Wolfgang Götz vom Generationentreff Lebenswert kritisiert Entscheidung des Gemeinderates / Antrag nicht gelesen?

Bad Dürrheim. Heftige Kritik an einer Entscheidung des Gemeinderates übt Wolfgang Götz vom Generationentreff Lebenswert. In einem offenen Brief erklärt Götz unter anderem: "Der Generationentreff Lebenswert beantragte bei der Stadt, Grünflächen im Hindenburgpark mit sieben Quadratmeter zum gemeinschaftlichen Gärtnern nutzen zu dürfen.

Wir hatten uns für diesen Standort entschieden, weil nach der Philosophie der ›Essbaren Stadt‹ und vielfacher Erfahrung anderer Kommunen diese Beete möglichst viele Menschen erreichen sollen. Dass dieses kleine bürgerschaftliche Projekt vom Gemeinderat entschieden werden musste, halten wir für ungewöhnlich. Für außergewöhnlich sehen wir auch die Ablehnung durch den Gemeinderat, deren Gründe für uns nicht nachvollziehbar sind.

Die Argumente der Projektgegner lassen darauf schließen, dass unser umfangreicher, zwölfseitiger Antrag offensichtlich in großen Teilen nicht gelesen wurde. So fragen wir uns: Hätten drei kleine Gemüsebeete tatsächlich dem ›Blumenimage‹ der Stadt geschadet? Beete, für deren Pflege wir eine fachgeprüfte Projektsteuerin verpflichtet und Beetpaten ernannt hatten? Und besteht der Markenkern der Stadt nur aus Blumenschmuck und nicht auch aus den Feldern Umweltfreundlichkeit, Naturnähe und Gesundheit? Zu dem Einwurf, dass schon jetzt Früchte von Obstbäumen und Beeren nicht geerntet werden, verweisen wir darauf, dass auch dieses Problem Teil unseres Projekts war. Unser Vorhaben fand im Vorfeld bei der Stadt und der Kur- und Bäder GmbH großen Anklang. Immerhin zwei Beschäftigte begleiteten das Projekt bei der Antragstellung für das Förderprogramm ›Leader Südbaar‹. Der Gemeinderat wurde im Herbst letzten Jahres über alle beantragten Projekte einschließlich der ›Essbaren Stadt‹ informiert. Uns sind keine Einsprüche seitens des Gemeinderats bekannt, die damals gegen unser Vorhaben geäußert wurden. Da alle ›Leader‹-Projekte nicht zum Zuge kamen, beschlossen wir, auch ohne Förderung die ›Essbare Stadt‹ anzustoßen. Wir waren überzeugt, hier ein Projekt ins Leben zu rufen, das für das Zusammenleben der Menschen viel bewirken kann. Und wir konnten die Bürger nicht enttäuschen, die sich bei diesem Vorhaben ehrenamtlich engagieren wollten. Mit der ›Essbaren Stadt‹ hätten wir kein Neuland betreten; denn immerhin 81 Städte aller Größen allein in Deutschland betreiben erfolgreich das gemeinschaftliche Gärtnern. Dass eines dieser Projekte abgelehnt worden wäre, ist uns nicht bekannt. Manche Kommunen haben sogar die Federführung und sämtliche Kosten übernommen. Unser Vorhaben hätte den Stadtsäckel nicht belastet. Die Stadt, die Bürger und Gäste hätten nur gewinnen können.

Und noch etwas: Es ist allgemeiner Konsens, dass ehrenamtliche Tätigkeit heute und in Zukunft einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. In unserer Stadt wurde das erkannt und auch aus diesem Grund ein Projektbeirat für bürgerschaftliches Engagement gegründet, dem ein Arbeitskreis ›Anerkennungskultur‹ angeschlossen ist. Die Ablehnung unseres Projekts steht im krassen Gegensatz dazu."