Tanzbar-Chefin sieht bei längeren Öffnungszeiten auch stärkere Belastung der Lokale

Bad Dürrheim (rtr). 26 Anlieger der Bitz- und Karlstraße hatten sich in einer Stellungnahme an die Stadtverwaltung gegen eine Verkürzung der Sperrzeit ausgesprochen, vergeblich. Zumindest für ein Jahr soll die Sperrzeit am Wochenende in der Kernstadt erst ab 5 Uhr gelten, bislang mussten die Lokale spätestens um 4 Uhr schließen.

Einer der Anlieger konkretisiert die Bedenken im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Ihm sei keine andere Kommune im Schwarzwald-Baar-Kreis mit solch kurzen Sperrzeiten für Gastronomiebetriebe bekannt. Und das in einer Kurstadt, wo Ruhe und Erholung eine besondere Rolle spielten und das Land eine Sperrzeit bereits ab 2 Uhr im Fall von Kurstädten ermögliche. Eine nun beschlossene Verkürzung der Sperrzeit mache Bad Dürrheim noch attraktiver für Nachtbummler, befürchtet der Anlieger eine Zuspitzung der Situation. Bereits jetzt werde an den Wochenenden entlang der Bitz- und Karlstraße wild geparkt und das einseitige Halteverbot nicht beachtet. Außerdem komme es vor, dass an Grundstücksgrenzen uriniert werde. Der Anlieger macht hierfür vor allem Besucher einer Tanzbar verantwortlich, die in der Nähe der Bitzstraße beheimatet ist. Wobei er davon ausgeht, dass die Betreiberin selber gar keinen Bedarf für eine Sperrzeitverkürzung sieht.

Das bestätigt die Geschäftsführerin der Tanzbar gegenüber unserer Redaktion. Schließlich bedeute eine längere Öffnungszeit auch eine längere Arbeitszeit. Ob es sich bei den Falschparkern um ihre Kunden handle, stellt die Betreiberin des Tanzlokals in Frage, schließlich gebe es noch weitere Gastronomiebetriebe in der Umgebung. Außerdem komme ihre Kundschaft vor allem am Samstag. Es sei nicht mehr wie vor 15 oder 20 Jahren, als die ganze Woche über im Lokal viel los gewesen sei. Damals seien noch mehr Kurgäste in der Stadt unterwegs gewesen. Ihr Tanzlokal sei über die Jahrzehnte hinweg bekannt geworden, und so reisten Kunden von Stuttgart bis zum Bodensee nach Bad Dürrheim zu ihr an. Die Bad Dürrheimer selber nutzten das Tanzlokal weniger, wären aber natürlich willkommen, betont die Betreiberin.

Beim Beschluss in der Gemeinderatssitzung hieß es, dass die Sperrzeitverkürzung auf 5 Uhr nach einem Jahr auf den Prüfstand soll. Bereits während des Jahres solle die Verwaltung das Gespräch mit Anliegern und Lokalbetreibern suchen, um Lösungen für die Konflikte zu finden. "Das hätten die vor ihrem Beschluss machen sollen", betont der Anlieger. Dann wäre die Entscheidung sicherlich anders ausgegangen.

Die verstärkte Kommunikation übers Internet und Handy hat Auswirkungen auf die Gastronomie, so die Erfahrung der Betreiberin einer Tanzbar in Bad Dürrheim. Die Kunden kämen zum Teil auf dem Handy tippend ins Lokal oder setzten sich im Lokal mit ihren Handykontakten auseinander, anstatt das Gespräch mit anderen Kunden zu suchen, bedauert die Geschäftsführerin die Entwicklung. "Man muss sich doch unterhalten können", wünscht sie sich wieder ein Mehr an aufeinander Zugehen außerhalb der digitalen Welt.