Betreuer Friedrich Widmann: "So viele Jungvögel gab es noch nie in der Region" / Dach gegen Kotspritzer geplant

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Störche sind seit einigen Jahren auf der Ostbaar ein vertrauter Anblick. Und so gut wie in diesem Jahr verlief das Brutgeschäft noch nie, freut sich Storchenbetreuer Friedrich Widmann aus Neudingen über den zahlreichen Nachwuchs seiner gefiederten Freunde.

Zwei Jungstörche im Nest in Biesingen, drei in Unterbaldingen und stolze vier in Sunthausen. Das erhöht die Bilanz im Schwarzwald-Baar-Kreis auf insgesamt 45 Jungstörche. "Ein Rekord", resümiert Widmann. So etwas habe es in der Region noch nicht gegeben, blickt der Vogelkundler in die Archive.

Von Jahr zu Jahr würde die Population wachsen. Daran änderten auch gelegentliche schlechte Jahre nichts wie das vergangene. Kühles und feuchtes Wetter ließen einen Großteil des Nachwuchses sterben. So waren es 2013 lediglich zehn Jungstörche im Kreis, die überlebten und die Widmann im Auftrag der Vogelwarte Radolfzell beringen konnte.

Die Menschen freuen sich über die großen Vögel in den Dörfern. So gibt Landwirt Fritz Vosseler in Sunthausen gerne etwas vom großen Misthaufen ab. Die Altstörche verwenden ihn als Baumaterial für Ausbesserungsarbeiten am Nest. Vosseler beobachtet die Vögel auch gerne bei der Feldarbeit. Wenn sein Sohn mit dem Traktor rausfahre, würden die Vögel hinterherfliegen in Erwartung, dass sich auf Wiesen und Äckern etwas Nahrhaftes finde. Dabei komme es auch zu Begegnungen zwischen Sunthauser und Biesinger Störchen. Doch beim Essen hört der Spaß auf. Der Sunthauser Storch gehe auf den Biesinger entschlossen zu und vertreibe ihn.

Offensichtlich haben trotzdem alle Jungvögel genug zu essen bekommen. Lediglich in Biesingen sei einer der Jungstörche verendet. Über die Ursachen vermag Widmann nichts zu sagen. Das sei wie bei den Menschen. Da sterbe auch mal ein Kind.

Der 79-Jährige fühlt sich mit den Störchen verbunden, verfolgt ihren Werdegang bei regelmäßigen Besuchen, bis er sie schließlich beringt. Am Montag schloss er diese Arbeit für 2013 ab, als er noch in Durchhausen drei Jungvögel einen Ring am Bein anlegte. Das Brutgeschäft ist weitgehend zu Ende. Während die Altvögel am Nest bleiben, bis sie im Herbst Richtung Süden davonfliegen, rotten sich die Jungvögel in Gruppen zusammen. Doch auch sie werden die kühle Baar verlassen, um in wärmeren Gefilden zu überwintern. In zwei bis drei Jahren kommen sie geschlechtsreif zurück. Manche von ihnen auch wieder in den Schwarzwald-Baar-Kreis, so die Erfahrung von Widmann. Dann würden weitere Nester entstehen.

Vielleicht geht dann auch der lang gehegte Wunsch in Bad Dürrheim in Erfüllung, auch noch in der Kernstadt ein brütendes Storchenpaar begrüßen zu dürfen.

Zu einem Politikum wurden die Störche in Biesingen. Eine Anwohnerfamilie fühlte ihren häuslichen Segen stark beeinträchtigt, spritzten doch die Jungvögel ihren Kot in den Garten, an Hauswand und Fenster sowie auf den Kaffeetisch auf der Terrasse.

In Absprache mit den Behörden wurde nun eine Lösung gefunden. Wie gestern aus den Reihen des Ortschaftsrates zu erfahren war, finanziere das Regierungspräsidium ein Glasdach, das den gefährdeten Gartenbereich abdecke. Die Maßnahme sei allerdings noch nicht erfolgt.

Freunde haben die Störche auf der Ostbaar in der Feuerwehr Bad Dürrheim. Die erklärt sich laut Widmann regelmäßig bereit, ihn bei seinen Beringungsaktionen auf der Ostbaar zu unterstützen. Mittels Drehleiter kommt der Storchenbetreuer gut ans Nest heran, um die Vögeln zu beringen. Gespannt ist er dann, welchen von seinen Schützlingen er dann im nächsten Jahr wiedersieht.