Chance für Heimkinder: Der baden-württembergische Landtagspräsident Wilfried Klenk nahm von Off Road Kids-Chef Markus Seidel die Studie "Entkoppelt vom System" entgegen und versprach, sich für Heimkinder einzusetzen. Unser Bild zeigt vor dem Kinderheim der Off Road Kids-Stiftung in Bad Dürrheim (von links): Off Road Kids-Prokuristin Susanne Nann, die Streetwork-Stationsleiter Benthe Müller (Hamburg), Ines Fornaçon (Berlin), Jens Elberfeld (Dortmund), Landtagsabgeordneter Karl Rombach, Stationsleiter Colin Emde (Köln), Off Road Kids-Chef Markus Seidel, Landtagspräsident Wilfried Klenk, Kinderheimleiter Christian Jean, CDU-Stadtverbandsvizevorsitzender Joachim Limberger und Off Road Kids-Vorstandsmitglied Christoph Ehlers. Foto: Roland Sigwart Foto: Schwarzwälder-Bote

Landtagspräsident Wilfried Klenk möchte Anliegen von Off Road Kids-Chef Markus Seidel Gehör verschaffen

Bad Dürrheim. "In dieser Deutlichkeit hat mir das noch niemand dargelegt", fasste der Präsident des baden-württembergischen Landtags, Wilfried Klenk, sein Informationsgespräch mit Vertretern der Off Road Kids-Stiftung am Montagabend in Bad Dürrheim zusammen.

Gemeint hat er damit die riesige Kluft zwischen den gesetzlichen Möglichkeiten der Kinder und Jugendhilfe und der tatsächlichen Hilfeleistung insbesondere für Heimkinder nach dem 18. Geburtstag. Der erfahrene Sozialpolitiker Klenk war gemeinsam mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Karl Rombach und dem stellvertretenden CDU-Stadtverbandsvorsitzenden von Bad Dürrheim, Joachim Limberger, ins Kinderheim der Straßenkinder-Hilfsorganisation am Schabelweg gekommen. Klenk sagte spontan zu, seinen Einfluss bei der Neuordnung der Bund-Länder-Finanzen für Heimkinder geltend zu machen.

"Wer würde sein eigenes Kind nur wegen des 18. Geburtstags in eine eigene Wohnung stecken? Wohl kaum jemand. Die staatliche Kinder- und Jugendhilfe aber macht genau das aus kommunaler Geldnot mit Heimkindern, die meistens deutlich entwicklungsverzögert sind. So produziert man reihenweise teure Sozialfälle statt mündige Bürger", brachte Off Road Kids-Vorstandssprecher Markus Seidel die bittere Erfahrung der Straßenkinder-Hilfsorganisation auf den Punkt. "Wir haben in Deutschland das weltbeste Kinder- und Jugendhilfegesetz, aber die Finanzierung über die leeren Kommunalkassen ist unverantwortlich. Dieser Finanzierungsfehler verhindert massiv die gesellschaftliche Integration unserer Heimkinder und die der unbegleiteten, traumatisierten Flüchtlingskinder."

Dabei habe der Gesetzgeber ganz bewusst die Förderung etwa von Heimkindern weit über den 18. Geburtstag hinaus vorgesehen und damit die Tür aufgemacht für berufliche und gesellschaftliche Integration. Gemeinsam mit seinen Streetwork-Stationsleitern aus Berlin, Dortmund, Hamburg und Köln und dem Leiter des Bad Dürrheimer Kinderheims der Off Road Kids-Stiftung bat Seidel Landtagspräsident Wilfried Klenk nachdrücklich darum, direkten Einfluss auf die aktuelle Neuordnung der Finanzen zwischen Bund und Ländern zu nehmen und in diesem Rahmen auf eine bundeseinheitliche, sichere Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe zu pochen. Als Handwerkszeug dazu übergab Seidel an Klenk und Rombach die von Off Road Kids und der Vodafone-Stiftung Deutschland initiierte Studie des Deutschen Jugendinstituts "Entkoppelt vom System". Die DJI-Studie untermauert die Forderung der Off Road Kids-Stiftung nach einer bundeseinheitlichen, sicheren Finanzierung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes und einer Entlastung insbesondere der Kommunalkassen.

Sowohl Landtagspräsident Klenk als auch der Landtagsabgeordnete Rombach sagten spontan zu, dabei mitzuhelfen, dem Schicksal volljähriger Heimkinder in der politischen Diskussion Gehör zu verschaffen.