Der Projektbeirat für bürgerschaftliches Engagement ließ sich bei seiner Sitzung über das in St. Georgen bestehende Reparatur-Café von deren Leiterin Antonia Musacchio-Torzilli (Fünfte von rechts) informieren. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Reparaturcafé: Geräte weiter verwenden

Bad Dürrheim (kal). Nicht ausgeschlossen werden kann, dass man in Bad Dürrheim dem Beispiel etlicher Gemeinden in der Region folgt, in denen in jüngerer Zeit Reparatur-Cafés entstanden sind. Darauf lässt nach der Vorstellung des Projektes durch Mitarbeiter der "WIRKstatt" St. Georgen schließen, dass sich der Projektbeirat für bürgerschaftliches Engagement auf seiner Sitzung am 17. November intensiv mit dem Thema befassen möchte.

Kurt Schick und Karl Lotz haben sich bereit erklärt, zwischenzeitlich ein Gespräch mit dem Bürgermeister zu führen, um auszuloten, inwieweit die Stadt bei der Umsetzung des Vorhabens Hilfestellung leisten könnte. Information aus erster Hand über das seit Februar vergangenen Jahres in St. Georgen bestehende Reparatur-Cafés lieferten dem Projektbeirat die beiden städtischen Mitarbeiterinnen Antonia Musacchio-Torzilli und Nadja Seibert sowie die Reparateure Dieter Stockburger und Tobias Granacher. Von ihnen war zu hören, dass es in der Bergstadt keinerlei Starthemmnisse gab, da der Bürgermeister ein offenes Ohr hatte, die Einzelhändler den Reparaturservice nicht als Konkurrenz ansahen und sich die Robert-Gerwig-Schule bereit erklärte, Räumlichkeiten und Werkzeuge zur Verfügung zu stellen.

Das unter dem Motto "Reparieren statt wegwerfen" stehende Projekt bietet Hilfe zur Selbsthilfe an, was in der Praxis jedoch nicht immer zutreffe, da nur wenige der Reparatur-Gäste unter Anleitung selbst Hand anlegen möchten. Die meisten verweilen zwar beim Reparaturvorgang, lassen diesen aber lieber von den insgesamt 16 ehrenamtlich tätigen Fachleuten, Tüftlern und erfahrenen Bastlern untersuchen und wenn möglich instand setzen, war zu hören. Werden Ersatzteile benötigt, haben die Kunden die Möglichkeit, diese bei den örtlichen Einzelhändlern zu bestellen.

Da sich das Reparatur-Café nicht als Reparaturwerkstatt oder ähnlich gewerbliche Tätigkeit versteht, besteht ein Haftungsausschluss, über den der Gerätebesitzer vorab unterrichtet wird und der zu unterzeichnen ist. Das Reparatur-Café wird einmal im Monat innerhalb von drei Stunden abgehalten. Alles wird auf Spendenbasis abgewickelt. Bewirtet werden die Gäste mit warmen und kalten Getränken sowie Kuchen von der Schülerfirma der Robert-Gerwig-Schule.

Die Bilanz der Bergstädter beinhaltet das beeindruckende Engagement der ehrenamtlich Tätigen sowie eine sehr gute Resonanz seitens der Bevölkerung. Bei zehn Terminen im Jahr 2015 wurden über 250 Reparatur-Gäste aus der gesamten Region gezählt.

Die Niederländerin Martine Postma organisierte am 18. Oktober 2009 das erste Reparatur-Café in Amsterdam, das sich auf Anhieb als Erfolg erwies. Ihre Idee, solch ein Café als ein Treffen von Ehrenamtlichen zu gestalten, bei dem die Teilnehmer alleine oder gemeinsam mit anderen kaputte Dinge, seien es elektrische Geräte, Fahrräder, Spielzeug, Kleidung und weiteres mehr, zu reparieren, regte besonders in den vergangenen Jahren viele an, es ihr gleich zu tun. Dabei spielten Müllvermeidung und die Abkehr von der Wegwerfgesellschaft oftmals eine Rolle.