Mehr Besucher hatte man in Hochemmingen zur Informationsveranstaltung über die Antragsstellung in das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum erhofft. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

ELR-Programm: Ortsentwicklung interessiert die Bevölkerung anscheinend wenig

Von Georg Kaletta

Verhalten fiel das Interesse der Bürger von Hochemmingen, Biesingen und Sunthausen aus, die zu einem Informationsabend in den Hochemminger Bürgersaal eingeladen waren.

Bad Dürrheim-Hochemmingen. Thema war die angestrebte Aufnahme aller sechs Bad Dürrheimer Ortsteile als Schwerpunktgemeinde in das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum (ELR). Lediglich 20 Zuhörer fanden sich im Hochemminger Bürgersaal ein, von denen die Hälfte Mitglieder der jeweiligen Ortsgremien waren, denen die Antragskriterien in den letzten Wochen bereits bei Zusammenkünften der Ortschaftsräte vorgestellt wurden.

Der von der Stadt mit der Antragsstellung beauftragte Henner Lamm vom Büro Kommunalplan brachte den interessierten Bürgern die Förderkriterien des neu ausgerichteten Entwicklungsprogramms näher. Als Voraussetzung, als Schwerpunktgemeinde anerkannt zu werden, nannte Lamm die Erstellung einer umfassenden Entwicklungskonzeption in Zusammenarbeit mit den Ortsteilen und seiner Bewohner. Um aus der Bürgerbeteiligung möglichst weitreichende Erkenntnisse zu gewinnen, wurde ein drei Seiten umfassender Fragebogen erstellt. Die Fragen beziehen sich auf das Ortsbild, Gestaltung der Straßenräume, der Verkehrssituation, dem Angebot an Bauplätzen, den Angeboten für Familien, Jugend und Senioren, den Angeboten von Handel und Dienstleistern, Arbeitsplätze vor Ort und weiterem mehr. Mit dem Fragebogen können die Bürger ihre Eindrücke über die Gemeinde in mehreren Punkten darlegen.

Von den Ergebnissen erhofft man sich auch, dass die Stärken und Schwächen der einzelnen Ortsteile erkennbar werden und daraus endsprechende Handlungsansätze folgen. Die Fragebögen werden den Bürgern über die Ortsverwaltungen zugestellt, wo sie auch wieder ausgefüllt bis zum 15. Mai abgegeben werden sollten.

Zudem möchte die Stadt den Fragebogen auf ihrer Homepage einstellen. Bürgermeister Walter Klumpp bekräftige die Wichtigkeit der Bürgerbeteiligung in Form des anonym auszufüllenden Fragebogens, dessen Ergebnisse in die Antragsstellung eingearbeitet werden. Am 9. Mai findet die Projektvorstellung vor Ort für die Vertreter des Regierungspräsidiums statt. Der Zustimmungsbeschluss zur Antragsstellung durch den Gemeinderat soll im Juli erfolgen. Bereits im September wird die Entscheidung erwartet, ob die Aufnahme in das Programm erfolgt, gab der Bürgermeister bekannt.

Bad Dürrheim-Hochemmingen (kal). Die Ortsvorsteher von Hochemmingen, Sunthausen und Biesingen hoffen, dass die Bürger regen Gebrauch von den Fragenbögen machen werden, da die Ortsverwaltungen unter anderem daraus Schlüsse zu erwünschten Handlungsfeldern ziehen können.

Auf den Ist-Zustand von Hochemmingen eingehend, brachte Ortsvorsteher Helmut Bertsche in Erinnerung, dass sich in den letzten Jahren die Bank und Post aus dem Stadtteil zurückgezogen haben, glücklicherweise aber eine Bäckereifiliale eröffnet wurde, so dass die Nahversorgung nicht gänzlich zum Erliegen kam. Die innerörtliche Bauentwicklung sei schwierig zu bewerkstelligen, da sich die Grundstücke durchweg in Privatbesitz befinden. Deshalb sah Bertsche Handlungsbedarf zur Ausweisung eines Wohngebietes und Gewebegebietes, da für beides Bedarf vorhanden ist. Große Hoffnung habe man, dass die schon viele Jahre auf der Wunschliste stehende Sanierung des Rathausplatzes im Jahr 2017 erfolgen wird.

Der Biesinger Ortsvorsteher Stephan Klemens äußerte seine Besorgnisse darüber, dass es in naher Zukunft etliche Leerstände von Häusern in der Baarstraße und dem Kirchplatz geben wird. Die dort vorhandenen überwiegend sehr alten Gebäude werden sich seiner Einschätzung nach schwer veräußern lassen. Sehr schön wäre, wenn sich das wiederholen ließe, was sich vor rund 20 Jahren mit dem Zuzug etlicher jungen Familien mit ihren Kindern ereignete.

Die heute zwischen 25 und 28 Jahren alten einstigen Kinder würde man gerne zurückholen. Doch Biesingen kann kein Bauland anbieten und Wohnungen werden auch kaum vermietet, beschrieb Klemens die Begebenheiten. Selbst wünschte er sich die Sanierung des Rathauses, zumal sich in seinem Büro allmählich der Boden verabschiedet, was an der Bausubstanz mit den ohnehin schiefen Wänden und unebenen Böden liegen mag.

Für erforderlich hielt Albert Scherer, dass in Sunthausen etwas geschieht, um die Parkplatzsituation in der Ortsmitte bei Veranstaltungen zu entschärfen. Damit müsste auch die Gestaltung der Dorfplatzmitte einhergehen. Vorstellbar war für ihn auch die Anlegung eines Radwegs in die Nachbargemeinde Biesingen. Ob dies in Form eines Melap-Wegs geschieht, wie er mit finanzieller Unterstützung aus diesem Förderprogramm zwischen Ober-und Unterbaldingen gebaut wurde, sollte abgewogen werden. Eine Nahversorgung findet im Ort faktisch nicht statt. Gut aufgestellt sei Sunthausen mit seiner Vereinsgemeinschaft.