Asylbewerber: 15 Eritreer ziehen ins Albert-Schweitzer-Haus ein / Fördern und Fordern heißt die Devise

In das Albert-Schweitzer-Haus in der Grünallee sind die ersten Flüchtlinge eingezogen. In den nächsten Wochen soll sich die ehemalige Pension mit weiteren Asylbewerbern füllen.

Bad Dürrheim. Gestern sind bereits sechs Eritreer von einer Gemeinschaftsunterkunft in Villingen ins Albert-Schweitzer-Haus umgesiedelt. Weitere neun Personen aus Eritrea kommen demnächst hinzu. Neben diesen insgesamt 14 neuen Asylbewerbern plant die Stadt, weitere 19 Flüchtlinge, die bereits in anderen Wohnungen in Bad Dürrheim und den Ortsteilen untergebracht sind, in das Albert-Schweitzer-Haus zu verlegen, darunter zehn Pakistani, drei Menschen aus Sri Lanka, vier aus Gambia und zwei aus Nigeria. Durch diese effiziente Nutzung des Albert-Schweitzer-Hauses können nach Meinung der Stadtverwaltung Kosten gespart und die frei werdenden anderen Unterkünfte für neue Flüchtlinge genutzt werden, die womöglich vom Landratsamt noch zugewiesen werden. So solle zum Beispiel in das Gebäude in der Lehrenstraße in Sunthausen eine syrische Familie einziehen.

Sibylle Baumeister von der Abteilung Soziales der Stadtverwaltung schwebt außerdem vor, Wohnungen im Albert-Schweitzer-Haus für zwei syrische Familien bereit zu halten.

Im Erdgeschoss befinden sich zwei Büros für den Flüchtlingsbeauftragten Rainer Kopka-Vogt, den Ehrenamtskoordinator Robert Rafai sowie den Hausmeister Michael Hauser.

Wie Baumeister betont, wird mit den Flüchtlingen eine Kultur des Gebens und Nehmens gepflegt. So sei in einem von Kopka-Vogt erstellten Plan die Reinigung von Zimmern und Gemeinschaftseinrichtungen durch die Flüchtlinge geregelt. Auch fürs Schneeschippen seien sie selber zuständig. "Alltag soll gelernt werden", beschreibt Baumeister das Konzept. Die Einhaltung der Regeln werde geprüft und auf etwaige Beschwerden reagiert. So habe es neulich einen Hinweis eines Anwohners einer Flüchtlingsunterkunft in der Friedenstraße gegeben, dass bis 9 Uhr immer noch kein Schnee geräumt worden sei. Baumeister veranlasste dann, dass das zügig durch die verantwortlichen Asylbewerber nachgeholt wurde.

"Das ist auch für uns etwas Neues", meint sie zu der Größe des Albert-Schweitzer-Hauses, das Platz für bis zu 45 Flüchtlinge bieten soll. Von Anwohnern habe es teilweise Bedenken gegeben, als sie von den Plänen der Stadt erfuhren, dort ein Flüchtlingsheim einzurichten.

Die Stadt versucht nun, Ängste zu nehmen und lädt zu Treffen von Anwohnern im Albert-Schweitzer-Haus ein. Vorgesehen ist auch, donnerstags eine offene Runde anzubieten, an der interessierte Bürger und Flüchtlinge teilnehmen könnten, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Zeit zu verbringen.

Kopka-Vogt geht davon aus, dass tagsüber nur wenige Asylbewerber im Haus sein werden, weil etliche bereits einer Arbeit nachgingen oder mit Kursen beschäftigt seien. Wie Baumeister anmerkt, gehe die staatliche Unterstützung zurück oder werde ganz gestrichen, wenn der Flüchtling entsprechend viel verdiene.

Seit Sommer vergangenen Jahres gab es im Albert-Schweitzer-Haus einiges umzubauen und vorzubereiten, um eine Nutzungsänderung der ehemaligen Pension als Flüchtlingsunterkunft zu erreichen. Gerade in Sachen Brandschutz musste einiges investiert werden.

Im Untergeschoss befindet sich eine Gemeinschaftsküche mit mehreren Herdstellen. Wie Baumeister informiert, schalte der Herd nach acht Minuten automatisch aus – aus Sicherheitsgründen. Dabei erinnert sie an einen Brand in der Küche einer Flüchtlingsunterkunft im vergangenen Jahr in der Friedenstraße, der noch rechtzeitig gelöscht werden konnte. Auch damals sei vergessen worden, eine Herdplatte auszuschalten.

Zum Teil konnte im Albert-Schweitzer-Haus Mobiliar von der ehemaligen Pension übernommen werden, andererseits gab es Möbelspenden. Ein Teil musste auch angeschafft werden. Bedarf bestehe noch an funktionsfähigen Waschmaschinen und Trocknern.

Wobei die Trockner im April nicht mehr genutzt werden sollen, so Baumeister. Schließlich könne die Wäsche ab dem Frühjahr auch wieder draußen oder auf dem Balkon getrocknet werden. Das solle bei den Flüchtlingen auch ein Verständnis für diese Kosten schaffen. Üblicherweise würden Asylbewerber in Gemeinschaftsunterkünften weniger auf Strom- und Heizkosten achten.

Um die Eigenverantwortlichkeit zu fördern, plant die Stadt außerdem die Schaffung eines Flüchtlings-Hausrates, in dem die Asylbewerber mitentscheiden können. Dem Hausrat werde dann ein Hausbudget zur Anschaffung diverser Annehmlichkeiten wie Mikrowelle, Bügeleisen, Bügelbrett, Tischtennisplatte oder Spielgeräte zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung über die Anschaffung der Gegenstände solle dann mit Hilfe einer demokratischen Abstimmung durch die Flüchtlinge selbst erfolgen. Der Stadt stünden für sämtliche Projekte und Veranstaltungen dieser Art Fördermittel aus dem Fördertopf "Gemeinsam in Vielfalt" des Ministeriums für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg in Höhe von 15 000 Euro zur Verfügung.