Gesundheitsausschuss: Wenig Mediziner im ländlichen Raum

Schwarzwald-Baar-Kreis (ewk). Nicht nur lange Wartezeiten, auch lange Wege müssen die Menschen im ländlichen Raum für einen Arztbesuch in Kauf nehmen. Seit 2008 treten die Probleme um die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung im Landkreis offen zu Tage. Seit dem beschäftigen sich Bürgermeisterversammlungen, Vertreter der Ärzteschaft und die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KV) mit dieser Thematik.

Im Gesundheitsausschuss des Kreistages stellte der Interimsleiter des Gesundheitsamtes, Jochen Früh, das Modellprojekt "Ambulante Versorgung" vor.

Die Anzahl älterer Hausärzte ist in der Region überproportional hoch. Während die städtischen Bereiche, insbesondere um das Oberzentrum mit Hausärzten vergleichsweise gut versorgt sind, fehlt es in den ländlich geprägten Gemeinden im Schwarzwald und auf der Baar an Allgemeinmedizinern. Die alte Bedarfsplanung führte dazu, dass der Schwarzwald-Baar-Kreis insgesamt wegen "Überversorgung" gesperrt war. Auch in den ländlichen Kreisgemeinden durfte sich kein junger Arzt niederlassen.

Die neue Bedarfsplanung der KV sieht seit 2013 für den Mittelbereich Villingen-Schwenningen einen Hausarzt auf 1636 Einwohner vor. Mit derzeit 107 Hausärzten ergibt sich hier eine Relation von Eins zu 1509. Auf Gemeindeebene ist das Verhältnis mit Eins zu 1343, während in Schonach die Relation Eins zu 4000 beträgt. Für den Mittelbereich Donaueschingen plant die KV eine Relation von Eins zu 1701. Das Ist liegt mit 24 Hausärzten bei Eins zu 1860. Für Hüfingen ergibt sich mit zwei Hausärzten eine Relation von Eins zu 3800.

Laut KV bedeutet das, dass in den Mittelbereichen Villingen-Schwenningen mit einem Versorgungsgrad von 106,4 Prozent vier Niederlassungsmöglichkeiten und in Donaueschingen mit 88,6 Prozent sechs Niederlassungsmöglichkeiten bestehen. Im Rahmen einer "kleinräumigen Bedarfsplanung" in der Region Schwarzwald-Baar, Ostalb und Rems-Murr besteht die Möglichkeit, bei der KV einen Antrag zu einer abweichenden Bedarfsplanung zu stellen.

Mit einem Modellprojekt des Sozialministeriums sollen jetzt in den Landkreisen Schwarzwald-Baar, Rottweil und Tuttlingen Fragen ambulanter medizinischer Versorgung unter wissenschaftlicher Beteiligung und Hinzuziehung der KV angegangen werden. Der Trend gehe eindeutig weg von der traditionellen Landarztpraxis und hin zu kooperativen Einrichtungen wie Gemeinschaftspraxis und Ärztehaus, verbunden mit weiteren medizinischen und pflegerischen Angeboten, heißt es aus der Verwaltung. Mit vier Zukunftswerkstätten in vier besonders problematischen Teilräumen verspricht man sich im Blick auf den demografischen Wandel Anstöße zu zukunftsfähigen medizinischen Versorgungsformen und zu neuen Formen der Hausarztpraxis.

Zudem hat die KV zur Gewinnung neuer Ärzte das Förderprogramm "ZuZ – Ziel und Zukunft" aufgelegt, ein Millionenprojekt, das mit rund 2,5 Millionen Euro jährlich unter anderem Investitionskostenzuschüsse für die Neugründung /Übernahme von Arztpraxen, Fallwertzuschläge und monatliche Zuschüsse für die Anstellung von Ärzten finanziert.

Der Fachausschuss sprach sich einstimmig für die Teilnahme des Schwarzwald-Baar-Kreises am "Modellprojekt ambulante Versorgung" aus.

Nach dem "Aktionsprogramm Landärzte" des Sozialministeriums Baden-Württemberg zählen die Gemeinden Brigachtal, Dauchingen, Gütenbach, Hüfingen, Schonach, Schönwald, Tuningen und Unterkirnach zu den akuten Fördergebieten im Landkreis. Bad Dürrheim, Blumberg, Bräunlingen, Donaueschingen, Furtwangen, Königsfeld, Mönchweiler, St. Georgen, Triberg und Vöhrenbach zählen zu den perspektivischen Fördergebieten.