In familiärer Atmosphäre betreuen die Tagesmütter Tanja Rothmann (links) und Alexandra Maier ihre Schützlinge Sissy und Niklas in einem selbst umgebauten Haus. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Betreuung: Ärmel hochkrempeln, durch den Paragraphendschungel kämpfen und einfach starten

Spielen, singen, gemeinsam essen, Mittagschlaf, basteln, vorlesen, singen, im Garten toben, sich geborgen fühlen wie in der Familie – das steht für die beiden Tagesmütter Alexandra Maier und Tanja Rothmann an erster Stelle.

Bad Dürrheim-Unterbaldingen. Mit ihrer neuen Einrichtung, der Taps-Tiger-Kleinkinderbetreuung haben sie ein Pilotprojekt gestartet. Über zehn Jahre lang hat Alexandra Maier als ausgebildete Tagesmutter in Unterbaldingen in ihrer Wohnung Kleinkinder betreut. "Irgendwann ist die Wohnung nicht mehr kleinkindgerecht eingerichtet", erzählt die Mutter von zwei Söhnen im Alter von 13 und 18 Jahren. So kam sie auf die Idee, in einem von ihr erworbenen 100 Jahre alten Haus eine Wohnung einzurichten, in der sich die Kleinen während der Tagespflege rundherum wohlfühlen und von selbstständigen Tagesmüttern behütet werden.

"Mütter, die arbeiten gehen, sollen kein schlechtes Gewissen haben."

Eine Mitstreiterin fand Alexandra Maier in Tanja Rothmann, Erzieherin und zusätzlich ebenfalls ausgebildete Tagesmutter. "Wir kennen uns schon seit der Grundschule", erzählen sie. Nachdem der Bauantrag für den Umbau vorlag und zudem sechs weitere Behörden grünes Licht gaben – alles dauerte rund zwei Jahre – gingen die beiden Frauen ans Werk.

Zahlreiche Auflagen wurden ihnen erteilt, unter anderem ein Rettungs- und Fluchtweg sowie eine Raumhöhe von 2,80 Metern, die in dem alten Haus nicht vorhanden war. So grub die Tagesmutter, die den Beruf des Kunststoffschlossers erlernt hatte, das entkernte Haus selbst aus. Insgesamt führten die beiden Frauen alle Bauarbeiten, die für sie möglich waren, selbst aus. An jedem Wochenende wurde von morgens bis in die Nacht hinein gearbeitet. "Meine Söhne haben kräftig mitgeholfen", freut sich Alexandra Maier.

Nach weiteren eineinhalb Jahren harter Arbeit war das Ergebnis sichtbar. Eine moderne, helle und vor allem Kleinkindgerechte Wohnung ist entstanden. Auf einer Fläche von 100 Quadratmeter ist eine Wohnküche untergebracht, Spiel- und Schlafzimmer sowie ein Badezimmer. Die Wohnung ist für insgesamt für neun Kinder im Alter von wenigen Wochen bis drei Jahren eingerichtet. Damit die um 7 Uhr beginnende Betreuungszeit von 17 Uhr auf 18 Uhr ausgedehnt werden können, wird eine dritte Tagesmutter gesucht.

Bevor Alexandra Maier das Projekt anging, hatte sie sich bei verschiedenen Stellen um Fördermittel beworben und Anträge zur Genehmigung der Einrichtung beworben. Doch ohne Erfolg, denn die Kleinkindertagespflege gab es in dieser Form noch nirgends, da es kein ergänzender Baustein in Kindertageseinrichtungen ist. Als sie ihre Pläne der Stadt vorstellte, erhielt sie vom Gemeinderat die Zustimmung.

Die Bezahlung für die Betreuung übernimmt das Jugendamt, die anderen Kosten, darunter die Unterhaltung des Gebäudes die Stadt. "Mütter, die arbeiten gehen, sollen kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihr Kind zu uns bringen", erklären die beiden Frauen, denn für sie steht das Kind im Mittelpunkt. Im Moment betreuen sie drei Kinder, ein viertes kommt demnächst dazu. Jede der Frauen kümmert sich intensiv um das gleiche Kind, damit eine herzliche Bindung entsteht.

Aktivitäten werden aber auch gemeinsam unternommen, so dass die Kinder mit beiden Betreuerinnen vertraut sind. Die kleine Gruppe ermöglicht es, auf jedes Kind ganz individuell einzugehen und es in seinem eigenen Tempo zu fördern. Wichtig ist es für die Tagesmütter, das Essen für ihre Schützlinge selbst zu kochen. Wenn beim Kochen der Duft von leckerem Essen durch den Raum zieht, wird die familiäre Atmosphäre noch mehr gestärkt. "Wir haben für unsere Küche die gleichen Hygiene-Vorschriften wie ein Restaurant", berichtet Tanja Rothmann.