Städtepartnerschaft: Ein Wochenende mit Gästen aus den drei Partnerstädten Bad Dürrheims

25 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Enghien-les-Bains und Bad Dürrheim. Freundschaften wurden erneuert, neue geschlossen, Kontakte geknüpft. Es lag ein Hauch Ergriffenheit in der Luft und die Bürgermeister wurden staatsmännisch beim Thema Europa.

Bad Dürrheim. Hauptveranstaltung der Feier war das Essen für geladene Gäste im Haus des Bürgers. Dort trafen alle aufeinander. Die Jubiläumsgäste aus Enghien-les-Bains, die Gäste aus Hajdúszoboszló und aus Spotorno sowie die Gastgeber. Jeder Bürgermeister war gebeten worden, ein Grußwort zu halten, Walter Klumpp eröffnete den Reigen. "Ich freue mich, dass wir 25 Jahre Partnerschaft Enghien-les-Bains – Bad Dürrheim feiern dürfen." Er ging auf das zentrale Thema des Wochenendes, Europa, ein. Politisch sei in den vergangenen 25 Jahren viel geschehen. "Die Lage in Europa ist angespannt und überaus schwierig." Er sieht Europa jedoch nicht in Gefahr, wenn man sich auch künftig ernsthaft dafür einsetze: "Dafür leistet unsere Städtepartnerschaft auch einen wichtigen Beitrag". Er zeigte sich über den Ausgang der Präsidentenwahl froh. Persönlich an seinen französischen Amtskollegen Philippe Sueur gewandt freute er sich, dass er seine Stadt mit viel Liebe zum Detail ausgebaut und zukunftsfähig gestaltet habe.

Dieser griff den Ball auf und freute sich Gast zu sein, in der Stadt, die er die "Perle Badens" nannte. Europa sieht er als komplexer Kontinent an, der viele Kulturen vereine. "Es ist die Aufgabe unserer Generation, dass Europa unsere kulturelle Säule bleibt. Europa ist unsere demokratische Lebensversicherung." Im Bezug auf Bad Dürrheim wurde er konkret: "Dank Städtepartnerschaften, Schüleraustausch und Erasmusprojekten wurde die Freundschaft ausgebaut." Er freute sich auch darüber, dass er die Vertreter der beiden anderen Bad Dürrheimer Partnerstädte kennenlernen durfte und lud diese, wie auch die Bad Dürrheimer, zum nächsten Fest im September ein. Dann feiert Enghien-les-Bains seine 60-jährige Partnerschaft mit der Stadt Enghien in Belgien. Seinen Amtskollegen sagte er: "Wir bilden ein zukunftsfähiges Quartett."

"Egal was man aus Ungarn gerade hört, statistische Angaben zeigen, die Mehrheit der Bevölkerung glaubt an die Zukunft in der EU", erklärte László Sóvágó, Bürgermeister von Hajdúszoboszló. Seiner Überzeugung zufolge sind nicht nur Politiker schuld daran, welchen Weg Europa nimmt, man muss sich fragen, ob die Bürger alles getan haben, um Europa voranzubringen. Aus diesem Grund sieht er die Erfahrungen, die man in den Städteparnterschaften macht als wichtig an. Freundschaft müsse man jeden Tag pflegen.

Mattia Fiorini, der seit elf Monaten Bürgermeister in Spotorno ist, war erstmals in Bad Dürrheim. Er sieht in einer Zeit mit solchen Problemen, wie sie aktuell herrschen, Städtepartnerschaften als wichtig an und hofft bezüglich der vielen Flüchtlinge auf Hilfe durch die EU für sein Land. Fiorini erkannte aber auch, dass sich die jüngere Generation in die Freundeskreise einbringen müsse, damit diese weiter Früchte trage.

War Philippe Sueur bereits vor 25 Jahren Bürgermeister in Enghien-les-Bains, so gab es an dem Abend ein freudiges Wiedersehen mit Gerhard Hagmann, der zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung Rathauschef in Bad Dürrheim war. Kurz blickten die Männer der ersten Stunde auf die Beweggründe zurück, die Partnerschaft einzugehen. Hagmann wollte einen Beitrag zur Völkerverständigung schaffen und etwas gegen die "Erbfeindschaft" zwischen Frankreich und Deutschland tun. Für ihn sei dies eine wichtige Entscheidung gewesen. Philippe Sueur nannte es eine Liebesheirat. Er hatte ähnliche Motive, aber zeigte sich überzeugt, dass Frankreich von Deutschland noch etwas lernen kann auf bestimmten Gebieten.

Höhepunkt des Abends war die Unterzeichnung der Freundschaftsurkunde. Ziel der vier Städte sind die europäische Verständigung sowie das Wahren von Frieden und Demokratie. Sie rufen die Bürger auf, sich aktiv an den Freundschaften zu beteiligen, um im Miteinander Frieden und Wohlstand für die Zukunft Europas zu sichern.

Als Resümee des Festwochenendes dankte Walter Klumpp den vielen Helfern und der Unterstützung durch die EU, die das Wochenende finanziell förderte. Für ihn sei es ein wichtiges Zeichen, dass sich alle für Europa ausgesprochen haben. Philippe Sueur zeigte sich beeindruckt von der Organisation. "Europa wird nicht von Politikern gebaut, sondern von den Bürgern", betonte er ein weiteres Mal. László Sóvágó ging auf die Flüchtlinge ein. Er distanzierte sich nochmals von der ungarischen Regierung und plädierte für eine humanitäre Behandlung mit Respekt. Die Podiumsdiskussion dazu habe ihm sehr gut gefallen und seiner Ansicht nach müssten die Ungarn nicht gegen Brüssel kämpfen, sondern sich für die finanzielle Hilfe bedanken.

Mattia Fiorini bekam durch den Aufenthalt einen neuen Impuls für Europa. Er machte jedoch darauf aufmerksam, dass in Italien der Populismus wächst. Er will über die neuen Medien seine Eindrücke des Wochenendes weitergeben und hofft die Bevölkerung positiv zu beeinflussen. Vor allem will er jedoch die Partnerschaft mit Bad Dürrheim ausbauen.