Das Gerüst zeigt die Westfassade des Neubaus an. Oberkante ist die spätere Brüstungsoberkante der Penthousewohnung, bis zum Dach kommen nochmals anderthalb Meter hinzu. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Irma: Bürger kritisieren die wuchtige Planung / Vielen fehlt ein städtebauliches Gesamtkonzept

Drei Stunden lang dauerte die Bürgerinformation der Stadt zum Irma-Neubau, und fast genauso lange blies der Stadt, dem Architekten Michael Rebholz und dem Investor Casim Ucucu der verbale Wind eiskalt ins Gesicht. Vor allem an der Architektur störten sich die meisten, die sich zu Wort meldeten.

Bad Dürrheim. In der Bürgerinformation, bei der rund 130 Interessierte zu Gast waren, wurde aber eines schnell klar: Es geht nicht nur um das Irma. Mehrere Bad Dürrheimer kreideten der Stadt und dem Gemeinderat eine fehlende städtebauliche Planung an, über die schon viel zu lange diskutiert werde, ohne dass etwas geschehe.

Der Streit um die Bebauung entzündete sich vor Monaten an der Architektur. Dies führte zur Gründung der IG Pro Bad Dürrheim, die sich für diese Bürgerinformationsrunde einsetzte. Der Architekt Michael Rebholz und Stadtbaumeister Holger Kurz stellten nochmals die bekannten Eckpunkte der geplanten Irma-Bebauung vor. Moderator der Diskussionsrunde war Henner Lamm vom Büro Kommunalplan, in Bad Dürrheim als Projektbegleiter in Sachen ELR-Programm bekannt.

Zusammenfassend gibt es von den Bürgern mehrere Befürchtungen bezüglich Baumfällungen, Verkehr, Ladenlokale, Ferienwohnungen und vor allem wegen der Architektur. Einige bezeichneten die Architektur als nicht passend an dieser Stelle und für einen Kurort. Die beiden Baukörper werden als zu wuchtig angesehen und die Fassade als zu massiv und hoch.

Für Margarete Preis-Schaller passt der Bau nicht ins Ortsbild. Sie wünscht sich ein Aussehen, dass sich an den Rathäusern und an den beiden ehemaligen Siedehäusern orientiert.

Annerose Knäpple von der IG-Pro Bad Dürrheim befürchtet eine weitere "Verwüstung" der Friedrichstraße, da sich somit weitere neue Häuser an dem Irma orientieren könnten. Joachim Gens sieht die Fassade aus der Bahnhofstraße als zu wuchtig an und für Gabriele Gaiser passt die Architektur eher in das Gebiet Richtung Sportchalet. Sie brachte noch eine ganz andere Komponente mit ins Spiel – aus Sicht der Hausfrau, wie sie es nannte. Sie befürchtet, dass die Gäste der 20 Ferienwohnungen, wenn sie beispielsweise aus dem Solemar kommen, ihre Handtücher im Sommer zum Trocknen über die Fensterbänke hängen und die Bewohner ihre Wäsche ebenfalls auf den Balkon hinaushängen. Sie befürchtet ein "buntes Bild", dass die Fassade in Richtung Hindenburgpark bieten werde.

"Dieses Bauvorhaben ist ein Verbrechen an Bad Dürrheim", fand Walter Mikuliszyn deutliche Worte in der Versammlung und zeigte sich erschrocken darüber, dass vor allem der Gemeinderat darauf drängte, an dieser Stelle eine moderne Architektur zu bekommen. Er sieht den Schwarzen Peter bei der Stadt und dem Gemeinderat.

Bei den vielen Wortmeldungen war mit Stefanie Baum eine Neu-Bad Dürrheimerin dabei, die vor einem Jahr aus Stuttgart in die Kurstadt kam. Sie erzählte, dass sie ihr Haus, Baujahr 1945, aktuell verkaufen würden. Es habe Erker und eine aufgelockerte Architektur. Vor allem junge Familien würden sich dafür interessierten. Sie fügte hinzu, dass in den Großstädten solche Architekturen, wie die geplante, eher abgerissen, als neu gebaut würden.

Das Verkehrskonzept war ein anderes Schwerpunktthema. Annette Bächler erkundigte sich nach der Zahl der Stellplätze, die von Michael Rebholz mit 103 angegeben wurde, 70 davon in der Tiefgarage, wenn sie nur einstöckig gebaut werde.

Sie zeigte auf, dass bei einem Parkplatzschlüssel von 1,5 pro Wohnung bereits 90 Plätze benötigt würden. In der Friedrichstraße will man wegen des Verkehrs mehrere Parkplätze an der Einfahrt abschaffen, mit dem Bau bekomme man an der Ecke wieder mehr Verkehr. "Das passt nicht zusammen", meinte sie.

Christine Kohler, in der Hofstraße aufgewachsen, meldete sich ebenfalls zum Verkehrskonzept zu Wort. In der Planungsschwebe ist noch, ob der Gehweg auf beiden Seiten verläuft, erklärte Architekt Michael Rebholz mehrfach, die Einfahrt zur Tiefgarage befindet sich an der Muselbrücke in der Hofstraße.

Sie zeigte auf: Der Gehweg kann ihrer Auffassung nach nicht nur auf der nördlichen Seite verlaufen, da er an der Muselbrücke ende. Auf der anderen Seite seien jedoch die Parkplätze. So müsste man an der Stelle der Tiefgarageneinfahrt einen Überweg machen. Sollte noch der Anlieferverkehr und beispielsweise die Müllabfuhr an dieser Stelle hinzukommen, sieht sie für Fußgänger große Probleme.

Bürgermeister Walter Klumpp, Stadtbaumeister Holger Kurz und Architekt Michael Rebholz versuchten, die Bedenken der Bürger anhand von Argumenten, abgeleitet aus der aktuellen Konzeption, teilweise zu zerstreuen – dies gelang in den meisten Fällen nicht.

Klumpp sieht Bad Dürrheim als lebens- und liebenswerte Stadt an und hat große Bedenken, dass die Diskussion um das Irma dem Image der Stadt schade. Er erklärte auch, dass der Gemeinderat nicht der Buhmann in Sachen Gestaltung sei. Klumpp versprach, die Argumente und das Gehörte mitzunehmen. Auch Henner Lamm verdeutlichte nochmals, dass vieles von dem, was gesagt wurden, in die Pläne einbezogen würde und dass vor allem auch verschiedene übergeordnete Behörden die Planung prüfen werden.