Casim Ucucu engagiert sich in der Baubranche in der Region. Im Hintergrund eine Intarsienarbeit mit der Rehaklinik Irma. Derzeit plant der 41-Jährige auf dem Irma-Areal den Neubau zweier Gebäude. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Unternehmer: Casim Ucucu in der Region sehr aktiv / Derzeit 250 Mieter / Irma-Projekt in Bad Dürrheim umstritten

Bauunternehmer Casim Ucucu engagiert sich geschäftlich an verschiedenen Stellen in Bad Dürrheim, so auch aktuell auf dem Gelände der ehemaligen Irma-Klinik. Seinen Firmensitz verlegt der 41-Jährige nun ebenfalls in die Kurstadt.

Bad Dürrheim. Wer verbirgt sich hinter dem Mann mit dem ausländisch klingenden Namen, fragen sich viele Kurstädter. In einem Gespräch mit unserer Zeitung gibt er bereitwillig Antworten.

Die Liebe zu seiner Frau hat den türkisch-stämmigen Ucucu im Jahr 2001 nach Deutschland gebracht. Seine Frau, ebenfalls türkisch-stämmig, sei in Deutschland groß geworden. Die beiden hätten sich bei einem Urlaub von ihr in der Türkei kennengelernt und ineinander verliebt. Als es dann um die Frage ging, wo das Paar die weitere Zukunft verbringen möchte, habe sie sich für Deutschland ausgesprochen.

Ab dem Jahr 2001 absolvierte der damals 25-jährige Ucucu eine Ausbildung im Bereich Installations- und Heizungstechnik bei der Firma Fuss in Reiselfingen bei Löffingen, einem Fachbetrieb für Badgestaltung. Dabei ist er Firmenchef Harald Fuss besonders dankbar, der sich sehr um ihn angenommen und auch auf die Abendschule geschickt habe. So konnte er sich schnell die deutsche Sprache aneignen. Ucucu wohnte mehrere Jahre mit seiner Familie in Tuningen, bevor er 2007 nach Schwenningen wechselte. Im Jahr 2010 lernte er den Schwenninger Architekten Werner Bley kennen, der ihm den weiteren Weg in der Baubranche geebnet und viele wichtige Kontakte vermittelt habe. Bis zum Tod von Bley im Alter von 86 Jahren im Jahr 2012 sei er in engem Kontakt mit ihm gestanden, so Ucucu.

Im Lauf der Zeit hat sich auch eine rege Zusammenarbeit mit Michael Rebholz vom Architekturbüro Rebholz in Bad Dürrheim entwickelt, weist er auf gemeinsame Projekte hin. Nicht alles war jedoch von Erfolg gekrönt. So habe er sich als Bauherr und stiller Teilhaber bei der Sanierung und Eröffnung der Sichtbar am Schwenninger Marktplatz eingebracht. Bei der späteren Insolvenz der Sichtbar habe er einen Verlust von rund 250 000 Euro hinnehmen müssen.

Deutlich besser verliefen die anderen Vorhaben von Ucucu, der sein Büro bislang in der Dauchinger Straße in Schwenningen hatte, es nun aber in die Robert-Bosch-Straße 3 ins Gewerbegebiet Bad Dürrheim verlegt. Rund zehn Mitarbeiter habe er beschäftigt. Der Wechsel nach Bad Dürrheim liege einerseits an den Verbindungen zum Büro Rebholz, aber die Kurstadt gefalle ihm sowieso schon lange. So plane er außerdem, mit seiner Familie in nächster Zeit von Schwenningen nach Bad Dürrheim umzusiedeln.

Geschäftlich ist er in der Kurstadt bereits aktiv. So hat er zwei Gebäude mit insgesamt 32 Wohnungen in der Scheffelstraße errichtet und dann verkauft. Viel diskutiert wird in Bad Dürrheim sein aktuelles Projekt auf dem Gelände der früheren Irma-Klinik. Die Architektur mit den zwei Gebäuden und Auswirkungen auf den Hindenburgpark gefallen nicht jedermann, das Konzept hat aber eine Mehrheit im Gemeinderat gefunden.

Ucucus Geschäftspolitik setzt auf eine gewisse Unabhängigkeit von Banken. So kaufe er Immobilien in der Regel mit Eigenkapital. Erst bei der baulichen Umsetzung greife er auch auf Bankkredite zurück. Bei der Finanzierung könne er bei Bedarf auch auf seine Familie in der Türkei zählen. Diese sei international, vor allem im arabisch-asiatischen Raum, mit der Produktion und dem Handel von Lastwagen-Ersatzteilen tätig. Er selbst leite eine entsprechende Firma für den Handel mit Lkw-Teilen für den europäischen Markt, die Eurotech Parts Germany GmbH. Bevor er nach Deutschland kam, hatte er eine Ausbildung zum Autoelektriker absolviert.

Seinen Schwerpunkt setzt Ucucu jedoch in der Baubranche in der Region und hat hier mehrere Firmen am Laufen, die teilweise projektbezogen gegründet wurden. In der Regel kaufe und saniere er Wohnungen und vermiete sie dann. Derzeit habe er rund 250 Mieter in Wohnungen vor allem in Villingen-Schwenningen und St. Georgen.

Ucucu und seine Frau haben drei Kinder im Alter von 14, neun und zweieinhalb Jahren. Die Jugendförderung liegt dem 41-Jährigen am Herzen. So ist er Jugendleiter beim FSV Schwenningen und hat sich in diesem Jahr auch als Sponsor beim FC Bad Dürrheim eingebracht.

Politisch ist Ucucu gleichfalls interessiert. Er sagt ganz offen, dass er bei der Bundestagswahl am 24. September sein Kreuzchen bei der CDU und Angela Merkel setzen wird. Schließlich habe sie Deutschland gut durch Wirtschafts- und Flüchtlingskrise geführt. Kritisch äußert er sich zum Verhalten des türkischen Präsidenten Erdogan. Dieser sorge ebenso wie US-Präsident Donald Trump, der russische Machthaber Wladimir Putin und der nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un für Unruhe im weltpolitischen Geschehen.

An Erdogan bemängelt Ucucu dessen "Aggressivität". Seine Politik isoliere die Türkei und habe dafür gesorgt, dass viele internationale Beziehungen zunichte gemacht wurden. In der Europäischen Union habe er keine Freunde mehr. Darunter leide die türkische Wirtschaft und Bevölkerung.

Der türkisch-stämmige Casim Ucucu ist nun Deutscher. Weil er nicht hier geboren sei, sei eine doppelte Staatsbürgerschaft keine Möglichkeit gewesen, erklärt der 41-Jährige, der seit 2001 in der Region lebt. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen, habe er verschiedene Voraussetzungen erfüllen müssen. Das seien unter anderem das Beherrschen der deutschen Sprache und der Nachweis einer Arbeit hier gewesen.