Markus Röhl (rechts) und Holger Schütz (Mitte, mit Hund) erklärten dem Bad Dürrheimer Gemeinderat die Maßnahmen des Naturschutzgroßprojekts Baar anhand des Beispiels Blatthalde. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Blatthalde: Naturschutzgroßprojekt Baar eine große Aufgabe / Maßnahmen basieren auf Freiwilligkeit

Von Wilfried Strohmeier

Das Naturschutzgroßprojekt Baar wird am 23. Juni Thema im Gemeinderat sein, dann soll die Zustimmung erfolgen. Im Vorfeld lud die Stadtverwaltung den Gemeinderat zu einer Ortsbesichtigung an die Blatthalde ein. Dort wurden Maßnahmen erläutert.

Bad Dürrheim. Der Projektverantwortliche im Landkreis, Thomas Kring, Holger Schütz vom Forst BW und Markus Röhl von der FH Nürtingen informierten über den Ist-Zustand und die geplanten Maßnahmen in den kommenden zehn Jahren. Kring betonte, dass die Maßnahmen auf Freiwilligkeit basieren. Zustimmen müssten sowohl der Eigentümer der betroffenen Fläche, als auch der bewirtschaftende Landwirt. Die Kosten trägt zu 75 Prozent der Bund, zu 15 Prozent das Land, und der Rest muss der Projektträger finanzieren.

In den vergangenen Jahren wurde in der Projektphase Eins ein Maßnahmenkatalog erstellt, der mit Forst und Wasserwirtschaftsamt abgestimmt wurde. Die Bundesförderung kam zustande, da man bei verantwortlichen Stellen die Region als europäisch relevant einstuft. Sie schaffe eine Verbindung zur Schwäbischen Alb und zum Schweizer Jura Gebiet.

Erste Station der Ortsbegehung war gestern der Parkplatz Blatthaldenhütte. Für Bad Dürrheim liegt der Hauptschwerpunkt des Projekts auf der Gemarkung Unterbaldingen, im und rund um dieses Waldgebiet. Beispielsweise möchte man harte Übergänge von Grünland in den Wald aufbrechen und eine Abstufung schaffen, unter anderem dadurch, indem Bäume entfernt werden, um den Waldrand lichter zu machen. Zu beachten ist dabei, dass man keine Windschneise in den Wald schafft, damit bei Sturm nicht die dahinterliegenden Bäume fallen, führte Markus Röhm aus. Durch solche Maßnahmen könne man mehr Lebensraum für verschiedene Tierarten schaffen.

Ein Großteil der Waldfläche ist im kommunalen Besitz, ein kleiner Abschnitt in Privatbesitz. Hier könnte man versuchen, diesen Wald zu kaufen. Automatisch würde dieser dann dem Landkreis als Projektverantwortlichem gehören. Sinnvoller sei es laut Röhm und Holger Schütz, die Stadt würde diesen kaufen, da der restliche Wald ebenfalls in städtischem Eigentum sei.

Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es ebenfalls ein Waldstück mit Fichten. Hier sei es wünschenswert, diesen Fichtenbestand zu entfernen und diese Fläche wieder in eine Wiese umzuwandeln, so wie sie es vor mehreren Jahrzehnten war. Doch auch diese Fläche sei in Privatbesitz, man müsse zuerst mit dem Eigentümer verhandeln. Solche Maßnahmen sollten noch an mehr Standorten gemacht werden. In dem Bereich Blatthalde gebe es viel Fichtenbestand, der erst vor rund 60 Jahren angelegt wurde.

Das Naturschutzgroßprojekt Baar bedeute jedoch nicht, dass hier Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte rückgängig gemacht würden, betonte Röhm weiter. Eine gute Grundlage habe die Stadt schon geschaffen, indem sie Naturwaldgemeinde sei. Das heiße, sie habe schon Waldrefugien ausgewiesen, diese solle man erweitern oder neue ausweisen. Ziel sei es hier beispielsweise, der Fledermaus und dem Specht eine Heimat zu bieten. Bevor Spechte ihre Nester in die Baumstämme hämmerten, müsse der Stamm einen größeren Durchmesser haben, sprich der Baum ein gewisses Alter haben und das liege oberhalb des wirtschaftlichen Nutzungsalters.

Die Waldränder will man durch Beweidung mit Ziegen und Schafen offen halten. Michael Birk, Landwirt aus dem Hüfinger Ortsteil Mundelfingen, hat sich auf Ziegen spezialisiert, und ein Teil seines Bestands weidet bereits in Bad Dürrheim. Er sei ein möglicher Landwirt, dessen Tiere hier in Frage kämen. Es sei auch Geld vorhanden, diese von der Betreuung her zeitintensive Pflegemaßnahme finanziell zu unterstützen. Denn bevor erste Offenlegungsmaßnahmen innerhalb des Projekts gemacht würden, müsse geklärt sein, dass es dauerhaft auch so bleibe, sonst mache es keinen Sinn.

Im Unterhölzer Wald, der ebenfalls zu Bad Dürrheim gehört, will man verstärkt den Eichenwald weiterentwickeln. Alte Eichen sollen freigeschnitten und die Naturverjüngung gefördert werden. Der Eigentümer, das Fürstenhaus Fürstenberg, hat schon Bereitschaft bekundet, an dem Projekt teilzunehmen.

Insgesamt wurde klar, dass das Projektteam in den nächsten Jahren noch einiges zu tun hat – vor allem auch in der Koordination und Organisation.

Das Naturschutzgroßprojekt Baar umfasst rund 5000 Hektar. Diese befinden sich in neun Gemeinden zwischen Blumberg und Königsfeld sowie in Geisingen. Laut Markus Röhl könnten die geplanten Maßnahmen für Bad Dürrheim komplett auf dem Kommunalwald umgesetzt werden, jedoch für eine Durchgängigkeit sei die Bereitschaft der Privateigentümer und Bewirtschafter notwendig. Teilweise könnten Flächen gekauft werden, grundsätzlich sei jedoch auch Geld vorhanden, um Maßnahmen zu bezahlen.