt, ob die milden Winter im Zeichen des Klimawandels ein genereller Trend sind oder ob nach vier bis fünf Jahren die Temperaturen wieder runter gehen. Doch schon jetzt geht die Forstwirtschaft auf das Phänomen ein. So würden auf der Interforst in München vermehrt kleinere und leichtere Holzerntemaschinen vorgestellt. Wobei die Konstruktion auch der Schwergewichte so sei, dass über mehrere Achsen und breitere Reifen der Druck auf den Boden reduziert werde.

"Wer weiß, vielleicht gibt es ja einen frostigen Februar", hofft Binkert, dass die Holzernte doch noch vorangetrieben werden kann. Erwartungsgemäß verkürzen sich aber die für die Ernte geeigneten Zeiten. In den kurzen Frostperioden müssen die Erntemengen dann umso schneller eingefahren werden. Dann werde nicht nur mit eigenen Leuten gearbeitet, sondern verstärkt externe Unternehmer mit Vollerntern zu Hilfe genommen.

Auf die Bereitschaft externer Unternehmer sei die Forstwirtschaft auch angewiesen, wenn es um den Kauf von leichteren Holzerntemaschinen gehe, schließlich lägen die Investitionen gleich mal bei 150 000 bis 200 000 Euro pro Maschine.

Noch offen sei, ob künftig auch andere Erntemethoden wie die so genannte Seilkran-Technik zum Einsatz komme, die bislang vorwiegend in steileren Hang- und Berglagen praktiziert werde. Dabei würden die gefällten Bäume über ein gespanntes Seil zu den Waldwegen geholt. Allerdings seien solche Erntemaßnahmen teurer, was die Gewinne reduziere, so Binkert.

Auf die Gesundheit der Bäume wirkten sich die milden Winter nicht aus. Es könne jedoch sein, dass es mangels Schnee im Frühjahr auch keine Schneeschmelze gebe und dadurch die Böden trockener in die Wachstumsphase gingen. Wenn das Frühjahr dann gleich mit warmen oder heißen Temperaturen aufwarte, bestehe die Gefahr von Trockenheit. Das schwäche die Bäume und mache sie anfälliger für den Borkenkäfer.

Wenn die Holzernte mangels Frost auch nicht im Februar im erwünschten Umfang erfolgen kann, muss sie laut Binkert während trockener Abschnitte über die warme Jahreszeit hinweg ausgeführt werden. Doch auch hier ist die Forstwirtschaft auf das Wetter angewiesen, erinnert Binkert an feuchte Sommer, was die Holzernte ebenfalls erschwere.

Obwohl die Winter schon seit drei Jahren einen sehr milden Verlauf zeigten, konnten 2012 und 2013 die geplanten Hiebzahlen übers Jahr hinweg erreicht werden, im vergangenen Jahr jedoch nicht mehr. Bleibt abzuwarten, wie sich die Bedingungen für die Holzernte in diesem Jahr entwickeln.

Holger Binkert ist seit Mai vergangenen Jahres der neue Förster Bad Dürrheims und für den Kommunalwald sowohl von Bad Dürrheim als auch von Tuningen zuständig. Sein Vorgänger, Ewald Weber, war in den Ruhestand gewechselt. Der personelle Wechsel bot für das Forstamt die Gelegenheit, die Aufgaben neu zu verteilen. Binkert konzentriert sich auf die Betreuung des Stadt- und Gemeindewaldes von Bad Dürrheim und Tuningen. Dabei handelt es sich um Größenordnungen von 895 und 361 Hektar Kommunalwald. Der Staatswald hingegen wird seither von Sven Jager betreut, auf Bad Dürrheimer Gemarkung sind das rund 150 Hektar.