Hier die vorläufige Planung für die künftige Nutzung des Areals Hohenbaden. Im nordöstlichen eingefärbten Bereich sind zwölf Baufen­ster für eine Wohnbebauung zu erkennen. Grafik: Stadt

Diskussion über Wohnbebauung auf Areal Hohenbaden. Betroffene befürchten höheres Verkehrsaufkommen.

Bad Dürrheim - Über 80 Wohneinheiten sollen im nördlichen Bereich des Areals Hohenbaden entstehen. Das sorgt für Unruhe bei den Anwohnern, die zum Teil Anwälte eingeschaltet haben.

Als "massiv" empfindet beispielsweise Karlheinz Rufener, ein Anwohner am Sunthauser Weg, das Bauvorhaben mit den zwölf Gebäuden. Die Breite der Gebäude liege bei rund 30 Metern.

Um strittige Punkte zu klären, gab es bereits mehrere Gespräche zwischen dem Projektentwickler für das Areal Hohenbaden, Ralf Dickscheid, und den Anwohnern. Bauamtsleiter Hans Beirow war bei einem der Gespräche zugegen und bilanziert, dass Dickscheid in der Planung auf die Anlieger zugegangen sei.

Rufener hat aber nach wie vor offene Punkte. So merkt er an, dass durch Besucherverkehr für die nördlich zum Sunthauser Weg gelegenen drei Gebäude die Verkehrssituation auf den engen Straßen dort verschärft werde. Davon betroffen sei auch die Hammerbühlstraße, wo weitere Bauvorhaben in der Nähe der Schlossklinik Sonnenbühl ein zusätzliches Verkehrsaufkommen zur Folge hätten.

Rufener bemängelt die Informationspolitik der Stadt in dieser Sache, weist in diesem Zusammenhang auch auf eine Stellungnahme des Regierungspräsidiums hin, die eine Wohnbebauung auf dem Areal Hohenbaden hinterfrage.

Wie das Regierungspräsidium richtig stellt, habe es in seiner Stellungnahme vom März lediglich erklärt, dass laut Landesentwicklungsplan sparsam mit Grund und Boden umgegangen werden solle. Die Notwendigkeit einer Umwandlung landwirtschaftlich oder als Wald genutzter Flächen zu Bauflächen solle näher begründet werden. Dabei sollten Reserven, die an Bauland noch zur Verfügung ständen, und Möglichkeiten der Innenentwicklung berücksichtigt werden.

Der Landesentwicklungsplan befürworte außerdem eine möglichst flächensparende Erschließung. Es solle geprüft werden, ob im Bereich des geplanten Wohngebietes nicht eine verdichtete Bauweise möglich sei.

Eine verdichtete Bauweise sehen die Anwohner jedoch kritisch, auch aus gesundheitlichen Gründen. Denn durch eine Massierung der Baukörper werde die Kaltluftschneise in diesem Gebiet gestört. Das könnte womöglich negative Auswirkungen auf das Heilklima und das Prädikat als heilklimatischer Kurort haben.

Die Stadt wollte angesichts des ganz am Anfang stehenden Verfahrens die öffentliche Diskussion nicht weiter anheizen. Beirow verwies vielmehr auf die Offenlage des Bebauungsplans vom 28. August bis 29. September. In diesem Rahmen könnten Bedenken und Anregungen von Privatpersonen und Behörden eingereicht werden. Diese Anmerkungen würden dann vom Gemeinderat bewertet, vermutlich in der Sitzung am Donnerstag, 23. Oktober.

Auch über den Zeitplan einer Wohnbebauung wollte Beirow nicht spekulieren. Klar sei jedoch, dass der Gemeinderat eine Realisierung des Wohngebiets abhängig von einer zuvor geklärten Wiedernutzung des seit zehn Jahren leerstehenden Hauses Hohenbaden gemacht habe. 

Info: Kritische Punkte

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) äußert sich besonders kritisch zu der vorläufigen Planung der Wohnbebauung auf dem Areal Hohenbaden, sieht wertvolle Magerwiesenflächen und seltene Tier- und Pflanzenarten in Gefahr. Bemängelt wird auch die beabsichtigte Zufahrt von der Kreisstraße 5705 kommend über den Schützenhausweg. Das würde den "wertvollen Pflanzenbestand im Waldrandbereich zerstören", schreibt der LNV-Arbeitskreis Schwarzwald-Baar in seiner Stellungnahme vom April. 60 Bäume im Vogelschutzgebiet müssten für die Zufahrt gefällt werden, wird bemängelt. 

Der LNV stellt alternativ eine Erschließung des geplanten Wohngebiets über die Hammerbühlstraße und den Sunthauser Weg vor. Wobei die Anwohner dort angesichts der jetzt schon schwierigen Verkehrssituation eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens entschieden ablehnen.

Der Landesnaturschutzverband kommt letztlich zu einem eindeutigen Ergebnis in Sachen Wohnbebauung im nördlichen Bereich des Areals Hohenbaden: "Der massivste Eingriff stellt die Zerstörung der einige Hektar großen, artenreichen, mageren Wiesen dar für eine flächenintensive Bebauung, die alle Flächeneinspardiskussionen konterkariert."

Kritisch merkt der LNV außerdem an, dass bereits dutzende von Bäumen und Hecken beseitigt wurden, bevor die vogelkundliche Untersuchung und die Fledermauskartierung überhaupt begonnen habe. Ebenso seien Abrissarbeiten schon erfolgt, obwohl das Verfahren noch nicht abgeschlossen sei.

Nun wartet der Landesnaturschutzverband auf die bevorstehende Offenlage der Pläne ab 28. August. "Darauf sind wir sehr gespannt, denn der erste Entwurf enthielt einige sehr kritische Punkte", merkt der LNV-Arbeitskreis Schwarzwald-Baar an.