Es diskutierten (von links) Bürgermeister Walter Klumpp, Andrea Kanold, Uwe Winter, Michael Rebholz, Referent Heinz-Jörg Ebert und Moderatorin Barbara Fink. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Podiumsdiskussion zur Entwicklung der Stadtzentren / Rückzug von Einzelhändlern sorgt für Verödung

Von Georg Kaletta

Bad Dürrheim. Die Initiative muss von den Hauseigentümern ausgehen, damit ein Prozess in Gang gesetzt werden kann, um die Innenstadt attraktiv für die Bürger und Gäste zu gestalten, lautete das Fazit von Bürgermeister Walter Klumpp am Ende der Podiumsdiskussion zu diesem Thema.

Eingeladen hatte zu der Veranstaltung "Attraktive Innenstadt der Zukunft – was tun ? " der Stadtverband der CDU in Zusammenarbeit mit der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Einleitend verwies die als Moderatorin wirkende Stadtverbandsvorsitzende Barbara Fink auf den immer bedrohlicher werdenden Verlust von Einzelhandelsgeschäften in den Stadtzentren, mit der Folge, dass in den Innenstädten eine Verödung folgt und die Aufenthaltsqualität sinkt.

Ein Plan gegen die Verödung der Stadtzentren

Wie solch einer Entwicklung entgegen getreten werden könne, erörterte den rund 70 Zuhörern der Gastreferent Heinz-Jörg Ebert mit seinem sehr lebhaft und allgemein äußerst interessant empfundenen Vortrag in Wort und Bild, wozu er auch Fotos mit wenig attraktiven Ansichten aus Bad Dürrheim einsetzte.

Der Einzelhändler aus Gießen ist Initiator und Vorsitzender der ersten BID-Initiative (siehe Info-Rubrik ) in Hessen. In seiner Heimatstadt gelang es ihm in Zusammenarbeit mit den Grundstückseigentümern eine völlig neue, zielführende Kultur des Miteinanders in der Stadtentwicklung zu erreichen. Als eines der Erfolgsrezepte in Gießen stellte Ebert heraus, dass man am Selbstbewusstsein gearbeitet habe, sich des vorhandenen Potenzial bewusst wurde, und die Hauseigentümer interessiert waren, den Standort zu erhalten, der ihnen letztendlich die Pachteinnahmen sichert.

Ohne externe Hilfe ging es aber nicht, doch diese von allen Beteiligten mitgetragenen Investition habe sich ausgezahlt. Vor dem Einstieg in die Podiumsdiskussion stellte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez fest, dass BID in Baden-Württemberg überfällig ist, und es ein gutes Instrument darstellt, um zu bewusst zu machen, wie wichtig die Innenstadtentwicklung ist. In Baden-Württemberg gibt es BID erst seit diesem Jahr. Bei der Diskussion äußerte Michael Rebholz die Befürchtung , dass man in der Innenstadt mit rund 20 000 Quadratmeter Erdgeschossfläche bald Probleme bekommen werde. Seiner Meinung nach sollte die Chance zur Innenstadtentwicklung genutzt werden, da auch ein hohes Gästepotenzial vorhanden ist.

Uwe Winter, Geschäftsführer der Kur-und Bäder GmbH, konnte sich für Bad Dürrheim auch BID-Teilquartiere vorstellen, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Als Vertreterin des Forum Innenstadt sah Andrea Kanold das Problem, dass keine Fußgängerzone vorhanden ist. Dass sie unter den Zuhörern lediglich vier Einzelhändler entdecken konnte, wurde von ihr bemängelt.

Wie es in der Sache weitergeht, und was die Initiative für weitere Schritte ergreifen könnte, blieb offen. Dennoch war auch bei den Wortmeldungen aus dem Publikum das Interesse an der Thematik herauszuhören. Der Anstoß, tiefer in das Thema einzusteigen, könnte die Empfehlung von Heinz-Jörg Ebert sein, dass man sich als erstes von der Stadt die Adressen der nicht immer vor Ort wohnhaften Hauseigentümer geben lassen sollte, um diese anzuschreiben.

BID bedeutet Business-Improvement-District und ist ein auf gesetzlicher Grundlage basierender hundert prozentiger Zusammenschluss aller Hauseigentümer eines genau abgegrenzten Bereiches, der sich mit einem Fünfjahresplan für die Attraktivität seines Distrikts einsetzt.

Der Handel soll die Aktivitäten ergänzend unterstützen. Die Idee zu einem BID entstand vor über 30 Jahren erstmalig in Kanada als Erfolgsmodell für Innenstadtentwicklung. Es ist eine private Initiative der Hauseigentümer eines definierten Quartiers.

Das BID-Seltersweg in der Stadt Gießen wurde 2006 gegründet und war damit das erste BID in einem deutschen Flächenstaat. Die Schwerpunkte sind bauliche Aktivitäten (im Seltersweg die Buchsbäume und das Lichtkonzept), Veranstaltungen, Werbung, Marketing und ein professionelles Management, das die Arbeit, bis hin zum Branchenmix macht.

Nutznießer sind vor allem die Kunden, die sich wohler fühlen und ein unvergleichliches Angebot vorfinden sollen. Ebenso die Fachhändler, die über eine deutlich verbesserte Infrastruktur, Organisation, Kommunikation und Positionierung verfügen und natürlich die Hauseigentümer, die sich damit für den Werterhalt ihres Standortes einsetzen.