Die Baugenossenschaft Familienheim errichtet derzeit 35 sogenannte Mikro-Loft-Wohnungen in der Hammerbühlstraße. Foto: Kommunalplan

Ehepaar kritisiert Vorgehen der Baugenossenschaft Familienheim. Geschäftsführer weist Vorwürfe zurück.

Bad Dürrheim - Das Konzept der Mikro-Loft-Wohnungen der Baugenossenschaft Familienheim kommt an. Geschäftsführer Sebastian Merkle spricht von 200 Bewerbern, die für die 35 in Bad Dürrheim und die 38 in Villingen entstehenden Wohnungen vorgezeichnet hätten.

"Klar ist, dass da nicht alle zum Zug kommen." Verständnis hat er auch dafür, dass eine Absage für Groll sorgen kann. Tatsächlich kritisiert ein Ehepaar aus Duisburg das Vorgehen der Familienheim. Wie der 61-jährige Mann betont, wollten er und seine Frau (54 Jahre) ihre Eigentumswohnung in Duisburg verkaufen, um ins schöne Baden-Württemberg zu ziehen. Anfänglich sei vor allem der Schwarzwald im Blick gewesen. "Aber die Baar ist noch schöner", verweist der Mann darauf, dass der Blick hier in die Weite schweifen kann und nicht überall Bäume stehen. Vor allem für eine 95 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung, die die Familienheim in der Hammerbühlstraße in Bad Dürrheim errichtet, interessierte sich das Paar. "Die Lage ist optimal", schwärmt der Mann. Seine Frau hätte als Therapeutin gut in einer der Bad Dürrheimer Kurbetriebe arbeiten können. "Wir haben noch nie so für eine Wohnung gekämpft", beschreibt der 61-Jährige das Engagement von ihm und seiner Frau für die Mietimmobilie. Bereits im Juni hätten sie deshalb die weite Anreise nach Bad Dürrheim auf sich genommen, über 500 Kilometer, für die sie inklusive Stau rund acht Stunden auf der Straße bei heißem Sommerwetter verbrachten. Zuvor sei ihnen von der Familienheim mitgeteilt worden, dass ein persönlicher Kontakt bei der Wohnungsvergabe wichtig sei. Bei diesem Vorortgespräch seien sie dann von der Familienheim informiert worden, dass es für die Wohnung bereits eine interessierte Familie gebe. Aber wenn diese abspringe, kämen sie zum Zug.

Nach diesem Hoffnungsschimmer reisten sie wieder zurück ins Ruhrgebiet und riefen nach eigener Aussage über elf Wochen hinweg jede Woche bei der Familienheim in Villingen an, um sich über den Sachstand zu informieren. Nach dieser Zeit habe es dann plötzlich geheißen, dass die ursprünglichen Mietinteressenten zwar abgesprungen, der Wohnraum aber trotzdem bevorzugt an Familien vergeben werde. Das sei im Sinne des Gemeinderats, habe die Familienheim argumentiert.

"Das hätten sie uns gleich sagen können", fühlt sich der Mann vom Vorgehen der Baugenossenschaft verschaukelt. Die endgültige Absage sei sehr "dürr" gewesen, zitiert der 61-Jährige das Schreiben von Merkles Büro, in dem es heißt: "Wie mit Herrn Merkle besprochen, mussten wir leider einem anderen Interessenten den Vorzug geben."

Enttäuscht ist der Mann nicht nur über die knappe Formulierung, sondern auch darüber, dass nicht einmal angeboten wurde, ihn auf eine Warteliste zu nehmen. Er vermutet außerdem, dass die Familienheim bevorzugt Mieter aus der Region nimmt, Interessenten von weit außerhalb wie dem Ruhrgebiet hätten das Nachsehen.

Deutlich anders stellt sich der Hergang nach Worten von Familienheim-Geschäftsführer Sebastian Merkle dar. Demnach sei dem Ehepaar aus Duisburg von Anfang an klar gemacht worden, dass die besagte Vier-Zimmer-Wohnung bevorzugt an Familien vergeben werde. Auch eine Anreise wurde erst empfohlen, wenn sich die Wohnungszusage konkretisiere. Keine Rolle spiele, ob die Interessenten von Bad Dürrheim oder von außerhalb stammen. Die Familienheim habe sich bemüht, dem Ehepaar Alternativen aufzuzeigen, unter anderem Drei-Zimmer-Wohnungen mit 65 Quadratmetern in Bad Dürrheim, die aber aus Platzgründen abgelehnt wurden. Auch andere Vier-Zimmer-Wohnungen im Bestand der Familienheim wurden offeriert, fanden aber auch keine Zustimmung. Ebenso angeboten wurde, das Ehepaar mit seinen Wohnungswünschen auf eine Warteliste zu setzen. Aber auch das sei abgelehnt worden, offensichtlich weil zügig eine Entscheidung über ein künftiges Domizil gewollt wurde. Nachdem im Vorfeld damit alles besprochen gewesen sei, sei die letztliche Absage Mitte August tatsächlich kurz ausgefallen. Aber das sei in keiner Weise böse gemeint gewesen.

Frust über Absagen seitens der Familienheim kennt Merkle auch von anderer Seite, hält es auch für menschlich. Aber die Nachfrage, gerade nach den Mikro-Loft-Wohnungen, sei eben deutlich höher als das Angebot. Den Erfolg des Konzepts führt Merkle auf den günstigen Mietpreis bei rund sieben Euro für den Quadratmeter zurück bei gleichzeitig hochwertiger Ausstattung der Wohnungen. Der günstige Mietpreise werde durch eine funktionale Bauweise erreicht. Die Einsparungen dort würden den Mietern beim Mietpreis weitergegeben.