Vulkan-Aschewolke Quelle: Unbekannt

Die Asche des aktiven Gletschervulkans auf Island bremst weiter den Luftverkehr in Europa. Die britische Flugsicherung NATS stoppte am Sonntag alle Starts und Landungen auf einer Reihe von Flughäfen im Norden der Inseln

Hamburg - Die Asche des aktiven Gletschervulkans auf Island bremst weiter den Luftverkehr in Europa. Die britische Flugsicherung NATS stoppte am Sonntag alle Starts und Landungen auf einer Reihe von Flughäfen im Norden der Inseln.

Dort liegt nach Messungen des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt (DLR) eine drei Kilometer dicke Aschewolke in der Luft. Der Luftraum über der Bundesrepublik blieb nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) frei.

"Bis auf weiteres kann uneingeschränkt geflogen werden, wahrscheinlich mindestens bis Dienstag", sagte eine DFS-Sprecherin am Sonntag. Unterdessen wurde bekannt, dass Lufthansa-Sicherheitspilot Jürgen Steinberg nach seiner Kritik an den Sichtflügen sein Amt aufgibt. Und Ryanair soll in Italien drei Millionen Euro Strafe zahlen, weil der Billigflieger dort beim Aschealarm im April gestrandete Passagiere im Stich ließ.

Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften erklärte am Sonntag: "Die deutschen Fluggesellschaften führen ihren Flugbetrieb ganz normal weiter." Noch am Freitag hatte es so ausgesehen, als ob von Montag an mit Einschränkungen zu rechnen sei. Der Wind über dem Vulkan Eyjafjallajökull in Island hatte gedreht und trieb die Aschewolke auf den Kontinent zu. "Derzeit gibt es keine Anzeichen, dass die Eruptionen beendet werden könnten", hieß es in der Mitteilung des Meteorologischen Instituts in Reykjavik.

Mögliche Flugverboten bis mindestens Dienstag

Die britische Flugsicherung NATS verbot Starts und Landungen in Manchester, Birmingham, Liverpool, Leeds sowie in Teilen Schottlands und in der britischen Provinz Nordirland. London war zunächst nicht betroffen. Die Einschränkungen für den Flugverkehr sollten bis mindestens 2.00 Uhr (MESZ) gelten. Auch Irland war betroffen: In Dublin sollten bis voraussichtlich 10.00 (MESZ) die Maschinen stillstehen. Das britische Transportministerium warnte vor möglichen Flugverboten bis mindestens Dienstag.

Der DLR-Flug fand Vulkanasche über dem Norden Großbritanniens im Luftraum zwischen 4000 und 7000 Metern, sagte DLR-Sprecher Andreas Schütz nach Rückkehr des Messflugzeugs nach Oberpfaffenhofen bei München. "Die ersten Daten haben wir den Behörden in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland bereits online zur Verfügung gestellt", sagte Schütz. Die Maschine vom Typ Falcon sei momentan das einzige einsatzbereite Messflugzeug in ganz Europa.

Auch eine Lufthansa-Maschine kehrte von einem rund sechsstündigen Vulkanasche-Messflug über Europa am Sonntagnachmittag auf den Frankfurter Flughafen zurückgekehrt, wie eine Sprecherin des Unternehmens mitteilte. Im Bauch der Maschine befand sich der Forschungscontainer "Caribic" des Mainzer Max-Planck-Instituts. Über Ergebnisse wurde zunächst nichts genaueres bekannt.

Nach seiner Kritik an den Sichtflügen während der Luftraumsperre im April scheidet der Lufthansa-Sicherheitspilot Jürgen Steinberg am 1. August aus seiner Funktion aus. Dies geschehe in beiderseitigem Einvernehmen, sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Steinberg hatte sein Ja zu Sichtflügen bedauert und gesagt, dies dürfe sich nicht wiederholen. Er bleibt aber Pilot.

Der Billigflieger Ryanair soll in Italien drei Millionen Euro Strafe zahlen, weil er im Vulkanasche-Chaos gestrandeten Passagieren nicht genug geholfen hat. Das italienische Amt für Flugsicherheit (ENAC) verdonnerte Ryanair zu der Geldstrafe, wie die römische Zeitung "La Repubblica" berichtete. Die Fluglinie sei auf dem römischen Flughafen Ciampino in mindestens 178 Fällen ihren Pflichten nicht nachgekommen. Sie habe Passagiere unzureichend mit Lebensmitteln, Getränken, Hotelbetten oder Ersatzflügen versorgt.

Der Präsident der Fluglinie Virgin Atlantic, Sir Richard Branson, kritisierte die Schließung des Flughafens in Manchester. "Alle Testflüge von Fluggesellschaften, Flugzeug- und Motorenherstellern haben bislang keine Beweise gebracht, dass die Fluglinien nicht in kompletter Sicherheit normal weiterfliegen können", sagte Branson am Sonntag. "Über tausend Flüge sind vergangene Woche in Frankreich unter ähnlichen Bedingungen gestartet."

Ein Sprecher von British Airways (BA) forderte, die Fluggesellschaften sollten selbst entscheiden können, ob sie fliegen oder nicht. Die britische Luftfahrtbehörde CAA wehrte sich gegen die Vorwürfe: Die Sicherheit der Passagier habe absoluten Vorrang.

Mitte April waren weite Teile des Luftraums über Europa tagelang gesperrt worden. Zehntausende Flüge fielen wegen der Aschewolke über Europa aus. Hunderttausende Fluggäste strandeten an den Flughäfen.

Flugsicherheitsbehörde CAA: www.caa.co.uk

Flugsicherheitsbehörde IAA: www.iaa.ie

Flugsicherung Nats: www.nats.co.uk

Wetterbehörde: www.metoffice.gov.uk

Flugsicherung DFS: www.dfs.de

Lufthansa-Messflüge: www.caribic.de

(dpa)