Bei der Rathausstürmung sang Bürgermeister Klumpp mit den Dürrremer Fasnetwiebern sein selbstgetextetes Fasnetlied. Foto: Schwarzwälder-Bote

Rathauserstürmung: Heftiges Geplänkel zwischen Zunftmeister Müller und Bürgermeister Klumpp

Von Georg Kaletta

"Schlüssel raus! Schlüssel raus!" rief gestern die Narrenschar vor dem Rathaus. Doch so einfach war das nicht.

Bad Dürrheim. Voraus ging ein heftiges Geplänkel zwischen Zunftmeister Joachim Müller und Bürgermeister Walter Klumpp, und am Ende hieß es sogar "Aber bitte mit Sahne!"

Höchste Zeit sei es, dass der Schultes in Urlaub gehe, genügend Gründe gäbe es, nicht zuletzt die fortschreitende Demenz. Aber da konnte der Rathauschef mit seinen Angestellten und den Dürremer Fasnetwiebern das Gegenteil beweisen. Auswendig sangen alle die zahlreichen Strophen vom Fasnetlied, das der Schultes selbst getextet hatte. "Dürrheimer Fasnet ist so schön, die ist so herrlich anzusehen. Egal wo ich auch immer bin, wenn Fasnet ist, muss ich nach Dürrheim hin!" ertönte es vom Balkon des Rathauses.

Kräftig sangen die Zunftmitglieder mit, das ehrte den Schultes. Aber der Narrenchef warf ihm vor, dass er nicht als Bürgermeister geeignet sei, wenn er das ganze Jahr nichts anderes zu tun habe, als ein Fasnetlied zu dichten. "Dazu habe ich einen halben Tag gebraucht, und zwar in meiner Freizeit!" verteidigte sich Klumpp und konnte seinerseits der Narrenschar einiges vorwerfen: In deren Terminkalender sei alles durcheinander, beim ehemaligen Zunftmeister Kurt Lupold habe es keinen guten Kaffee gegeben, daher sei man immer wieder nach Kirchzarten zum Kaffeetrinken gefahren.

Säckelmeister Reiner Daniel habe statt Schweinefilet teures Rinderfilet eingekauft, was beweise, dass er nicht mit Geld umgehen könne. Und der Zeremonienmeister Klaus Götz sei dort, wo es was zu essen gebe, immer der erste, das müsse nicht sein.

Und dann wusste Klumpp auch noch, dass die Frau des Zunftmeisters nach der Wäsche des Fasnethäs in den Hosen drei Geldbeutel gefunden hatte. Zuvor habe man gejammert, kein Geld mehr zu besitzen. Doch die Gegenpartei konterte: "Walter, du kannst keine Führungskraft sein!"

Berichtet wurde von einer Tiefkühltruhe im Hause Klumpp, die trotz sorgfältigem Abmessen absolut nicht in die Speisekammer passte und umgetauscht werden musste. Nach weiteren Rufen nach dem Schlüssel machte Klumpp einen Vorschlag: Wenn es den Narren gelinge, einen Becher Sahne steif zu schlagen, während Dieter Thomas Kuhn, der zur Sommersinnfonie in die Kurstadt kommen wird, "Aber bitte mit Sahne" aus dem Lautsprecher trällert, dann werde er eventuell den Schlüssel rausrücken. Da strengten sich die Narren natürlich mächtig an und schwangen den Schneebesen. Rechtzeitig konnte triumphierend die Schüssel mit der steifen Sahne in die Höhe gehalten werden, und kurz darauf wurde der Rathausschlüssel vom Balkon herab gelassen, aus den Fenstern gab es für die Kinder Bonbons. Der Fanfarenzug der Narrenzunft haute kräftig auf die Pauke und mit vereinten Kräften wurde die Narrenflagge ans Rathaus angebracht.