Ein Blick in die Bahnhofstraße vom Gasthaus Rössle aus. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1906 und zeigt rechts den Bahnhof, der an der Ecke Bahnhof-/Scheffelstraße stand. Fotos: Archiv Kauth Foto: Schwarzwälder-Bote

Historie: Jürgen Kauth erinnert im "De’ Sensedengler" an Geschichte der Bahn vor Ort

Die Bahnhofstraße erinnert an die Zeiten, als in Bad Dürrheim noch eine Dampflok unterwegs war. Im "De’ Sensedengler", einer Broschüre des Geschichts- und Heimatvereins, berichtet Heimatkundler Jürgen Kauth über die Geschichte der Bahn.

Bad Dürrheim (rtr). Im Sommer 1902 war per Gesetz beschlossen worden, eine eingleisige Normalspurbahn auf Staatskosten nach Dürrheim zu bauen. Die Großherzogliche Generaldirektion der Staatseisenbahnen veröffentliche am 21. Juli 1904, dass die Bahnstrecke Marbach – Dürrheim am 1. August 1904 für den Personen- und Gepäckverkehr und am 1. September 1904 für den Güterverkehr eröffnet wird, schreibt Kauth im "Sensedengler".

Und weiter heißt es in der Broschüre: Als es dann endlich am Sonntag, 31. Juli 1904 hieß: "Einsteigen nach Marbach – Dürrheim", war alles auf den Beinen. Die Einleitung der Einweihungsfeierlichkeiten bildeten bereits am Tag davor Schülersonderzüge. Dürrheimer Kinder, immerhin 200 an der Zahl, ratterten als Vorhut per "Isebähnle" am Nachmittag mit Lehrern, dem Bürgermeister und etlichen Gemeinderäten nach Villingen, wo sie auf Kosten der Gemeinde in der "Tonhalle" bewirtet wurden.

Die "jüngste badische Station" wurde dann am Sonntag mit einer Jungfernfahrt eingeweiht. Um 12.15 Uhr schnaubte und stöhnte die Lok, die wunderschön mit Blumen geschmückt war, aus dem Villinger Bahnhof. Bei der "Station Marbach" wurde der Zug auch festlich beflaggt, und der Dürrheimer Gemeinderat stieg zu. Dampfend und rauchend traf der Festzug unter den Klängen der Kurkapelle am überreich geschmückten Dürrheimer Bahnhof ein. Wie berichtet wurde, hatte nahezu jeder Anwesende feuchte Augen, und manche Freudenträne kullerte auf den Bahnhofsplatz.

Der damalige Bürgermeister Fischerkeller und Bergrat Sachs von der Saline würdigten in der Festansprache all jene, "die dem Bahnprojekt und Dürrheim als Badeort ihre tatkräftige Unterstützung angedeihen ließen", allen voran dem "allgeliebten Herzogspaar", von dem auch ein Huldigungs-Telegramm eingetroffen war.

Im Jahr 1906 beantragte der Kurverein Dürrheim, die Stationsbezeichnung "Bad Dürrheim" wählen zu dürfen, was auch genehmigt wurde. Vor allem der Salzhandel und die Landwirte der Umgebung konnten in der Folgezeit die neuen Möglichkeiten der Eisenbahn gut nutzen. 1300 bis 1400 Eisenbahnwaggons mit je zehn Tonnen Salz wurden auf der Strecke jährlich transportiert. Viele Tausend Kurgäste im Jahr nutzten die Verbindung. Nicht wenige Landwirte, die zuvor mit ihren Fuhrwerken nach Villingen gutes Geld verdient hatten, waren natürlich verärgert und störten oft den Zugverkehr mit Gleisblockaden.

Die Bahn nach Dürrheim war eine Stichbahn mit einem Sackbahnhof und lag so etwas im Verkehrsschatten. Im Lauf der Jahre wurde der Zugverkehr weniger. Am 4. Oktober 1953 ist der Schienenpersonenverkehr eingestellt und völlig auf Bahnbusse umgestellt worden; der Güterverkehr wurde am 25. September 1966 eingestellt. Einzelne Sonderzüge für Personen gab noch, so am 3. Februar 1963, als über 2000 Maskenträger zu einem Narrentreffen in Bad Dürrheim anreisten.

Ab Ende 1966 fielen die Bahngleise der Spitzhacke zum Opfer. Die roten Zahlen in der Bahnbilanz waren ein Grund, die sich abzeichnende Unrentabilität der Saline ein anderer. Letztlich willigte die Bahn einer Schließung aufgrund mangelndem Umsatzes mit der Saline ein.

Die Geschichte Bad Dürrheims und der Region wird im Heimatmuseum beim Parkplatz Stadtmitte anschaulich und unterhaltsam dargestellt. Geöffnet ist das Museum sonntags von 14 bis 17 Uhr. Sonderöffnungen sind auf Anfrage möglich.