Gründung einer Musikkapelle im Jahr 1863 / Jubiläumsfeier vom 3. bis 5. Juli im Festzelt auf Parkplatz Stadtmitte

Bad Dürrheim (rtr). Das Blasorchester feiert am Wochenende vom 3. bis 5. Juli sein 150-jähriges Bestehen. Im Festzelt auf dem Parkplatz Stadtmitte zwischen dem Haus des Bürgers und Haus des Gastes wird ein umfangreiches Programm geboten.

Über die 150-jährige Geschichte des Blasorchesters Bad Dürrheim informiert unter anderem die Chronik, die bereits zur Feier des 125-jährigen Bestehens im Jahr 1990 erschienen ist. Darin heißt es, dass Hauptlehrer Wöhrle und der Dürrheimer Johann Hiestand im Jahr 1863 eine Musikkapelle gründeten. Unterbrochen wurde die Vereinstätigkeit im Juli 1870 wegen der Mobilmachung für den Krieg mit Frankreich. Nach dem Krieg wurden 1871 die regelmäßigen Übungsstunden wieder aufgenommen. Nachdem der Dirigent der jungen Kapelle, Hauptlehrer Wöhrle, 1868 nach Dauchingen versetzt wurde, übernahm Hiestand den Taktstock. Wirtschaftliche Not in Deutschland setzte auch den Dürrheimern Ende des 19. Jahrhunderts zu. Etliche Einwohner verließen die Heimat Richtung Nordamerika. Hiestands Einsatz für den Erhalt der Kapelle zeigte Erfolg. So formierte sich im Jahr 1897 die so genannte Salinenmusik wieder neu mit Johann Hiestand als Dirigenten. Die zwölf Musiker waren, wie aktenmäßig vermerkt ist, in der Lage, eine leichte, aber gefällige Konzert- und Tanzmusik vorzutragen.

Auf Wunsch des 1890 gegründeten Kurvereins übernahm die Blasmusik im Jahr 1902 die Funktion einer "Kurmusik", wie in der Chronik geschildert wird. Während der Sommermonate spielte sie wöchentlich zweimal. Die Aufgabe als Kurmusik endete jedoch schon 1903, als der Kurverein eine eigene Kapelle mit Berufsmusikern verpflichtete.

1905 gab die Saline außerdem die Betreuung der Kapelle auf. Um den weiteren Bestand zu sichern, stellte die Gemeinde im Jahr 1910 Josef Happle als Dirigenten an und zahlte die Vergütung. Der damalige Bürgermeister Alois Fischerkeller verfasste die Statuten mit Musikvertrag und legte darin eine strenge Ordnung fest, heißt es in der Chronik des Blasorchesters. Die Musiker wurden zu Gehorsam gegenüber dem Dirigenten verpflichtet, das Rauchen in der Probe sowie bei allen Aufführungen wurde strengstens verboten, und für das unentschuldigte Fernbleiben wurden kräftige Geldstrafen angedroht.

Eine erneute Zäsur bildete der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914, sämtliche Musiker wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Mehr als ein Drittel von ihnen sah die Heimat nie wieder. Da weckte August Weißhaar durch Gespräche mit seinen früheren Musikkameraden 1919 das Interesse neu. So konnte eine kleine Kapelle gegründet werden.

Dank des Engagements der Verantwortlichen konnte die Kapelle wachsen und ihr Können verfeinern. Einen außergewöhnlichen Erfolg brachte das Bundesmusikfest 1933 in Freiburg. In der Oberstufe erhielt das Blasorchester beim Preisspiel einen I-a-Preis für Wagners Ouvertüre zu "Rienzi".

In den Jahren des Dritten Reiches musste die Kapelle bei parteilichen Anlässen spielen. Einige Aufregung gab es, als die Partei den Vorschlag brachte, das Blasorchester solle sich in eine SA-Kapelle umwandeln. Dieser Versuch scheiterte aber am entschlossenen Widerstand der Mitglieder. Die Einberufungen zum Kriegsdienst ließ das Blasorchester immer kleiner werden. Bei der Primizfeier im Jahre 1942 für Franz Hüssler konnten nur noch neun Musiker spielen, darunter vier Jungmusiker, die noch nicht einberufen worden waren.

Die wenigen 1945 heimgekehrten Musiker entschlossen sich alter Tradition gemäß, bei der Fronleichnamsprozession zu spielen. Tags darauf kam von der französischen Militär-Kommandantur der Befehl, alle Musikinstrumente abzuliefern. August Isele berichtete aus dieser Zeit: "Es kam eine Abordnung Franzosen und durchsuchte unsere Schränke im Probelokal. Sie nahmen sämtliche Instrumente, 64 an der Zahl, mit." In der Folgzeit wurden Instrumente, meist von anderen Kapellen, gekauft oder geliehen. Am 7. Juni 1946 kam es zur Wiedergründung der Musikkapelle.

Im Jahr 1971 wurde das Blasorchester ins Vereinsregister eingetragen. Eine hohe Auszeichnung erhielt die Kapelle im Oktober 1971 mit der Verleihung der Pro-Musica-Plakette für ihr langjähriges Wirken und Förderung des kulturellen Lebens.

Vor etwa zehn Jahren kleidete sich das Blasorchester neu ein. Während die Uniformen vormals an eine Schwarzwaldtracht erinnerten, untersteichen sie jetzt mit blauer Weste, weißem Hemd, weinroter Krawatte, schwarzem Jacket und Hose den Charakter der Kapelle als konzertantes Blasorchester. Die Frauen haben ein ähnliches Erscheinungsbild. Im Jubiläumsjahr führt Vorsitzender Markus Heinemann das Blasorchester, das musikalisch von Dirigent Kuno Mößmer geleitet wird.

Das eigentliche Jubiläumsjahr war ausgehend von der Gründung einer Musikkapelle 1863 bereits vor zwei Jahren. Doch wie Vorsitzender Markus Heinemann erklärt, habe es 2010 und 2013 größere Veränderungen im Vorstand gegeben. Da sei es besser gewesen, das Jubiläumsfest auf dieses Jahr zu verschieben.