Rund 30 Bad Dürrheimer waren zwei Tage lang auf Bädertour und kamen mit vielen Informationen zurück. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Minara: Bäder haben verschiedene Besonderheiten / Fachmann empfiehlt Bestandsermittlung

Ein Bestandteil der Bäderfahrt war ein über einstündiger Vortrag zum Thema Planung, Projektentwicklung und -steuerung. Klar wurde dabei, dass man Fehler machen kann, die während der Bauzeit und auch danach viel Geld kosten können.

Bad Dürrheim. "Eine mangelhafte Bedarfsplanung ist oft ein Grund, warum Bauprojekte in Schwierigkeiten geraten", erklärte Jens-Wilhelm Brand, der den Vortrag hielt. Der Ingenieur ist Chef der Firma Constrata GmbH, die schon viele Bäder realisierte, gearbeitet wurde schon für den Europapark, ein weiteres Projekt war die Therme in Lindau. Zu Beginn muss die Bedarfsplanung stehen, welche die Bedürfnisse ermittelt. Diese müsse "extrem seriös" sein. Hierfür ist nach Angaben Brands der Bauherr verantwortlich, dazu gibt es auch kein Standardverfahren. Besonderheiten beim Bäderbau seien allerdings unter anderem der gesellschaftliche Stellenwert eines Bades, die Ermittlung von einzelnen Fakten bezüglich Umkleidebereich und sanitären Anlagen, Barrierefreiheit, Hygiene und Gebäudetechnik. In dieser Phase können Veränderungen noch einfach vorgenommen werden. Je weiter die Planung voranschreite, desto teurer werden Änderungswünsche, machte Brand deutlich. Die zentrale Frage sei: "Was kann ich mir mit meinem Budget leisten?"

Ein weiteres ist die Vergabe, hier wurde im Vortrag deutlich, dass es auch verschiedene Zuständigkeitsumfänge geben kann. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die Vergabe als Totalunternehmer. Hier muss nur eine Ausschreibung erfolgen und diese wird an jemandem als Totalunternehmer vergeben, der dann das Bad bauen lässt. In Deutschland gibt es seinen Angaben zufolge rund ein Dutzend Firmen, die solches leisten können. Jedoch müsse das bei Kommunen nach geltendem Recht begründet werden, was aber durch die Besonderheit Hallenbad keine große Schwierigkeit sei, da den Kommunen im Normalfall einfach die Erfahrung und das Know-how fehlt. Diese Vergabe eignet sich laut Brand vor allem für kleine und mittelgroße Bäder.

Ein weiterer Faktor sollte berücksichtigt werden. Das ist die Wirtschaftlichkeitsprüfung. Laut Brand müsse man damit rechnen, dass ein Bad in jedem Bereich, jedes Jahr um drei Prozent teurer werde. Er plädiert für eine Modulplanung, bei der einzelne Bereich separat geplant werden und je nach Ergebnis der Ausschreibung bei der Realisierung hinzugebaut werden.

Zwei Tage waren Vertreter des Gemeinderats, der Kur und Bäder GmbH sowie der Vereine DLRG und SSC auf Bädertour. Manchem Betrachter scheint das ein zu großer Aufwand gewesen zu sein, um sich Hallenbäder "anzuschauen". Doch war es eher eine Lehr- und Erfahrungsaustauschfahrt. Die Teilnehmer kamen mit Eindrücken und mit viel Wissen zurück, welche Fehler man machen kann, was sich an Technik bewährt hat, sowie Informationen dazu, welche Badgröße für wie viel Einwohner ausreicht. Zusätzliche Themen waren Bauarbeiten sowie Bauzeit, und es gab Aussagen über den Betrieb der besichtigten Hallenbäder.

Jetzt gilt es, aus diesem ganzen Wissen das Bad Dürrheimer Optimum zu finden. Die Fachplaner sprechen von rund drei Jahren ab Planungsbeginn bis zu dem Tag, an dem eröffnet wird, rund 14 Monate entfallen auf die Bauzeit. Eine lange Zeit, und da man auf dem gleichen Platz bauen will, wo auch das jetzige Minara steht, wird die Stadt inklusive Abriss rund zwei Jahre auf das Schwimmbad verzichten müssen. Und danach wird nichts mehr sein wie vorher – sprich das Bad ist anders, und ein Außenbecken wird es voraussichtlich aufgrund der Kosten nicht mehr geben.

Der Weg dahin ist lang. Er ist gespickt mit Hindernissen, Kostenfallen und vor allem mit Emotionen auf allen Seiten. Es gibt die Bedürfnisse der Vereine, die Notwendigkeiten der Kosteneinhaltung, und die Ortsteile gilt es auch noch zu überzeugen. Die Diskussionen um das optimale Bad werden aller Wahrscheinlichkeit lang werden, sollten aber nicht zu Verwerfungen im Gemeinderat oder der Bürgerschaft führen.

Die Gemeinde Erkelenz ging beispielsweise sehr offen und transparent mit den Kosten um. Das kam gut an, wie einer der Verantwortlichen bei der Besichtigung erzählte. Sie hatten damals Beratung von außen, von einem Planungsbüro, das sich mit dem Schwimmbadbau auskennt. Und das sollte man auch in Bad Dürrheim so halten. Aus verschiedenen Gründen: Schwierigkeiten können so eher vermieden werden, und vor allem gäbe es bei Diskussion und Auseinandersetzungen einen neutralen Dritten, der sachlich, ohne Emotionen, die Dinge wieder in eine "normale" Richtung bringen könnte. Ein weiterer Vorteil: Nach den Aussagen im Vortrag, der bezüglich der Planung gehalten wurde, war klar, welchen Stellenwert diese hat. Vor allem die Bedarfsplanung zu Beginn des Projekts. In dieser Phase kann der geplante Neubau optimal an die Bedürfnisse angepasst werden – wenn man die Bedarfsplanung realitätsnah macht. In dieser Phase wird es aber wahrscheinlich auch die meisten Auseinandersetzungen geben. Auf der einen Seite hätte man gerne dies und jenes, auf der anderen Seite gibt es die Kostendeckelung und die laufenden Kosten. Diese werden auf die Stadt zukommen, gewinnbringend wurde noch kein Hallenbad betrieben.

Einiges wurde nach Aussagen der Stadtverwaltung an Daten zusammengetragen. Nun müssen diese geprüft werden. Es gilt auch einen Zeitplan zu erarbeiten und weitere Grundsatzentscheidungen zu treffen. "Gut Ding will Weile haben", besagt ein altes Sprichwort und es hat einen gewissen Wahrheitsgehalt – bis die Bagger anrollen wird es dauern. Doch Stadt, Kur und Bäder, Vereine und Gemeinderat sollten das Bad Dürrheimer Optimum bauen.