Das Chrischona-Kinderkurheim verstand sich als moderne Kureinrichtung ihrer Zeit, für die Kinder gab es sogar ein kleines Wasserbecken im Garten. Foto: Chrischona Foto: Schwarzwälder-Bote

Chrischona: Mit dem Verkauf des Grundstücks Huberstraße 30 endet das Ordensengagement in der Kurstadt

Der Orden Chrischona war in Bad Dürrheim Jahrzehnte lang aktiv. Mit dem Verkauf des Grundstücks, auf dem das Parasolhotel entstehen soll, endet das Engagement nun vollends – es war die letzte Liegenschaft in der Kurstadt, die dem Orden gehörte.

Bad Dürrheim. Jahrzehnte lang lag das Grundstück brach, und das villenartige Gebäude des Chrischonaordens in der Huberstraße 30 war ungenutzt. Der Zahn der Zeit nagte sichtbar. Jetzt soll mit dem Parasolhotel das Grundstück einer Nutzung zugeführt werden, das der Chrischona-Orden wohlwollend mit einer Spende in sechsstelliger Summe unterstützt.

Genutzt wurde das Haus in der Huberstraße jahrzehntelang als Kinderheim – so wie einige andere Häuser in der Straße auch. Dazu gehörte die Adresse Huberstraße 15, heute ein Privathaus, genauso wie das private Wohnhaus der Ärztin Heide Huber-Conrad, deren Tante ebenfalls ein Erholungsheim für Kinder betrieb. Die größeren am Ort waren beispielsweise die Häuser Kohlermann und das von der DRK betriebene am Ende der Luisenstraße stehende Kindersolbad.

Förderin Bad Dürrheims als Heilbad – vor allem für Kinder, war Großherzogin Luise von Baden – die in den Jahren um 1900 des öfteren auf der Baar zu Besuch war. Sie regte im Jahr 1877 die Gründung eines Kindersolebades an, doch erst Anfang der 1890er-Jahre konnte dies im heutigen Gasthof Rössle durch das DRK verwirklicht werden. 1904 begannen die Bauarbeiten für das neue DRK-Heim, 1928 wurde es erweitert, und ab 1938 wurden mehrere kleine Hotels für die Kurgäste gebaut. In diesem Zuge wurde auch das Kindersanatorium Chrischonaheim gebaut.

Erhalten ist noch ein Informationsflyer aus dem Jahr 1953. Darin wird das evangelische Kurheim beschrieben: "Bei der Aufnahme ist der negative Befund des Diphterie-Abstriches von Nase und Rachen mitzubringen sowie eine ärztliche Bescheinigung, dass das Kinde mindestens sechs Wochen vorher keine ansteckende Krankheit hatte, wie Diphterie, Scharlach, Masern, Keuchhusten, Windpocken usw., und nicht mit daran erkrankten Personen zusammen war. Kinder mit ansteckenden und ekelerregenden Krankheiten werden nicht aufgenommen."

Dieser klaren Aussage ist folgendes hinzugefügt: "Die Eltern erhalten wöchentlich Bericht über das Befinden der Kinder, und die Kinder selbst dürfen einmal in der Woche an dem festgesetzten Tag nach Hause schreiben. Bei Erkrankungen oder verstärkt auftretendem Heimweh wird sofort an die Eltern berichtet." Ein Aufenthalt in der Pension kostete für Kinder von fünf bis neun Jahren 5,50 Mark, für das Alter zwischen sechs bis 13 Mark. Es steht jedoch nicht dabei, für welchen Zeitraum. Aber es gibt jedoch den Hinweis: "Weitere Abrechnung erfolgt dann alle 14 Tage". Somit könnten das Preise für einen zweiwöchigen Aufenthalt gewesen sein. Extra bezahlt werden musste für Arzt, Inhalation und Bäder.

Beschrieben wurde in dem Flyer auch das, was wirkt: "Durch die einzigartige Zusammenwirkung von Höhenluft, Höhensonne und Solbäder wird der außergewöhnliche Heilerfolg der hiesigen Kinderkuren erzielt." Das Kindersanatorium sei "neuzeitlich eingerichtet mit Zentralheizung, fließendem warmen und kalten Wasser versehen und entspricht allen Anforderungen der Hygiene." Beschrieben wurde noch die Lage am Wald, ein eigener Garten, ein großer Sportplatz und das Chrischonaheim für Erwachsene, dass sich unweit, im Sattelweg 1, befinde. Die Gesundheit der Kinder liege in den Händen der Diakonisse, einer staatlich geprüften Krankenschwester und ihren Helferinnen.

Nach der Schließung des Heims, in den 1960er-Jahren wurde das Gebäude zum Wohnhaus umgebaut. Viele der Schwestern gingen in andere Einrichtungen, insbesondere Pflegeheime, die der Orden betreibt. Die Chrischona-Schwestern sind vorwiegend in Deutschland, der deutschsprachigen Schweiz und dem Elsass aktiv, einige wenige auch in Afrika – dort gibt es ein Aids-Waisenprojekt des Ordens.

Kurheime für Kinder betreibt der Orden zwar nicht mehr, jedoch widmet er sich nach wie vor der Betreuung von Kindern. Es gibt drei Häuser, in denen misshandelte, missbrauchte, schwer erziehbare und traumatisierte Kinder und Jugendliche untergebracht sind. Diese sind bei Lörrach, in Rheinfelden und in Prenzlau. Darüber hinaus werden unbegleitete jugendliche Flüchtlinge betreut. In Lörrach werden durch eine Pädagogin auch junge Mütter unterstützt. Die Seniorenpflege gehört ebenfalls zu den Aktivitäten: neben einem bestehenden Pflegeheim soll in Bettingen – im Mutterhaus – ein Mehrgenerationenwohnpark entstehen.