Sie diskutierten auf dem Bad Dürrheimer Antonihof über die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft (von links): Landtagsabgeordnete Martina Braun, Grünen-Bundestagskandidat Volker Goerz, Bio-Landwirt Christoph Trütken und Bundestagsmitglied Harald Ebner. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Grüne informieren sich auf Antonihof

Bad Dürrheim (kal). Bio-Bäuerin Birgit Strohmeier, die mit ihrem Ehemann Christoph Trütken den Antonihof bewirtschaftet und einen Bioladen betreibt, betont, wie wichtig es sei, gerade die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe zu unterstützten. Wichtig sei es außerdem, für das bäuerliche Familienleben etwas zu tun. Die Agrarsubventionen, auch als Direktzahlung bezeichnet, sollten gerechter umgeschichtet werden. Für einen Hektar bewirtschaftete Fläche erhalte ein Bauer 250 Euro pro Jahr, egal wie er das Land nutze. Berücksichtigt werden sollte bei der Honorierung vielmehr, ob der Betrieb seine Tiere artgerecht halte, gesunde Lebensmittel erzeuge und durch Grünland für eine Blütenvielfalt sorge, von der Vögel und Insekten profitierten.

Während die 45 Kühe vom Antonihof auf der Weide grasten, wo sie im Sommer Tag und Nacht sein dürfen, servierte Birgit Strohmeier im leeren Kuhstall ihren Gästen ein herzhaftes Bauernvesper. Am hübsch gedeckten Tisch saßen Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Grünen und selbst Bio-Bäuerin, Volker Goerz, Bundestagskandidat der Grünen, sowie Harald Ebner, Mitglied des Deutschen Bundestages der Grünen und Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik und Obmann der Grünen im Landwirtschaftsausschuss des Bundestages.

"Das System läuft aus dem Ruder", warnt Ebner. Nachhaltige Landwirtschaft sei eine echte Zukunftsfrage. Klimakrise und Klimaschutz müsse unbedingt im Auge behalten werden, mahnte er. Die Öko-Landwirtschaft sei längst keine Nische mehr, sondern eine Notwendigkeit. Erschreckend sei das Aussterben von Bienen, Insekten und Vögeln. Dass die Agrar-Politik immer mehr und schneller die gleichen Produkte fördere, sei der falsche Weg. Als Beispiel nannte er, dass der Verbrauch an Schweinefleisch um vier Prozent gesunken sei, die Fleischproduktion sei dennoch um fünf Prozent gestiegen. Nur Vielfältigkeit bringe Nachhaltigkeit. Durch Modernisierung und Verdichtung der Landschaft gingen die wichtigen Strukturen der Natur verloren.

Martina Braun sprach ein weiteres Problem an, nämlich die Lebensmittelverschwendung. Bis zu 60 Prozent der Lebensmittel würden weggeworfen. "Was produziert wird, muss auf den Tisch und gegessen werden und nicht im Biomüll landen" unterstrich auch Birgit Strohmeier. "Die eigentlichen Träger für die Ernährung sind die Kleinbauern, sie tragen durch die Direktvermarktung zur Ernährungssicherung bei", betonte Ebner und meinte, jetzt müssten die Karten für eine neue Förderungsstruktur für den Zyklus bis ins Jahr 2020 gemischt werden. Wenn das nicht geschehe, werde es soweit kommen, dass in der Europäischen Union niemand mehr bereit sei, die Landwirtschaft zu fördern. "Wir wollen gute Chancen für Bauer und Tier", forderte er.