Dass Bad Dürrheim auch in der Innenstadt Grünflächen hat, ist auf die Visionen des Kur- und Verkehrsvereins zurückzuführen, der 1890 gegründet wurde und die Entwicklung der Stadt zum Soleheilbad konsequent vorantrieb. Zugunsten des geplanten Neubaus auf dem Irma-Gelände sollen Bäume fallen und es sollen 360 Quadratmeter des Hindenburparks entweder ersatzlos verkauft oder gegen andere Fläche getauscht werden. Foto: Strohmeier

Bevölkerung kann Entscheidung nicht nachvollziehen. 360 Quadratmeter Parkfläche in Gefahr. Mit Kommentar

Bad Dürrheim - Die Stimmung in der Bevölkerung ist schlecht, man ist aufgebracht und kann die Entscheidung der Stadtverwaltung und von einem Großteil des Gemeinderats nicht nachvollziehen. Der Grund: der geplante Neubau auf dem Irmagelände, der Ahornpark heißen soll.

Nicht nachvollziehbar ist die Genehmigung der Architektur des Neubaus, die in Zusammenarbeit mit Stadtbaumeister Holger Kurz entstand, und vergangene Woche setzte die Verwaltung für viele Bad Dürrheimer noch eins drauf. Die Stadt plant 360 Quadratmeter des Hindenburgparks zu verkaufen oder zu tauschen, wie Kurz auf Anfrage erklärte. Dabei geht es um Gelände, das zwischen der jetzigen Irma-Bauruine und dem Fußweg liegt, der direkt auf die Muselbrücke zuführt. Ein Teil des Weges sei betroffen, der Grundstückszuschnitt würde jedoch in Richtung Musel immer näher an das Gebäude heranrücken. Im Moment sei noch nicht klar, ob getauscht oder verkauft werde, erklärt Holger Kurz. Wenn getauscht wird, dann gehe Fläche in das Eigentum der Stadt über, die im Bereich Altbau Irma liege und jetzt noch teilweise bebaut sei. Diese liegt rechts des Fußwegs, der von der Hofstraße in den Hindenburgpark führt.

Für den Neubau Irma, beziehungsweise Ahornpark, müssten mindestens drei der großen Bäume gefällt werden, eventuell sogar vier. Einer der Bäume befindet sich auf Privatgelände, zwei davon sind auf jetzt noch städtischem Gelände und der vierte – bei dem geprüft werden soll, ob er erhalten werden kann – im Haupteingangsbereich der Irma.

Wolfgang Kaiser beispielsweise, Fraktionssprecher, der für die LBU im Gemeinderat sitzt und Parteimitglied der Grünen ist, hatte in der Gemeinderatssitzung überhaupt kein Problem damit, dass die drei Bäume fallen müssen. In der Bevölkerung hat man unter anderem für die unkritische Haltung von Wolfgang Kaiser kein Verständnis. Besucher der öffentlichen Gemeinderatssitzung zeigten sich fassungslos darüber. Sie hätten erwartet, dass gerade die LBU um jeden Baum kämpfe. Holger Kurz versucht im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten insgesamt zu beschwichtigen, dass alles noch sozusagen in der Planung sei und noch keine Entscheidungen gefallen seien.

Dass Bad Dürrheim innerstädtisch so viele Grünflächen hat, wie beispielsweise den Hindenburgpark, geht unter anderem auf die Vision von Georg Huber zurück, der 1889 aus Freiburg nach Bad Dürrheim kam und die Vorstellung hatte, aus dem damaligen Bauerndorf eine Kurstadt und ein Kurbad zu machen. Gleichgesinnte fand er unter anderem in den Ärzten Paul Harraß und Ernst Sütterlin. Sie gründeten im Jahr 1890 den Kur- und Verkehrsverein. Dieser trieb die Entwicklung Bad Dürrheims als Kurstadt voran und hatte mit Großherzogin Luise eine Förderin und ein gutes Protektorat.

Vergangene Woche wurden die Neubaupläne für das Irma-Areal vorgestellt. Drei große Bäume sollen fallen, ein Teil des öffentlichen Parks verkauft oder Fläche getauscht werden. Sollte es zum ersatzlosen Verkauf von 360 Quadratmetern Parkfläche in der Innenstadt kommen, würde das sehr verwundern. Der Grund: Nach der Erweiterung der Sauna im Solemar, bei welcher der Kurpark Fläche verlor, wurde die Losung ausgegeben, dass der Kurpark nicht weiter beschnitten werden dürfe. Doch genau das könnte jetzt mit dem Hindenburgpark passieren. Ein Altbestand an Bäumen wird zusätzlich gefällt – unwiederbringlich. Das Risiko, dass die Kurstadt mitten in der Stadt ein Teil ihres grünen Charmes verliert, ist groß. Man muss sich die Frage stellen: Wird die Vision einer Kurstadt mit Parkanlagen, die die Initiatoren anno 1890 hatten, dem Geld geopfert?

Kommentar: Widersprüchlich

Von Wilfried Strohmeier

Vergangene Woche wurden die Neubaupläne für das Irma-Areal vorgestellt. Drei große Bäume sollen fallen, ein Teil des öffentlichen Parks verkauft oder Fläche getauscht werden. Sollte es zum ersatzlosen Verkauf von 360 Quadratmetern Parkfläche in der Innenstadt kommen, würde das sehr verwundern. Der Grund: Nach der Erweiterung der Sauna im Solemar, bei welcher der Kurpark Fläche verlor, wurde die Losung ausgegeben, dass der Kurpark nicht weiter beschnitten werden dürfe. Doch genau das könnte jetzt mit dem Hindenburgpark passieren. Ein Altbestand an Bäumen wird zusätzlich gefällt – unwiederbringlich. Das Risiko, dass die Kurstadt mitten in der Stadt ein Teil ihres grünen Charmes verliert, ist groß. Man muss sich die Frage stellen: Wird die Vision einer Kurstadt mit Parkanlagen, die die Initiatoren anno 1890 hatten, dem Geld geopfert?