Diese beiden Häuser und ein weiteres sollen Neubauten weichen. Statt 20 soll es künftig 50 Wohnungen geben. Anwohner und Klinikbetreiber wehren sich gegen die Pläne. Foto: Strohmeier

Wohnbebauung: Sonnenbühl-Anwohner schreiben Brandbrief an Stadtverwaltung. Konflikte seien programmiert.

Bereits im Vorfeld gab es schon Unmut bei den Anwohnern rund um die Schlossklinik Sonnenbühl über den vorgesehen Bebauungsplan. Am Donnerstag soll dieser im Gemeinderat beschlossen werden, die Anwohner wehren sich.

Bad Dürrheim. Bekanntlich hat die Betreibergesellschaft der Schlossklinik Sonnenbühl beschlossen, sich von allen Grundstücken zu trennen, die für den Klinikbetrieb nicht notwendig sind. So kam es zum Verkauf der ehemaligen Mitarbeiterwohnungen Ecke Hammerbühlstraße-Sunthauser Weg und zum Verkauf der landwirtschaftlichen Fläche zwischen Klinik und Waldkindergarten. Ebenfalls verkauft werden sollen die Mitarbeiterwohnungen in der Straße Am Sonnenbühl. Diese sollen abgerissen und Neubauten erstellt werden. So wird sich das Gesicht des Bereichs grundlegend ändern. Denn auch die Scheffelvilla, die an der Ecke Luisenstraße/Am Sonnenbühl steht ist verkauft, den Neubauplänen für diese Grundstücke stimmte der Gemeinderat bereits vor Wochen zu.

Zielgruppe für die Wohnungen sollen Familien sein

Geplant sind 50 Wohnungen, Zielgruppe ist laut Bauherr Baugenossenschaft Familienheim Schwarzwald-Baar-Heuberg, Villingen, junge Familien. Die Wohnungsmenge und Gebäudekonzeption bedeutet eine Nachverdichtung des Areals. Momentan ist das Gebiet als Sondergebiet Sanatorien ausgewiesen. Da eine allgemeine Wohnbebauung in wesentlichen Punkten dem widerspricht, ist eine Bebauungsplanänderung erforderlich. Über diese soll am Donnerstag entschieden werden.

Kurz vor der Gemeinderatssitzung am Donnerstag werden nun auch einige Anwohner der Luisenstraße und Am Sonnenbühl aktiv. Wolfgang Mayr, Hildegard Herner, Bernd Forster (für die Bewohner der Hammerbühlstraße 2) und Joachim Limberger (Klinik Limberger) appellierten mit einem offenen Brief an die Stadt, im Wortlaut: "Am Donnerstag, 12. Mai 2016 soll der Gemeinderat der Stadt Bad Dürrheim über die Satzung des Bebauungsplans Am Sonnenbühl abstimmen.

Als unmittelbar von dieser Entscheidung betroffene Bürger und Einrichtungen geben wir den Gemeinderäten folgende Punkte bei der Entscheidung zu bedenken: Mit Errichtung des vorgesehenen Bebauungsplans wird ein weiteres Sondergebiet für die touristische Entwicklung Bad Dürrheim aufgegeben. Als Ersatz für die bisher bestehenden knapp 20 Wohneinheiten sollen vier Gebäude mit künftig 50 Wohneinheiten entstehen, die alle eine Höhe von ›3 + 1‹ Geschossen haben werden. Diese Baukörper werden dann eine Massivität aufweisen, wie sie im Wohnungsbau im Kurgebiet von Bad Dürrheim bisher nicht vorkommt.

Zuletzt wurde mit dem Bebauungsplan Hammerbühlstraße ein weiteres Projekt des gleichen Bauherren, der Familienheim Schwarzwald-Baar-Heuberg eG, auf den Weg gebracht, das auf einem nur wenig kleineren Grundstück mit ›2 + 1‹ Geschossen und 36 Wohneinheiten deutlich hinter der jetzt geplanten Dimension zurückbleibt.

Die hier geplante Art der Bebauung wird den Charakter des Kurgebietes nachhaltig verändern. Bei der Realisierung der Mehrfamilienhäuser in der Luisenstraße 42 bis 48 sowie in der Hammerbühlstraße 2, die unmittelbar an die jetzt geplante Bebauung angrenzen, wurde auf eine für dieses sensible Gebiet verträgliche Bebauung größten Wert gelegt. Hier wurde auf einem wesentlich größeren Grundstück eine deutlich lockerere Bebauung gefordert. In der Luisenstraße sind deshalb in vier Gebäuden mit ›2 + 1‹ Geschossen insgesamt nur 26 Wohnungen entstanden, in der Hammerbühlstraße in ebenfalls ›2 + 1‹ Geschossen sechs Wohnungen.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur jetzt geplanten Wohnanlage steht in der Luisenstraße 40 bereits ein weiterer Investor in den Startlöchern. Möglicherweise wird dieser dann für sich die in unmittelbarer Nachbarschaft genehmigte Geschosszahl von ›3 + 1‹ ebenfalls in Anspruch nehmen und rechtlich durchsetzen wollen.

Wohnbebauung birgt großes Konfliktpotenzial mit Kurbetrieb

Das Kurgebiet von Bad Dürrheim wandelt sich so zu einem massiven Wohngebiet, in dem in dieser Dimension Konflikte mit dem kurörtlichen Geschehen programmiert sind. Die Verkehrsbelastung in der Luisen- und Hammerbühlstraße hat schon heute ein Maß erreicht, das nur eine sehr begrenzte Entwicklung zulässt. Außerdem wurden in diesem Gebiet bewusst Kliniken und Übernachtungsbetriebe angesiedelt, deren Betrieb im Umfeld einer übermäßigen Wohnbebauung Konfliktpotenzial birgt. Diese Betriebe haben sich früher bewusst für diesen Standort entschieden; sie werden durch die jetzt geplante massive Wohnbebauung stark beeinträchtigt.

Der Gemeinderat muss an dieser Stelle endlich von seinem Planungsrecht Gebrauch machen und einen maßvolle Entwicklung der Wohnbebauung in diesem Gebiet vorgeben. Die Entscheidungsfindung über die Massivität des Baukörpers wurde bisher allein anhand von Plansätzen vorgenommen.

Wir fordern, die Anzahl der Wohnungen mindestens auf ein mit den ›Mikrolofts‹ in der Hammerbühlstraße vergleichbares Maß zu reduzieren, die Geschosshöhe auf ›2 + 1‹ zu beschränken und vor einer endgültigen Entscheidung über die Satzung des Bebauungsplans zunächst ein Schaugerüst aufzustellen, das klar erkennen lässt, über welche baulichen Dimensionen entschieden wird. An anderen Stellen (Bebauung Sonnenstraße, Irma-Areal, Sattelweg) wurde dieser Weg in der jüngsten Vergangenheit ebenfalls gewählt."