Auch der Hänslehof (Bildmitte) - hier auf einer Postkarte um 1900 - brannte vor 300 Jahren bis auf die Grundmauern nieder. Nur der mächtige Treppengiebel blieb erhalten. Foto: Heimatverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Damaliger Pfarrer spricht von "göttlicher Heimsuchung und Sündenbestrafung"

Bad Dürrheim. Großbrände trafen Dürrheim immer im Hochsommer, berichtet Heimatkundler Jürgen Kauth. Vom 13. August 1674 ist aus den Akten des katholischen Pfarramtes der erste bekannte Großbrand Dürrheims beurkundet. "Im Dorf Düra sind elf Firsten, das sind Häuser und Scheuern, verbronnen."

Der Ursprung des Feuers wurde nicht ermittelt. So steht im Kirchenbuch, dass "dies nur Gott der Herr, der strafen und übersehen kann, allein weiß." Aus einer handschriftlichen Ortschronik von Dürrheim, die im Jahre 1850 von einem Lehrer namens Leute verfasst wurde, weiß Kauth, dass vor 300 Jahren der letzte Großbrand hier stattfand. Der Titel des Büchleins lautet: "Einige Nachrichten, was sich im Dorf Thierhaim - jetzt Dürrheim - zugetragen hat. Am 2. Heumonat (früherer Name für den Monat Juli) im Jahre des Herrn 1715, am Fest Maria Heimsuchung, während des Gottesdienstes, ist eine entsetzliche und grausame Feuersbrunst entstanden. So schwer, dass innerhalb einer Dreiviertelstunde 26 Gebäude in Schutt und Asche gelegt wurden. Es ist damals ein starker Wind (heute sagt man dazu Feuersturm) entstanden, so dass niemand sich dem erwehren konnte."

Ursprung war wohl ein Haus am Ortsrand, wo heute die Friedrichstraße anfängt. Brennende Holzschindeln und Heu wurden mitgerissen und vom Sturm in Richtung Kirche getragen, wobei alle Häuser dazwischen vom Dach her entzündet wurden. Die Pfarrkirche brannte nieder, wobei auch die Glocken in der Bluthitze schmolzen. Auch die Zehntscheuer, die Gemeindeschmiede und den Hänslehof hat es dabei erwischt. Zu dem Großbrand von 1715 berichtet Lehrer Leute weiter, dass es eine große Welle von Anteilnahme aus den umliegenden Gemeinden gab. So halfen fast sämtliche Gemeinden aus der Baar mit Bauholz, bei Aufräumarbeiten und auch mit Geldspenden.

Der damalige Dorfpfarrer wusste keinen anderen Kommentar zu der Katastrophe wie: "Dieser Brand ist eine göttliche Heimsuchung und Sündenbestrafung der Einwohner für ihr freudiges Leben." Wer sich allerdings die Alltagssituation der Menschen vor 300 Jahren in dem kleinen Dorf vor Augen führt, wird dies wohl kaum glauben, merkt Kauth an. Angesichts dieser verheerenden Feuersbrunst habe sich dann nach und nach eine organisierte Feuerwehr gebildet. Es wurden Feuerleitern, Feuereimer und einfache Spritzen im Ort deponiert und Leute beauftragt im Brandfall mittels Fuhrwerken diese beizuschaffen.

Auf der Saline entstand dann nach 1824 eine geordnete Feuerwehr für den Betrieb und die Gemeinde. Eine große Feuerspritze und Ausrüstung standen bereit, auch für Einsätze außerorts. Durch eine Dampfmaschine, die das Soledruckwerk bediente, hätte in der Saline auch mittels Sole gelöscht werden können, da an den Soleleitungen auf dem Gelände Hydranten angebracht waren. Dank außerordentlich strengen Sicherheitsbestimmungen musste dies aber nie eingesetzt werden. 1867 wurde dann die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde gegründet mit 67 Mann Stärke. In zwei Jahren steht hier also das Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen an. Die Wehr hat sich damals nicht nur in Dürrheim bewährt, sondern auch bei Großbränden im Umland. 1893 waren 40 hiesige Feuerwehrmänner in Klengen 18 Stunden ununterbrochen im Löschdienst tätig, des weiteren in Donaueschingen (1908), Grüningen (1911) und Sunthausen (1921).