Kein Hingucker ist die ehemalige Rehaklinik Irma derzeit: Fensterscheiben sind eingeworfen, das Dach teilweise kaputt. Foto: Reutter

Holger Kurz stellt Konzept für Folgebebauung vor. Nutzung der Scheffelvilla ebenfalls Thema im Rat.

Bad Dürrheim - Bauamtsleiter Holger Kurz erfreute in der Gemeinderatssitzung mit seinem Blick aufs Große und Ganze, als es um die Folgebebauung auf dem Gelände der ehemaligen Irma-Klinik ging. Doch die moderne Architektur überzeugte nicht alle.

Eindrucksvoll stellte Kurz die städtebaulichen Zusammenhänge vom Lindenplatz bis zum Kurpark vor und wie sich darin eine künftige Architektur auf dem Areal der ehemaligen Rehaklinik Irma positionieren könnte. Mit mutigem Strich zeichnete er die Linien zweier asymmetrischer Gebäude, die er gegeneinander verschränkt, wodurch neue Plätze entstehen. So kommt es zu einer ungewohnten Öffnung zum Hindenburgpark hin, die diese innerstädtische Grünfläche beleben soll. Ebenso soll der Weg an der Stillen Musel eine neue Attraktivität erlangen.

Das Lob zog sich fast durch alle Fraktionen. Ein "Kompliment" gab Andrea Kanold (FDP) an Kurz und das Architekturbüro Rebholz weiter für das "selbstbewusste Gebäude", dass da an "sehr prominenter Stelle" errichtet werden könnte. Wolfgang Kaiser (LBU) rühmte die Funktionalität des Entwurfs als "sehr, sehr guten Schritt". Wichtig sei jedoch auch die Gestaltung der Nutzung der beiden Gebäude, um das Areal touristisch und für die Einwohner interessant zu halten.

Heinrich Glunz (CDU) würdigte ebenfalls das vorgelegte Konzept, wobei die moderne Architektur für manchen in Bad Dürrheim "gewöhnungsbedürftig" sein dürfte. Doch mit dem Vorhaben könne ein "markantes Zeichen" gesetzt und die jetzige, unbefriedigende Situation beseitigt werden. Damit spielte Glunz auf die ehemalige Irma-Klinik an, die an zentraler Stelle mit eingeschlagenen Fenstern und teilweise kaputtem Dach einen jämmerlichen Anblick bietet. Von einer beeindruckenden Vorstellung sprach Andreas Nachbaur (SPD), auch wenn man beim ersten Hinschauen auf den fünfgeschossigen Gebäudeentwurf schon schlucken könne.

Konkreter wurde die Kritik bei Günter Tschida (Freie Wähler), der bei dem Konzept die Vorgabe aus einer früheren Sitzung des Technischen Ausschusses vermisste. So habe der Ausschuss kein Flachdach gewollt. Die moderne flächige Ausstrahlung des Entwurfs stellte er ebenfalls in Frage und erinnerte an Bausünden der Vergangenheit in der Kurstadt, als schöne alte Gebäude mit Jugendstilelementen abgerissen worden seien.

Kaiser merkte an, dass diese Bausünden in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückreichten. Das Gasthaus Sonne an dieser Stelle habe noch zu einer Belebung des Vorplatzes geführt, dass sei bereits bei der "Irma" verloren gegangen. Das neue Konzept hingegen könne ein Gewinn sein. Bei den Gegenstimmen vor allem aus den Reihen der Freien Wähler stimmte der Gemeinderat dem von Kurz vorgestellten Konzept mehrheitlich zu. In einer der nächsten Sitzungen soll ein vorhabenbezogener Bebauungsplan zu dem Areal präsentiert werden.

Ein weiteres städtebauliches Thema war die Bebauung und Nutzung des Areals der Scheffelvilla in der Luisenstraße 40 a. Ein in die Planung involviertes Ingenieurbüro berichtete über die Eckpunkte. Demnach soll dort ein Wohnbauprojekt mit 19 Wohneinheiten und Tiefgarage entstehen.

Bedenken hatte das Klinikforum vorgetragen, das diesen Bereich gerne für das Kurwesen genutzt sehen würde. Bürgermeister Walter Klumpp merkte an, dass eine Tagung geplant sei, die die städtebauliche Entwicklung im Hinblick auf das Kurwesen als Thema habe. Der Gemeinderat billigte den Entwurf mehrheitlich. Der vorhabenbezogene Bebauungsplan für das Areal der Scheffelvilla soll nun erneut in die Offenlage gehen.