Die Realschule am Salinensee, wie sie heute aussieht: Ursprünglich war nur das Gebäude im Vordergrund geplant, der erste Anbau, gleich ein Jahr nach der Eröffnung 1976, bestand aus drei Klassenzimmern zwischen dem dritten Baum von links und dem weißen Gebäudeteil, der erst in den vergangenen Jahren dazugebaut wurde. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Realschule: Mitte der 1960er-Jahre als Mittelschulzug gegründet / Neues Schuljahr startet mit 580 Schülern

Die Realschule Bad Dürrheim wurde zwar zum Schuljahresbeginn 1971/72 gegründet – die Gebäude am Salinensee wurden jedoch erst im August vor 40 Jahren, 1976, mit 14 Klassen bezogen.

Bad Dürrheim. Die Realschule wurde in den vergangenen Jahren stark erweitert und zählt zum neuen Schuljahr 580 Schüler, 2015/16 waren es 547. Die Geschichte beginnt jedoch ganz klein, 1964 mit der Gründung eines so genannten Mittelschulzugs, der gerade mal 33 Schüler zählte. Dieser wurde laut Stadtarchiv auf Drängen der Eltern gegründet, die eine bessere Schulbildung für die Kinder forderten. Im Schuljahr 1971/72 startete die neu gegründete Realsschule offiziell erstmals mit 154 Schülern, verteilt auf sechs Klassen. Es waren 61 Jungs, 93 Mädchen, 122 kamen aus dem Kernort, 32 aus den Teilorten.

Dazwischen lagen viele Jahre des Aufbaus. Zunächst war die Schule im Gebäude der Grund- und Hauptschule, in der Schulstraße, untergebracht. Anfang 1969 wurde aufgrund der Raumnot ein provisorischer Holzbau zusätzlich errichtet, der drei Klassenzimmer beherbergte. Dieser stand dort, wo heute der Pausenhof der Grundschule ist, auf der Ostseite in Richtung Pfarrhaus. Dieser Holzbau wurde erst abgerissen, als der erste Anbau am Neubau der Realschule am Salinensee stand und einer neuen Bestimmung zugeführt. Die Holzkonstruktion dient heute als Gaststätte und Vereinsheim des Fußballclubs und ist als Schabelstube bekannt.

Um 1970 herum kam als weiteres Gebäude der Grund- und Hauptschule noch das alte Rathaus Ecke Schul- und Adlerstraße hinzu – in diesem haben heute die Blasmusik und die Urviecher ihr Vereinsheim. Räumliche Probleme gab es auch beim Sportunterricht. Die Oskar-Grießhaberturnhalle wurde 1961 gebaut, es gab noch eine weitere, kleinere Sporthalle im heutigen Haus des Bürgers, das damals noch als Siedepfanne bekannt war.

Diese Sporthalle – zu der die Schüler von der Grund- und Hauptschule laufen mussten – war im westlichen Teil des Gebäudes, etwa dort, wo heute die Bühne und die Künstlergarderoben sind. Die Sporthalle an der Realschule wurde erst mehrere Jahre nach der Fertigstellung der Schule gebaut. Später kam zudem die Salinensporthalle am Sportplatz hinzu.

Doch Ende der 1960er-Jahre stand die Frage im Raum: Was tun gegen die Raumnot der Schule und für die Weiterentwicklung des Bildungsstandorts Bad Dürrheim? Diskutiert wurde eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule am Standort Schulstraße sowie der Neubau einer Grundschule. Dies wurde jedoch verworfen. Man entschloss sich zu einer großen Lösung und plante am Salinensee ein Schulzentrum zu bauen. Grund-, Haupt- und Realschule sollten an dem idyllischen Fleckchen am Waldrand untergebracht werden. Zudem eine dreiteilige Sporthalle und einen Allwetterplatz.

Am 11. Juli 1974 fand der Spatenstich statt, am 14. August 1976 wurde sie fertiggestellt. 411 Schüler zogen ein, Rektor wurde Walter Deininger. Die Realschule hatte für damalige Verhältnisse eine Architektur, mit der die Dürrheimer sich erst anfreunden mussten: viel Glas, viel Stahl und ein Flachdach. Die Alteingesessenen trauten so zusagen ihren Augen nicht, denn das alles war für sie bei den Baaremer Wintern und den hohen Niederschlägen ein Unding.

Für die Schüler wie auch für die Lehrer war der moderne Bau manchmal eine Herausforderung. Nach den Herbst- und Weihnachtsferien musste er erst aufgeheizt werden, und immer wieder waren die Nahtstellen zwischen Flachdach und Oberlichtern undicht, so dass man Eimer aufstellen musste, in die das Wasser hineintropften konnte. Die Handwerker verbrachten manch Stunde auf dem Dach, um es zu sanieren – vor allem um zu versuchen, genau diese Nahtstellen abzudichten. Aber es war in der Ausstattung auf einem modernen Stand: Es gab ein Sprachlabor mit Aufnahme- und Hörtechnik, entsprechend ausgestattete Fachräume für Physik und Chemie, Zeichnen, Werken sowie Biologie. Was jedoch auch schnell klar wurde: Die Realschule war schon bei der Eröffnung 1976 zu klein. Es wurde drei Klassenzimmer angebaut, am westlichen Teil des Hauses.

Die Gebäude für die weiteren Schularten hätten nach und nach gebaut werden sollen: Die Hauptschule ebenfalls in westlicher Richtung, die Grundschule hätte ein Parallelgebäude im Norden bekommen. Die Pläne wurden jedoch nicht realisiert.

Die Wettbewerbsentscheidung für den Bau fiel am 8. Juni 1973, der Spatenstich war am 11. Oktober 1974, Richtfest am 14. November 1975 und die Fertigstellung am 14. August 1976.

Die Gesamtbaukosten der Realschule lagen bei 3 875 500 Mark, die Nutzfläche betrug 2263 Quadratmeter und der Umbaute Raum 8634 Kubikmeter, (Kubikmeterpreis: 287 Mark). Geplant war auch, dass die Grund- und Hauptschule an den Salinensee zieht.

Bad Dürrheim (wst). In einem Schreiben vom 24. August 1970 genehmigte das Kultusministerium Baden-Württemberg die Einrichtung der Realschule in Bad Dürrheim. Nach Unterlagen im Stadtarchiv ging diesem ein jahrelanger Streit voraus, in dem das Für und Wider diskutiert wurde – somit wird deutlich, dass die Thematik Schule schon immer streitbare Geister auf den Plan rief.

Der neue Rektor, Walter Deininger, blickte in die Bad Dürrheimer Schulgeschichte zurück. Er hatte herausgefunden, dass die Schulgeschichte Bad Dürrheims bis in 17. Jahrhundert zurückreichte. Seine Recherchequelle war das Buch "Bad Dürrheim, Weg und Ziel". 1787 führten die Johanniter die Schulplficht ein, abhängig von den Jahreszeiten. 1834 wurde eine so genannte Industrieschule gegründet, welche zunächst nur die Mädchen besuchten, sie lernten Handarbeiten. Die Lehrerin, so schreibt Deininger, war eine Hebamme im Ruhestand, die kein Gehalt bezog. Man erachtete die Rente als ausreichend – vorgesetzte Stellen drängten jedoch auf die Einstellung eines richtigen Lehrers. 1904 gab es die Industrieschule auch für junge Männer. Aufgelöst wurde sie jedoch 1934 – sie wurde der Gewerbe- und Handelsschule in Villingen zugeschlagen.

Zwischen den 1940ern und 1970ern wuchs Bad Dürrheim – ohne Ortsteile – von 2200 auf rund 6500 Einwohner und dies hatte natürlich Auswirkungen auf die Schulkonzeption.

Der damalige Bürgermeister Otto Weissenberger zeigte sich glücklich und stolz ob des Realschulneubaus. Er nannte das Raumprogramm ausgewogen und hatte den Willen, "dieses Zentrum Zug um Zug und entsprechend der Finanzkraft zu vervollständigen". Er deutete sogar an, ein Gymnasium etablieren zu wollen.

Erleichterung gab es bei Bernhard Knaupp, seinerzeit Rektor der Grund- und Hauptschule – vor allem weil man nun wieder mehr Klassenzimmer zur Verfügung hatte.