Schwester Ursula Seebach, Oberin des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona, schenkte Günter Tarlatt gestern anlässlich des Notartermins einen Abrisshammer. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Parasolhotel: Orden St. Chrischona spendet 257 000 Euro

Von Wilfried Strohmeier

Bad Dürrheim. "Alles hat seine Zeit", kommentierte Schwester Ursula Seebach, Oberin des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona den Verkauf des Geländes in der Bad Dürrheimer Huberstraße an den Förderverein Parasolhotel. Gestern fand der Notartermin statt.

Nach mehr als 80 Jahren Arbeit der Chrischona-schwestern in Bad Dürrheim stellen diese das Grundstück zu einem Sonderpreis zur Verfügung, verbunden mit einer Spende in Höhe von 257 000 Euro. Dem Förderverein ist es somit gelungen, die Finanzierung des Grundstückkaufes über die Sparkasse Schwarzwald Baar zu organisieren. Damit geht ein langes Ringen um die Nutzung des rund 10 000 Quadratmeter großen Grundstückes im Kursondergebiet Bad Dürrheims bei der Einfahrt des Solemar zu Ende.

Das Ziel ist klar: Zur Saison 2019 soll das 90 Zimmerhotel für mobilitätseingeschränkte Menschen samt Angehörigen in Betrieb genommen werden, erklärt der Vorsitzende Günter Tarlatt. Er hat klare zeitliche Zielvorgaben gegeben. Ein Jahr Planungszeit, in der auch die notwendigen weiteren Finanzmittel beschafft werden sollen, und knapp zwei Jahre für den Bau sind veranschlagt. Neben der Regelung der Finanzierung war Voraussetzung eine Satzungsergänzung des Fördervereines, die besagt, dass nicht nur gefördert werden darf, sondern dass der Verein auch als Planer, Bauherr und Verpächter an eine gemeinnützige Betreibergesellschaft auftreten kann. Diese Satzungsänderung wurde von der Mitgliederversammlung zu Beginn des Monats einstimmig beschlossen. Man habe mit der Verkürzung auf eine zwei stufige Regelung schnelle und effektive Voraussetzungen geschaffen, sodass Kosten und Zeit gespart werden können, so Tarlatt. "Die Betreibergesellschaft wird Managementunterstützung durch eine Hotelbetreiberfachfirma erhalten und es ist klar, dass für die besonderen Belange der Inklusionsarbeitsplätze der Geschäftsleitung eine Fachbetreuungskraft angehören muss", erklärt Gerald Weiss, einer der designierten Verantwortlichen für die Betreibung des Hotels.

In den Redebeiträgen zur gestrigen Feierstunde nannte der Schatzmeister des Vereins, Gerald Weiss, dieses Grundstück das "letzte sinnvolle" für solch ein Projekt. In den kommenden Jahren soll auch ein aktives Spendenmanagement betrieben werden und hier sei "ein Euro genauso viel Wert wie eine Großspende". Der Stellvertretende Vorsitzende, Jürgen Guse, verdeutlichte dies. In Vorbereitung sei eine Crowdfunding-Spendenaktion und wenn nur 500 000 Bürger einen Euro spenden, käme eine erhebliche Summe zusammen.

Schirmherr des Projekts ist Guido Wolf, der neben dem Ressort Justiz auch den Tourismus in seinem Ministerium hat, und dies sei bestimmt kein Schaden für das Projekt, so Guse. Er hob nochmals die Alleinstellungsmerkmale des Parasolhotels hervor. Es gäbe international kein vergleichbares in dieser Größe, mit der Barrierefreiheit, einigen anderen Dingen mehr und in einer Stadt, in der schon vieles barrierefrei ist. Unterstützung habe auch schon die Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer in Aussicht gestellt – finanzieller Art.

Oberin Schwester Ursula Seebach hatte neben dem Spendenbetrag noch zwei besondere Geschenke dabei. Dies waren zwei Schlüsselbunde aus dem Chrischonaheim sowie einen großen Abbruchhammer, denn das villenartige Gebäude wird abgerissen. Der Tag sei kein Grund für Traurigkeit, im Gegenteil. Sie und die Diakonissen freuen sich, dass auf dem Gelände ein Projekt entstehe, dass im Sinne des Ordens ist und benachteiligten Menschen der Gesellschaft unterstütze.

Bürgermeister Walter Klumpp überreichte das Unterstützungsschreiben des Gemeinderats und zeigte sich erfreut, dass das Projekt – welches gut zur Stadt passe – nun konkret Konturen bekomme.