Siegfried Heisig (links) und Carl Joseph Lotz mit einer kleinen Ausgabe des in mühevoller Arbeit angefertigten Duplikats vom verschollenen Bild, das am kommenden Sonntag in der Pfarrkirche gesegnet wird. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsgeschichte: Verschwundenes Gemälde aus 1776 neu gemalt / Herzblut und Engagement investiert

Ein besonders Bild aus dem Jahr 1776, vermutlich mit der ersten Ansicht von Hochemmingen, war unauffindbar. Jetzt gibt es eine originalgetreue Reproduktion, in die Carl Joseph Lotz als freischaffender Künstler und Siegfried Heisig als Organisator viel Arbeit steckten.

Bad Dürrheim-Hochemmingen. Viel Enthusiasmus, Liebe und Verbundenheit zum Heimatort, Ausdauer und künstlerisches Talent sind erforderlich, um solch ein Werk zu schaffen. Zwei Hochemmingern gelang das. "Wir haben uns da richtig rein gefressen und sind mit diesem Thema als Team in die Tiefe gegangen", lässt Carl Joseph Lotz wissen und erzählt die Vorgeschichte.

Siegfried Heisig brachte den Stein ins Rollen. Auf alten Fotos, die in der katholischen Pfarrkirche entstanden, war stets ein Gemälde zu sehen. Heisig bemerkte, dass sich das Bild nicht mehr in der Kirche befand. "Das hat mir keine Ruhe gelassen", sagt er. Das Bild hatte ihn während der Kindheit begleitet. Mit dem freischaffenden Künstler Lotz fand er sofort einen Mitstreiter. Die Hochemminger machten sich auf die Suche nach dem verschollenen Gemälde. Bei der Kirchenrenovierung 1985 wurde das Bild demnach entfernt. Jedoch wurde es mit anderen kirchlichen Gegenständen in einer Inventarliste aufgeführt. Lotz und Heisig nahmen Kontakt auf zu Restauratoren aus der Gegend auf und stöberten in alten Archiven. Sie wandten sich an das erzbischöfliche Ordinariat – vergeblich.

Da das Bild eine besondere Geschichte erzählt, reifte der Entschluss, nach Vorlage der Fotografien ein Duplikat von einem auf 1,40 Meter anzufertigen. Vor rund zwei Jahren machte sich Lotz mit Pinsel und Acrylfarben ans Werk. Durch Krankheit konnte er insgesamt drei Monate daran arbeiten. Erforderlich waren eine ruhige Hand, ein gutes Auge und viel Geduld. Größte Herausforderung: Den Text unter dem Bild in alter Schrift und der damaligen Rechtschreibung umzusetzen. 2200 Zeichen waren erforderlich. Diese brachte er zunächst mit Bleistift auf die Leinwand und zeichnete sie mit Farben nach. "Da durfte kein Fehler passieren", sagte Lotz.

Das Original war mindestens aus dem 17. Jahrhundert. Es zeigt den Ortskern von Hochemmingen, der vermutlich 1776 dazugemalt wurde. Im Hintergrund sieht man den den Dreifaltigkeitsberg und den Wartenberg inmitten der Baarlandschaft. Darüber, in einer Wolke wandelnd, die Heilige Familie, den Schöpfer und als weiße Taube den Heiligen Geist. Erzählenswert ist die Geschichte dieses Gemäldes: Es war am Abend des 9. Mai 1669, als bei einem Unwetter der Blitz in das Haus von Mathias und Maria Durler einschlug und es niederbrannte. Sie konnten nur ihr Leben und das ihrer fünf Kinder retten. Haus, Scheuer und Vieh verbrannten. Am nächsten Morgen wurde das unversehrte Bild in der Glut gefunden. Es kam darauf hin in den rechten Seitenaltar der Kirche. Dort hing es bis 1870. Zur Erinnerung an das Wunder ließ der damalige Pfarrer Joseph Mathias Weiß das Gemälde an Stelle eines Grabsteins im Gotteshaus erstellen, wo es bis 1985 blieb.

Mit Abstimmung von Pfarrer Michael Fischer und dem Pfarrgemeinderat fertigte Lotz das Duplikat an und ließ es mit einem passenden Rahmen aus Alt- und Hellgold versehen. "Es ist eine Bereicherung für die Gemeinde und die Nachwelt", betonten die Herren.

Am kommenden Sonntag beginnt um 10 Uhr die Messe in der Kirche St. Peter und Paul. Dann findet die Segnung des Gemäldes statt, das links neben dem Marienaltar seinen Platz finden wird. Anschließend wird zu einem Umtrunk eingeladen, bei dem Carl Joseph Lotz und Siegfried Heisig anwesend sein werden.