Martina Wiemer führt in der Rolle als Fräulein Luise Schmid unterhaltsam und informativ durch die Historie Bad Dürrheims zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue historische Stadtführung kommt gut an / Geschichte rund um das "weiße Gold" lebendig gemacht

Von Rainer Bombardi

Bad Dürrheim. Die Kur und Bäder GmbH bietet mit Martina Wiemer neue historische Stadtführungen an. So schlüpfte Wiemer jüngst in die Rolle des Fräuleins Luise Schmid aus Berlin, die sich als Kurgast in Dürrheim mit den Verhältnissen vor Ort bestens auskannte und den Teilnehmern der Stadtführung manches Schmankerl zu erzählen wusste. Im ehemaligen Siedehaus, dem heutigen Haus des Gastes, seien die Temperaturen das ganze Jahr über sehr hoch gewesen. Da komme es oft vor, dass die überhitzten Männer auch im Winter mit nacktem Oberkörper über den Platz gingen.

Vornehmlich Kurgäste, aber auch ein paar Einheimische waren gekommen, um die Geschichte der Solestadt in besonderer Weise zu erleben. Das Fräulein Schmid war dabei nie um ein Wort verlegen und würzte die historischen Pfade mit so mancher Anekdote und humoristischen Einlagen. Den Animateur Jan Stephan von der Kur und Bäder GmbH spannte Wiemer als Kofferträger ein, und einem Teilnehmer drückte sie eine Taschenlampe in die Hand. In der immer schneller heraneilenden Nacht erhielt er den Titel Beleuchter.

Die Kombination zwischen Spaß und Realität kam an. Das war zu Beginn so, als Fräulein Schmid die Symbolik des Stadtwappens als eine Kombination zwischen Luft, Sonne und Sole präsentierte. Der Marsch in Zweiergruppen, zum ersten, 1822 angelegten Bohrloch am Stadtrand der einstigen Solehochburg war eine günstige Gelegenheit, die Besucher über die Bedeutung des weißen Goldes der damaligen Zeit zu informieren. Noch heute geben Sprichwörter wie "Jemanden die Suppe versalzen", "das Salz in der Suppe sein" oder "Salz in die Wunden streuen" Zeugnis der immensen Bedeutung des Rohstoffes ab.

Fräulein Schmid erwähnte die Eigenwilligkeit der Dürrheimer, die ihrem einstigen Großherzog Ludwig Paroli boten und ihm die Umbennung in Ludwigshall verweigerten. Dürrheim, das erst im Jahr 1921 den Titel Bad erlangte, war in der glücklichen Lage, einen lebensnotwendigen Rohstoff zu besitzen, der im übrigen Badnerland Mangelware war. Noch heute sind die restaurierten und erhaltenen Salztürme und diverse Gebäude in der Innenstadt Zeugen dieser ruhmreichen Vergangenheit.

Das Salz gab auch den Ausschlag dafür, dass Bad Dürrheim einst einen Bahnhof besaß, auf den zumindest die Bahnhofstraße noch heute hinweist. Verbrieft ist die tägliche Verarbeitung von 35 Tonnen Salz und 36 Millionen Litern Sole pro Jahr. Dass die während der Salzförderung entstehenden Höhlen nicht einstürzten, ist dem Grundwasser zu verdanken, das sofort in die Hohlräume eindrang.

Jan Stephan bezeichnete die historische Stadtführung als einen Auftakt einer Palette von Führungen mit thematischem Schwerpunkt. Mit der Resonanz auf die Premiere war er zufrieden und bezeichnete Fräulein Luise Schmid alias Martina Wiemer als einen Glückstreffer.