Mit der Sprech-Kantate "Hinter uns mein Land" berührten die jungen Darstellerinnen ihre Zuschauer beim Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirche: Schüler schreiben Texte selbst / Filmszenen unterlegen die Sprechkantate / Gottesdienst in der Johanneskirche

Mit der Premiere der Sprechkantate "Hinter uns mein Land" wurde der Gottesdienst zum Buß- und Bettag in der evangelischen Kirche mit Pfarrer Bernhard Jaeckel zu einem ganz besonderen Ereignis.

Bad Dürrheim. Schüler der Theater AG der Realschule am Salinensee hatten sich einfühlend mit dem Schicksal syrischer Kinder und deren Familien beschäftigt. Berührend trugen sie den Gottesdienstbesuchern ihre Texte vor. "Wir wollen nicht moralisieren, sondern zum Nachdenken anregen", sagte Stefan Kalt, der das Stück mit den Jugendlichen einstudiert hatte. Man sollte Flüchtlinge, die wegen Krieg ihre Heimat verlassen müssen, nicht als Ausbeuter sehen, die uns etwas wegnehmen wollen. Es sind auch Kinder, gab er zu bedenken.

Die jungen Darsteller, manche unter ihnen erst zehn Jahre alt, begannen am Ende des vergangenen Schuljahrs mit ihren Proben, nachdem Kalt sie befragt hatte, ob sie für dieses nicht einfache Stück bereit seien. "Es ist sehr traurig", so waren sich die Kinder einig, doch dann habe es sich gezeigt, dass man auch mit einem traurigen Stück Spaß am Theater haben kann.

Die Texte haben sie selbst geschrieben, die dazu gezeigten Filme hat der Neuntklässler Luca Wehrle aus dem Internet herausgesucht. Schon der erste Filmbeitrag ging gewaltig unter die Haut: Ein laut weinender Vater hielt seine kleinen toten Mädchen im Arm, eine verzweifelte Mutter trug ihren verletzten Sohn, ein Kleinkind stand im dünnen Sommerkleidchen alleine und verlassen inmitten der Trümmer. Syrische Kinder erzählten ihre grausamen Erlebnisse.

Zwischen den Filmen sprachen die Schülerinnen ihre Texte. "Es ist wie ein schlechter Traum. Ich kann nicht glauben, dass es wahr ist. Ich bin gestorben und jetzt lebe ich wieder." Sie versetzten sich in die Lage der vom Leid geprüften Kinder, sie sprachen von den Kämpfen, von den vernichtenden Bomben, von den Menschen, die sie sterben sahen, von ihren Familien, von denen sie getrennt wurden, von Folter, Hass, Flucht, Angst und Hoffnung. "Was Sie von diesem Stück mitnehmen, haben wir nicht in der Hand", meinte Stefan Kalt zu den beeindruckten und berührten Kirchenbesuchern. Dass diese nach dem Gottesdienst viel zum Nachdenken mitnehmen konnten, war den jungen Darstellern zu verdanken, die nicht nur den lang anhaltenden Applaus, sondern auch große Anerkennung verdient haben. Es wirkten mit: Johanna Pahlow, Nele Arnold, Lina Friscia, Anna Prennig, Isabelle Sirami, Isabell Wehrle und Tiziana Rafaelle.