Lucia Grießhaber erinnert an ihren Großvater Wilhelm. Er war der erste Bürgermeister Bad Dürrheims der Nachkriegszeit und legte ihr und anderen seiner Enkeln sozusagen das politische Interesse in die Wiege. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Todestag von Wilhelm Grießhaber jährt sich zum 50. Mal / Enkelin erinnert

Wilhelm Grießhaber war der erste Bürgermeister Bad Dürrheims der Nachkriegszeit. In diesen Tagen jährte sich sein Todestag zum 50. Mal. Seine Enkelin Lucia Grießhaber erinnert an ihren Großvater.

Bad Dürrheim. Er sei schon eher der Familienpatriarch gewesen, erinnert sich die ehemalige CDU-Kreisgeschäftsführerin Lucia Grießhaber an ihren Großvater, doch in der Art ihrer Erzählung wird auch klar, dass sie stolz ist auf ihren Vorfahren. Geboren wurde er am 26. März 1875 in Bad Dürrheim und war ein Leben lang politisch aktiv. Von 1911 bis 1933 gehörte er für die Zentrumspartei – dem Vorgänger der CDU – dem Bad Dürrheimer Gemeinderat an. Von 1925 bis 1933 war er auch Mitglied im Kreistag und zwischen 1920 und 1933 Vorsitzender der Zentrumspartei. Sein Ausscheiden aus all diesen Ämtern war sozusagen unter Zwang freiwillig, denn im Jahr 1933 begann die Gleichschaltung unter Hitler. Ein NSDAP-Parteibuch hatte Wilhelm Grießhaber nie. Dies kann durchaus als Grund gesehen werden für seine späte politische Karriere, in der er im September 1946 mit 71 Jahren zum ersten Bad Dürrheim Bürgermeister nach dem Krieg wurde, denn er war ein so genannter "unbelasteter Demokrat". Erhalten blieb das Protokollbuch der Zentrumspartei – es wurde während des Kriegs im Pfarrhaus versteckt und so half es bei der Neugründung der CDU, was er ebenfalls vorantrieb.

In seiner Lebenserinnerung nannte er die Vor- und Kriegsjahre "bitter und gefährlich". Die ersten Gemeinderatswahlen fanden im September 1946 statt. Damals wurde der Bürgermeister aus diesen Reihen gewählt – die Wahl fiel auf ihn. Zwei Jahre später wurde er dann direkt von den Bürgern gewählt. Wahlberechtigte gab es damals 1134 Personen, 1054 Stimmen erhielt er. So krempelte er im Rentenalter nochmals die Ärmel hoch und legte nach dem Krieg erneut den Grundstein, damit die Stadt wieder ein funktionierendes Kurwesen entwickeln konnte. Seine beiden Enkelinnen Lucia und Rita Grießhaber beschreiben ihn als verantwortungsbewusst und mutig. Er musste mit alten politischen Gegnern umgehen, Flüchtlinge unterbringen, es galt Häuser wieder aufzubauen und einiges mehr. Er benötigte auch Weitblick – so plädierte er damals schon dafür, dass Bad Dürrheim eine Umgehungsstraße bekam, da die beiden Bundesstraßen 27 und 33 mitten durch den Ort führten.

Was viele Bad Dürrheimer nicht mehr wissen: Die Wilhelmstraße wurde nach ihm benannt – eine Wilhelm-Grießhaber-Straße wollte er selbst nicht. Lucia Grießhaber freut sich, dass sie heute diese Straße als Adresse hat, denn der Großvater war politisch doch prägend. Man hatte Respekt vor ihm: "Er war mehr der Großvater als der Opa", verrät die ehemalige Kommunalpolitikern. Das Schwesternpaar hatte zwar in verschiedenen Parteien eine Heimat gefunden – Lucia bei der CDU, Rita bei den Grünen. Doch dass dies funktioniert, das zeigt heute die Koalition in Stuttgart. Ein Cousin der beiden Schwestern war lange Zeit in Hornberg im Gemeinderat und als stellvertretender Bürgermeister aktiv.

In Erinnerung bleibt der Enkelin vor allem auch die Feldarbeit des Großvaters, bei der man ihm helfen musste und der eine oder andere Gang aufs Rathaus, um dem Großvater das Mittagessen zu bringen. Ebenso die Zego-Runden, an denen er bis ins hohe Alter teilnahm. Sonntags, da gönnte sich der Bad Dürrheimer Altbürgermeister und Ehrenbürger auch mal ein Rössle-Stumpen – der nicht so wohlriechend war. Denn das sei der Grund, warum sie nie das Rauchen anfing, verrät Lucia Grießhaber. Aktuell sortieren sie und ihre Schwester den Nachlass des Großvaters. Die eher amtlichen Dokumente werden später ins Kreisarchiv aufgenommen. Seine Ehrenbürgerurkunde hat schon einen guten Platz. Diese hat ihr Bruder, der nach dem Großvater getauft ist.