Regierungspräsidium prüft ungewöhnliche Möglichkeit der Biotoppflege auf Bad Dürrheimer Gemarkung

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Das Regierungspräsidium Freiburg prüft derzeit den Einsatz von bis zu zehn Wasserbüffeln zur Biotoppflege bei Bad Dürrheim. Es handelt sich um ein rund acht Hektar großes Gelände südlich der Kreisstraße 5705 in der Nähe der Kurgärtnerei.

Aus Sicht des Naturschutzes seien die Wasserbüffel eine "durchaus vielversprechende" Möglichkeit, um das dortige Schilfgebiet noch vielseitiger zu gestalten und dadurch seltenen Vogelarten und Amphibien eine neue Heimat zu bieten, erklärt Friedrich Kretzschmar vom Referat Naturschutz und Landschaftspflege am Regierungspräsidium.

Gute Erfahrungen seien bereits mit der Schaffung eines Biotops mit rund 1500 Quadratmetern Wasserfläche in der Nähe der Kurgärtnerei gemacht worden. Die Hauptarbeiten hierzu erfolgten Anfang des vergangenen Jahres; Nachbesserungen während des vergangenen Winters dienten dem Ausbau der Wasserfläche. Innerhalb kurzer Zeit hätten sich dort Kiebitze niedergelassen und gebrütet. Auch die seltene Krickente und der Flussuferläufer seien gesichtet worden. Amphibien hätten den neuen Lebensraum ebenfalls angenommen, Erdkröten hätten gelaicht, eine Kreuzkröte sei gesehen worden.

Der Erfolg ermutigte die Landesbehörde, ihre Naturschutzbemühungen dort auszuweiten. Geprüft wird nun laut Kretzschmar, ob der Einsatz von Wasserbüffeln Sinn macht. Mit einem Landwirt aus der Region, der solche Tiere besitze, sei bereits Kontakt aufgenommen worden. Er habe Bereitschaft signalisiert, bei dem Projekt mitzuwirken.

Der Großteil der zu pflegenden acht Hektar sei bereits im Besitz des Landes, ein anderen Teil gehöre der Stadt, informiert Kretzschmar. Gerhard Bronner, der die Stadt in Umwelt- und Naturschutzfragen berät, hat nach eigener Aussage der Stadt empfohlen, die Fläche für diese besondere Form der Beweidung zur Verfügung zu stellen. Für die Stadt würden voraussichtlich keine Kosten entstehen, vermutet Bronner.

Das bestätigt auch Kretzschmar. Wenn das Vorhaben realisiert werde, werde es vermutlich über Mittel des Landes und der EU finanziert. Vorstellbar sei eine Beweidung über etwa drei Monate im Jahr. Ein Probejahr könnte Aufschluss über den Erfolg der Maßnahme geben. Dem könnte sich ein fünfjähriger Pflegevertrag mit dem betroffenen Landwirt anschließen, der die Wasserbüffel zur Verfügung stellt und betreut. Der Vertrag könne je nach Erfolg und Bedarf verlängert werden, meint Kretzschmar.

Aber auch Alternativen würden geprüft, sei es die Schaffung einer weiteren Wasserfläche durch den Einsatz von Baggern oder die Beweidung durch andere Rinderrassen. Wasserbüffel jedoch hätten den großen Vorteil, dass sie auch gerne ins Wasser gingen, außerdem in besonderer Weise in der Lage seien, die Landschaft zu gestalten, so dass sich Tümpel, Abbrüche und Stufen bildeten. Auch der Schilf würde dadurch stellenweise zurückgedrängt, die Strukturvielfalt mit kleinräumigen Freiflächen würden von seltenen Vogelarten wie Kiebitz und Bekassine gerne genutzt.

Doch noch sei die Prüfung ganz am Anfang. Die anderen Betroffenen müssten mit ins Boot geholt werden, neben der Stadt eventuell auch Privatbesitzer zweier kleinerer angrenzender Grundstücke. Auch mögliche Einwände wegen des Bibervorkommens dort müssten untersucht werden.

Im Fall einer Beweidung durch die Büffel müsste das betroffene Gelände umzäunt werden. Kretzschmar geht davon aus, dass hier ähnliche Vorgaben wie bei anderen Rindern beachtet werden müssten. Er glaubt, dass die Tiere von der Kreisstraße aus sichtbar sein und für aufmerksame Blicke sorgen werden. Er weiß zwar, dass es entlang der Kreissstraße keine Parkmöglichkeiten gibt. Doch besonders interessiertes "Fachpublikum" würde die Gelegenheit sicherlich wahrnehmen, um die Tiere zu beobachten.

Kretzschmar rechnet damit, dass bis Herbst die Entscheidung über künftige Pflegemaßnahmen dort fallen wird. Wenn man sich für die Wasserbüffel ausspreche, seien diese eventuell schon nächstes Jahr im Einsatz.