Mit seiner Vorlesung aus dem Buch "Letzte Zugabe" des Kabarettisten Dieter Hildebrandt fesselte und amüsierte Schauspieler Walter Sittler sein Publikum. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Regionentheater: Texte von Dieter Hildebrandt begeistern

Bad Dürrheim (kal). "Wer ständig lacht ohne Grund, ist bekloppt und bleibt gesund". Das und noch viel mehr Sprüche bekam das Publikum im vollbesetzten Saal des Kurhauses zu hören. Zu Gast war dort das Regionentheater aus dem Schwarzen Wald, das sein diesjähriges Programm mit einem Auftritt von Walter Sittler eröffnete. Der Schauspieler las Texte aus dem Buch "Letzte Zugabe" des Kabarettisten Dieter Hildebrandt, der im November 2013 verstorben ist.

Das Publikum lachte oft während des ganzen Abends, und dazu hatte es allen Grund. Witzig, frech und voller Satire waren die Sprüche und Gedanken, die Hildebrandt noch wenige Monate vor seinem Tod niedergeschrieben hat.

Sittler, ein großer Fan des unvergesslichen Satirikers, fesselte damit das Publikum, und immer wieder erschallte herzhaftes Gelächter und zustimmender Applaus durch den Saal. Es gab fast kein Thema, das nicht kritisch auseinandergenommen wurde. Konzerne, Unternehmer und deren Manager wurden satirisch betrachtet, Politiker blieben nicht verschont: die Kanzlerin, die mit ihrem "ukermärkischen Frühchengang" in Europa unterwegs ist. Dabei habe man kein gutes Gefühl, und man fragt sich, was sie dort verkauft hat? Vier Stunden, um nach Athen hin und zurück zu fliegen und dabei wichtige Gespräche geführt! Wie geht das?

Aussagen von der "Flinten-Uschi", als sie noch die "Renten-Uschi" war: "Die alten Leute werden nicht jünger. Doch sie sollen froh sein, denn früher waren die Alten in ihrem Alter schon lange tot". Sportsendungen im Fernsehen waren ebenfalls ein Thema. Langweilig, stundenlang das Gleiche zu sehen. Vorschlag: Die Sportarten sollten vermischt werden. Die Fahrer von Formel 1 sollten immer wieder aussteigen und so wie die "Skischießer" zum Gewehr greifen. Am besten, aufeinander schießen, dann wäre man sie bald alle los.

Volksmusiksendungen mit Hansi Hinterseer, bei denen es dudelt und nudelt. Das Volk steht da, singt mit und wedelt mit den Armen in der Luft herum. "Und die gehen alle wählen!", so die erschreckende Feststellung. "Es gibt eben kein Verblödungswachstumsgesetzt", erklärte Stiller. "Alles regt sich auf, wenn einer mit offener Hose rumläuft. Mit offener Klappe ist doch viel schlimmer."

Zudem sei man heute nicht mehr sicher: Online-Gäule, oder trojanische Pferde genannt, würden ins Haus geschickt. Früher wurde eingeladen, beladen, umgeladen, ausgeladen, heute werde nur noch alles runtergeladen. "Aber das muss doch auch geschrieben werden!"

90 Minuten lang wurde von Sittler vorgelesen. Vor seinem aufmerksamen und amüsierten Publikum hätte er sicherlich noch lange weitermachen können.