Die Feuerwehr Sunthausen sieht keine Möglichkeit, ihren Dienst fortzusetzen. Zum Jahresende hören die 39 Kameraden geschlossen auf. Grund sind Meinungsunterschiede bei der Fahrzeugbeschaffung. Bereits bei der Hauptversammlung der Gesamtwehr hatten sie ihre Misstimmung bei diesem Thema deutlich gemacht, in dem sie die Sitzung verlassen hatten. Foto: Kaletta

Vermittlung gescheitert: Gräben zwischen Abteilung und Gesamtwehr sind zu groß. Stadtkommandant bedauert Entwicklung. Mit Kommentar.

Bad Dürrheim-Sunthausen - Die Kameraden der Sunthauser Feuerwehr werden ihren Dienst zum Jahresende "definitiv" aufgeben. "Wir sehen keine andere Möglichkeit", beschreibt Abteilungskommandant Manfred Gail die verfahrene Situation.

Die Gräben zwischen Gesamtfeuerwehr und Sunthauser Abteilung traten bei der Sitzung des Gesamtfeuerwehr-Verwaltungsrats deutlich zu Tage. Auch beim letzten Lösungsvorschlag, der einer Mediation (Vermittlung), wurde keine Einigkeit erzielt. "Für uns war klar, das macht nur Sinn, wenn alle mitmachen", gibt Gail den Standpunkt der Sunthauser wieder: An einer Mediation sollten nicht nur ihre Abteilung, sondern auch Gesamtfeuerwehr, Gemeinderat und Stadt teilnehmen. Das habe die Gesamtfeuerwehr aber abgelehnt.

Gesamtkommandant Volker Heppler hingegen erklärt, die Gesamtwehr habe sich vor einer Mediation nicht verschlossen, aber die Handlungsspielräume seien begrenzt gewesen. Eine Fahrzeugbeschaffung wie sie die Sunthauser Wehr wünschte, mit integrierter Kabine, sei nicht als machbar angesehen worden.

Die unterschiedlichen Ansichten bei der Fahrzeugbeschaffung waren der Grund, weshalb es überhaupt zu der ganzen Misere gekommen war. Die Sunthauser Abteilung befürwortet ein Fahrzeug mit integrierter Kabine. Der Vorteil: Bereits bei der Anfahrt können Feuerwehrleute Atemschutz anlegen. Das ermöglicht eine schnellere Einsatzfähigkeit.

Der Gemeinderat entschied jedoch in Absprache mit der Gesamtfeuerwehr, eine jeweils 30 000 Euro günstigere Variante für die Abteilungen Sunthausen, Hochemmingen und Öfingen zu kaufen. Bei diesem Fahrzeug ist ein Anziehen des Atemschutzes während der Fahrt nicht möglich. Nach Meinung des Gemeinderats ist den Anforderungen an die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr trotzdem genüge getan. Außerdem würden wesentliche Verbesserungen zur jetzigen Ausstattung der Abteilungen erzielt.

Das Öfinger Fahrzeug ist so gut wie fertig und soll nach Kenntnisstand Hepplers Anfang nächsten Jahres ausgeliefert werden. Um den Aufwand für Ausbildung möglichst gering zu halten, empfiehlt sich laut Heppler die Anschaffung gleichartiger Fahrzeuge. Das spreche gegen eine Sonderlösung für Sunthausen.

Außerdem hätten sich im Laufe des Verfahrens Vorteile für das jetzt bestellte Fahrzeug mit Doppelkabine herauskristallisiert. Diese 30 000 Euro günstigere Variante biete mehr Raum für Löschwasser und Material für technische Hilfe. "Einziger Nachteil" sei tatsächlich, dass die Mannschaft "sehr beengt" sitze. Die Feuerwehrkommandanten von Öfingen und Hochemmingen hätten diese Aspekte gegenüber ihren Abteilungen deutlich gemacht und dadurch mehr Offenheit für diese Fahrzeugbeschaffung erreicht. Das hätte eine Mediation möglicherweise auch bei der Sunthauser Feuerwehr bewirken können.

Die Sunthauser jedoch wollten eine Mediation ergebnisoffener angehen, nicht mit der Vorgabe, dass die von ihnen gewünschten Variante mit integrierter Kabine von vorneherein ausgeschlossen wird. "Wir haben vieles versucht", verweist Abteilungskommandant Gail auf vorausgegangene Vorschläge der Sunthauser Kameraden, die 30 000 Euro Mehrkosten durch Spendengelder beizusteuern oder dass ihr Fahrzeug zu einem späteren Zeitpunkt bestellt wird. All das sei abgelehnt worden.

Nach den unterschiedlichen Vorstellungen über den Verlauf einer Mediation fiel dann schließlich beim Treffen der Abteilung am Mittwochabend im Gerätehaus der Beschluss, zum Jahresende geschlossen aufzuhören. Sprich, alle 39 aktive Feuerwehrkameraden werden ihren Dienst zum 31. Dezember beenden. Der formale Akt hierzu soll bei einer Sitzung am Dienstag, 30. Dezember, 20 Uhr, im Sunthauser Gerätehaus erfolgen.

"Damit ist nicht die Abteilung aufgelöst", stellt Gail klar. Schließlich sei die Abteilung eine städtische Einrichtung und könne nur durch die Stadt aufgelöst werden. Aber es sei dann ab dem neuen Jahr eben niemand mehr in der Abteilung.

"Der Brandschutz für Sunthausen ist trotzdem gesichert", betont Heppler. Schon jetzt würden untertags alle Abteilungen der Gesamtstadt alarmiert. Natürlich kämen ab dem neuen Jahr einige Minuten Anfahrtszeit hinzu, die die umliegenden Abteilungen bräuchten, um nach Sunthausen zu gelangen. Die Hilfsfrist von maximal zehn Minuten von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort werde aber eingehalten. Die Anfahrt von Biesingen oder Oberbaldingen nach Sunthausen dauere wenige Minuten.

Heppler bedauert es "persönlich", dass die Sunthauser Wehr nun zurücktreten wird und es nicht gelungen sei, sie doch noch mit dem geplanten Fahrzeug anzufreunden.

Aus anderen Gründen bedauert Manfred Gail die Entwicklung. So habe auch die Gesamtfeuerwehr ursprünglich das Fahrzeug mit integrierter Kabine gewollt, sich dann aber den Sparvorgaben der Stadt gebeugt. Bereits vor einem Monat sei ein Förderverein für die Sunthauser Feuerwehrabteilung gegründet worden, in der sich Feuerwehrleute für Vorstandsaufgaben bereit erklärten. Auch das zeige, wie motiviert die Abteilung gewesen sei und gerne weitergemacht hätte.

Der Gemeinderat befasste sich in seiner gestrigen Sitzung mit der Übertragung des Vermögens aus der Kameradschaftskasse der Feuerwehr Sunthausen an den Förderverein (wir berichten noch). Abhängig von dieser Entscheidung sieht Gail die Arbeitsfähigkeit des Fördervereins mit seinem Vorsitzenden Mike Gail. Wenn das Geld übertragen werde, könne der Verein effektiver ans Werk gehen. Ein Ziel sei es, wieder neue Feuerwehrleute für die Sunthauser Abteilung zu finden. Falls das Geld jedoch nicht dem Förderverein weitergereicht werde, könnte das auch das schnelle Aus des Vereins bedeuten.

Kommentar: Enttäuschend

Markus Reutter

Die Feuerwehr Sunthausen hat die Schnauze voll von den Auseinandersetzungen um ihr neues Fahrzeug und quittiert ihren Dienst zum 31. Dezember. Bereits jetzt ein denkwürdiges Datum, besteht doch die Gefahr, dass sich Sunthausen und der Rest der Gesamtstadt ein Stück weit entzweien. Es gleicht einem Grabenkampf, den Gesamtwehr, die Sunthauser Kameraden und der Gemeinderat sich in den vergangenen Monaten geliefert haben.

Das Resultat ist besonders für die Bevölkerung eine herbe Enttäuschung, müssen die Einwohner Sunthausens doch ab Januar möglicherweise längere Zeiten in Kauf nehmen, bis die Rettungskräfte im Brandfall vor Ort sind. Doch die Hoffnung auf einen Neuanfang besteht. Vielleicht lassen sich neue Leute vor Ort finden, um die Abteilung wieder mit Leben zu füllen. Aber der Ärger über die jetzige Entwicklung wird noch lange nachhallen.