Angehende Mechatroniker bei BMW Foto: dpa

Mehr Jugendliche als 2014 beginnen eine Ausbildung im Handwerk. Dennoch sind im Südwesten noch 8000 Lehrstellen unbesetzt. Die Zuwanderung könnte den Mangel abmildern.

Stuttgart - Kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres im September sucht das Handwerk in Baden-Württemberg noch dringend Fachkräfte-Nachwuchs: Bis zu 8000 Lehrstellen sind noch unbesetzt, teilte der Handwerkstag des Landes mit. Rund 12 400 Jugendliche haben bislang einen Ausbildungsvertrag unterschrieben – etwa 2,7 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Der Anstieg könnte mit dem verbesserten Image des Handwerks und der gestiegenen Attraktivität der Berufe zusammenhängen, sagte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold unserer Zeitung: „Vor 20 Jahren hat noch niemand von Elektromobilität gesprochen – heute bilden wir junge Leute aus, die in der Lage sind, solche Fahrzeuge zu warten.“ Wie sich die Berufsbilder und das Handwerk ändern, zeigen wir in einer Serie.

Branchenübergreifend hält der Abwärtstrend bei der Zahl der Lehrlinge jedoch an. Im Jahr 2014 gab es im Südwesten rund 192 000 Auszubildende, wie das Statistische Landesamt unserer Zeitung mitteilte. Dies waren so wenige wie seit 15 Jahren nicht mehr. Grund für den Rückgang sind die geburtenschwachen Jahrgänge sowie der Trend, nach der Schule statt einer Lehre ein Studium zu beginnen. Dagegen stieg der Anteil der Ausländer unter den Azubis auf 10,4 Prozent – der höchste Wert seit mehr als zehn Jahren. „Die Zuwanderung könnte helfen, den Fachkräftemangel abzumildern“, heißt es bei der IHK Region Stuttgart.

Reichhold forderte, verstärkt auch junge Flüchtlinge auszubilden: „Jede Hand, die mit anpackt, ist eine Hand, die das Problem minimiert.“ Dazu müsse die Politik die Rahmenbedingungen anpassen. „Wenn wir Flüchtlinge ausbilden, muss ein Bleiberecht für mindestens drei Jahre Ausbildung plus zwei Jahre Berufstätigkeit gewährleistet werden.“