Als gute Möglichkeit für die Belebung der Ortskerne erwies sich das Melap-Programm. In der Modellgemeinde Unterbaldingen konnte so alte Bausubstanz wieder saniert werden. Das hatte zur Folge, dass sich auch junge Familien in der Ortsmitte ansiedelten. In einem Seminar des Gemeindeverwaltungsverbands Donaueschingen wurden nun weitere Lösungsansätze ausgearbeitet. Foto: Reutter

Ortsvorsteher und Bauamtsmitarbeiter beschäftigen sich mit Strategien zur Belebung der Gemeinden.

Bad Dürrheim - 20 Teilnehmer, vor allem Ortsvorsteher und Bauamtsmitarbeiter aus Bad Dürrheim und der Südbaar, nahmen am ersten Teil des Seminars "Kommunikation bei der Innenentwicklung" teil, zu dem das Umweltbüro des Gemeindeverwaltungsverbands Donaueschingen eingeladen hatte.

Die Teilnehmer tauschten sich aus über die Hürden, die bei der Innenentwicklung in ihren Orten überwunden werden müssen. Ein Ergebnis war, dass insbesondere die Überalterung in den Ortskernen zu modernisierungsbedürftigen und leer stehenden Gebäuden führt.

"Die Orte sterben innen aus und wachsen nach außen", so schilderte ein Teilnehmer das Problem. Viele Eigentümer in den Ortskernen sind in einem Alter, in dem sie nicht mehr investieren möchten. Häufig wird auch in der Familie nicht über die Zukunft einer Immobilie gesprochen. Oder man ist der Meinung: "Wir investieren nicht. Das sollen die Kinder machen." Häufig sind Kinder oder Enkel aber längst nicht mehr im Ort, so dass ein Ansprechpartner für die Gemeindeverantwortlichen fehle.

Einigkeit bestand darüber, dass Innenentwicklung vor Außenentwicklung als Ziel anzustreben ist, dass sich aber die Situation sehr vielschichtig darstellt und man nicht so einfach von einem Ort auf den anderen schließen kann: "Bei uns gehen die Baugrundstücke weg wie geschmiertes Brot", sagte ein Ortsvorsteher. "Bei uns hat sich im letzten Jahr kein Bauherr blicken lassen", meinte ein anderer Teilnehmer aus derselben Gemeinde.

In einem ersten Impuls-Vortrag stellte Barbara Malburg-Graf Argumente für die Innenentwicklung vor. Neben dem Verschwinden von wertvoller Landschaft beim weiteren Zubauen von "grüner Wiese" und dem Verlust an kultureller Identität in den Ortskernen stellte sie fest: "Die Bevölkerung wird voraussichtlich nicht mehr zunehmen."

Konkurrenz zwischen Gemeinden

Damit wies sie auf die Bevölkerungsvorausrechnung des statistischen Landesamtes hin. Diese geht für den Schwarzwald-Baar-Kreis von einem zukünftigen Rückgang und allenfalls für Bad Dürrheim noch von einer möglichen Zunahme bis zum Jahr 2030 aus – jedoch nur, wenn die Zuwanderung auf dem Niveau der Vergangenheit bleibt. Deshalb sollten aus Sicht von Malburg-Graf auch aus ökonomischen Gründen keine Überkapazitäten mit weiteren Baugebieten geschaffen werden. Hinzu komme die Konkurrenz zwischen Nachbargemeinden – Verlierer auf der einen, Gewinner auf der anderen Seite.

Neben einer Reihe von Maßnahmen der Innenentwicklung habe der Dialog in den Gemeinden eine große Bedeutung: "Bürgerbeteiligung und Eigentümergespräche sind zentrale Bausteine des Flächenmanagements."

Damit war das zentrale Thema des Seminars benannt: Wie sprechen wir die Hindernisse bei der Innenentwicklung an? Wie können Ortsvorsteher im Gespräch mit Eigentümern deren Vorstellungen erfahren, und wie erreicht man überhaupt ein gegenseitiges Verständnis? Gisela Wachinger erläuterte in einem Vortrag grundlegende Voraussetzungen für eine gelingende Kommunikation. Sie betonte besonders die Notwendigkeit, die Bedürfnisse und Interessen der Eigentümer von zu entwickelnden Grundstücken oder leer stehenden Gebäude wahrzunehmen: "Fragen im persönlichen Gespräch bieten die beste Möglichkeit, die Gesprächspartner ernst zu nehmen und zugleich einen Weg für neue Lösungen zu öffnen."

Am zweiten Seminartag werden die Teilnehmenden – angeleitet von den Referentinnen – diese Gesprächsstrukturen anhand von den gesammelten Praxisbeispielen weiter ausarbeiten. Zu diesem interaktiven Seminar am 7. März lädt Gerhard Bronner, der Umweltbeauftragte der Stadt Donaueschingen, auch neue Interessenten ein.